Zur Karriere von Sylvester Schiegl
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß der Volks- und Mittelschule absolvierte ich in Abendkursen ein EDV-College in Wien. Parallel dazu war ich im Rechenzentrum der Bundeswirtschaftskammer beschäftigt. Anschließend übersiedelte ich nach Krems und wurde Organisationsprogrammierer bei der Firma Eybl. Ich nützte meine Freizeit für meine Weiterbildung und absolvierte Kurse für Kostenrechnung, Bilanzbuchhaltung, Personalverrechnung, Handels- und Steuerrecht, usw. Ich sah darin die einzige Chance, Wissen zu erwerben, das man sonst nur durch ein Hochschulstudium bekommt. Mein Fachwissen im Bereich EDV basierte ebenfalls auf intensiver Weiterbildung. Mein Bildungsaufwand betrug damals sicher 30 Prozent der Arbeitszeit. Im Laufe der Zeit wurde ich stellvertretender Leiter der EDV-Abteilung. 1988 wechselte ich in die Informatikabteilung der Krems-Chemie. Damals wurden noch sämtliche Softwarelösungen innerbetrieblich selbst programmiert. Es war notwendig, mir umfassendes Wissen über den Betrieb anzueignen, damit die Softwarelösungen den Anforderungen entsprachen. Im Jahr 1995 übernahm ich die Leitung des Zentralbereiches Organisation und Informatik. Anfang 1996 führte ich eine Standardsoftware im Betrieb ein, die einen radikalen Einschnitt in das Betriebsgeschehen darstellte. Dieses Projekt forderte mich bis zu meinen Grenzen. Einerseits fehlte zum Teil die Unterstützung des Managements, andererseits war sehr viel Aufklärungsarbeit bei den Mitarbeitern notwendig. Dieses Projekt bot mir die Möglichkeit, vom introvertierten Programmieren wegzukommen und aktiv mit Menschen zu arbeiten. Nach der erfolgreichen Umsetzung dieses Projektes überlegte das Management, die Bereiche IT, Organisation und Personal zusammenzulegen. Da ich durch meine privaten Weiterbildungsaktivitäten die notwendigen Voraussetzungen für eine solche Aufgabe hatte, wurde diese Rationalisierungsmaßnahme erfolgreich durchgeführt. Der nächste Meilenstein meiner Karriere war 1997 die Übernahme der Krems-Chemie durch einen finnischen Konzern. Zehn Monate nach dieser Übernahme suchte man einen Personalleiter für den Konzern. Überraschender Weise trat der Konzern mit der Bitte an mich heran, diese Position zu übernehmen, was für mich eine enorme Herausforderung bedeutete. Ich fand in Helsinki ein hervorragendes Team vor, das mich bei der Bewältigung dieser Aufgabe perfekt unterstützte. Ich absolvierte Weiterbildungen im Managementcenter Europe in Brüssel und erweiterte mein Wissen über Human Ressources. Nach einem Jahr kam bereits die nächste große Herausforderung auf mich zu. Der finnische Konzern fusionierte mit dem norwegischen Konzern, und ich wurde als Projektleiter für Personalintegration eingesetzt. Parallel dazu erfolgten Restrukturierungsmaßnahmen in der Krems-Chemie. Dies bedeutete einen Personalabbau von 600 auf de facto 180 Mitarbeiter innerhalb der Krems-Chemie. Wir konnten aber weitere 220 Arbeitsplätze durch Outsourcing an neue selbständige Firmen erhalten. Weiters haben wir einzigartige Maßnahmen getroffen, damit die gekündigten Mitarbeiter nicht vor dem Nichts stehen. Wir gründeten eine Stiftung, die es den Kollegen ermöglichte, innerhalb von 2 - 4 Jahren einen neuen Beruf zu erlernen und setzten Sozialarbeiter für das Coaching ein. Diese Investitionen haben sich umgehend bezahlt gemacht, da sich das Konfliktpotential sehr bald senkte und die Motivation des Personals wiederhergestellt werden konnte. Anfang des Jahres 2001 stand ich vor der Entscheidung, nach Helsinki zu übersiedeln, was aufgrund meiner familiären Situation nicht möglich war. Gleichzeitig wurde die Krems-Chemie in Dynea Austria GmbH umbenannt. Nach reiflicher Überlegung wurde ich vom Konzern mit der Geschäftsführung des Kremser Werkes beauftragt. Seit Oktober 2001 befinden wir uns in der Konsolidierungsphase und die Geschäftsziffern gehen nach oben. Die Dynea ist weltweiter Technologieführer bei Kunstharzleimen und stellt Kunstharze für die holzverarbeitende Industrie her. Diese Harze verwendet man zur Erzeugung von Spanplatten, Sperrholz, Isolierwolle, Schleifscheiben, für den konstruktiven Holzleimbau, im Gießereibereich, usw.