Zum Erfolg von Eckhard Oberklammer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist die notwendige Voraussetzung für die langfristige Existenzsicherung eines Unternehmens. Er stellt sich ein durch Zufriedenheit, Grundsatztreue und eine zweifellose Einstellung zu sich selbst ein, ich habe also keine „erotische Beziehung“ zum Erfolg. Die Zahlen, die in bezug auf Zuwachsraten weit über dem Branchendurchschnitt liegen, geben ein eindeutiges Zeugnis meines Erfolges.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nach objektiven Kriterien ja, weil ich die Umsätze der Bank deutlich steigern konnte. Weiters beziehe ich den Erfolg auf meine Mitarbeitersituation, die durch äußerst geringe Krankenstandszeiten und hohe betriebsinterne Zufriedenheit gekennzeichnet ist.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Sicher meine Hartnäckigkeit, mich von Schwierigkeiten nicht einschüchtern zu lassen, ein unbeirrtes Vorwärtsgehen, Geschäfte mit Anstand zu machen und Ehrlichkeit über lange Zeit, wie zum Beispiel gleiche Zinssätze für alle oder spesenfreie Kontoführung, die Fähigkeit zum Koordinieren, genaue Arbeitsablaufbeschreibungen und Transparenz innerhalb des Unternehmens.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Schon zu Beginn meiner Zeit bei der Sparda-Bank, da ich bereits im ersten Jahr die Bilanz um 50 Prozent steigern konnte.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
In meinem großen Freundeskreis haftet mir der Makel des Bankangestellten an, der sich auf „wenig Arbeit und viel Geld“ bezieht. Ich versuche meinen Mitarbeitern ein Vorbild zu sein, da ich glaube, daß besonders Berufsanfänger eine Orientierungshilfe brauchen. Hierin sehe ich die wichtigste Aufgabe und größte Herausforderung eines Vorgesetzten. Meine Mitarbeiter informieren mich über viele Dinge, auch privater Natur, und sagen, was sie wollen, wenn sie etwas nicht gut finden oder neue Lösungsvorschläge parat haben. Ein offenes Ohr dafür zu haben und Vorschläge aufzugreifen gibt meinen Mitarbeitern Selbstbestätigung und animiert zu neuen Leistungen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Unsere zukünftigen Mitarbeiter müssen sich einem etwa vierstündigen Einstellungstest unterziehen, der logisches Denken, Kombinatorik oder Abstraktionsfähigkeit überprüft. Es geht bei diesem Verfahren um eine Ausgrenzung der Negativbeispiele, und Interventionen kommen nicht zum Tragen. Weitere Kriterien sind Zeugnisse und der Abschluß einer Ausbildung, wie einer Lehre oder irgendeines Schultyps, wobei wir unterschiedlich ausgebildete Mitarbeiter sehr begrüßen, da wir keine Konformität im Unternehmen wollen. Weiters achten wir darauf, daß zwei Drittel unserer Mitarbeiter Frauen sind, da so immer verschiedene Altersgruppen im Unternehmen vertreten sind. Unsere Mitarbeiter erhalten durch das System der ständigen Rollenrotation eine sehr fundierte Ausbildung und sind vielseitig im Unternehmen einsetzbar, was Probleme bei Urlaubsvertretungen oder Krankenständen zu umgehen hilft. Die damit verbundene ständige Einschulung von Mitarbeitern sehe ich als äußerst positiv, da bei diesem Prozeß auch der Lehrende lernt und somit vermehrt Wissen in sein Berufsfeld einbringen kann. Weiters bewirkt das System ein ständiges Lernen, ein mentales Aktiv-Bleiben und ein Sich-Einstellen-Können auf neue Gegebenheiten. Ich erwarte von meinen Mitarbeitern Loyalität, Freude an der Arbeit und ein Gefühl für Anstand, den sie auch auf jüngere Kollegen weitergeben.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir versuchen alle störenden Einflüsse zu beseitigen und durch Transparenz Zwistigkeiten von vornherein zu vermeiden. Durch relativ freie Zeiteinteilung wollen wir unsere Mitarbeiter zu einer Selbststeuerung führen, was sicherlich ein großer Motivationsfaktor ist. Weiters lege ich Wert auf Höflichkeit der Kollegen im Umgang miteinander, und auch das ständige Rotieren hilft, Abteilungsegoismus zu vermeiden.Welche sind die Stärken des Unternehmens? Die bewußte Einschränkung auf die Kundengruppe der Nichtselbständigen, spesenfreie Kontoführung, sowie kostenloses Tele- und Internetbanking.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da Distanz zur Arbeit wichtig ist, versuche ich eine Balance zwischen Beruf und Freizeit zu halten. Ich kann gut abschalten und versuche, die Bank gedanklich nicht ins Privatleben mitzunehmen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Da die Wertestruktur der Gesellschaft nicht 100-prozentig ist, sollte Erfolg nicht überbewertet werden. Wichtige Grundvoraussetzungen zum Erfolg erscheinen mir Anstand, fünf Prozent mehr Leistung als die Mitbewerber über einen langen Zeitraum, ständige Weiterbildung und Konsequenz.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Eine langfristige Bestandssicherung der Firma, wobei ich sehr viel Wert auf die Innenfinanzierung der Bank lege. Wir denken an weitere Geschäftsstellen und möchten die Anzahl der Kunden verdoppeln. Wir wollen nicht eine Bank wie jede andere werden, sondern in unserem klar abgesteckten Zielgruppenfeld bleiben. Privat wünsche ich mir ein großes Fest zu meinem 100. Geburtstag.