Zum Erfolg von Silvia Stantejsky
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, meine Arbeit nach meinen Vorstellungen gestalten und mich durch meine Möglichkeiten verwirklichen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition eigentlich schon. Ich wollte immer schon am Theater arbeiten, da es mir gelang und ich eine Führungsposition erreichen konnte, sehe ich mich als bedingt erfolgreich an.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich glaube, daß mein Erfolg dadurch bedingt wird, daß ich hier arbeiten wollte und in meiner Arbeit aufgehe. Es ist am Theater völlig egal, ob man Mann oder Frau oder jung oder alt ist, daher können Leidenschaft und Einsatz Großes bewirken.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Originalität ist der bessere Weg. Ich machte immer genau das, was ich glaubte, machen zu müssen. Originalität meine ich daher nicht in dem Sinne, daß noch keiner eine Sache vorher umsetzte, ich würde Originalität eher als innere Einstellung und die Umsetzung dieser geistigen Haltung verstehen.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Es gibt ein unlösbares Problem. Die ökonomische Einschätzung der Fördermittel ist ein Spagat zwischen unbedingt notwendig und Verschwendung. Wenn sich Erfolg einstellt, war es die Förderung wert. Wenn ein Projekt nicht gelingt, hat man sich ständig zu rechtfertigen. Selbst wenn sich das Theaterwesen aus privaten Mitteln finanzieren könnte, würde dieser Balanceakt unverändert weiterbestehen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
In unserer Branche benötigt man Enthusiasmus und wenn mir ein Bewerber diesen vermitteln kann, wird er in die engere Wahl gezogen. Wesentliche Kriterien zur reibungslosen Zusammenarbeit sind hoher Arbeitseinsatz, gute Nerven und der Wille, zehn Monate des Jahres unter permanentem Streß zu stehen. Wer darüber hinaus bereit ist, mit Leidenschaft an seine Tätigkeit zu gehen, hat alle Voraussetzungen, um ein intensives und glückliches Arbeitsleben zu verbringen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die meisten Mitarbeiter haben die nötige Leidenschaft und geben daher von sich aus ihr Bestes. Die anderen kann man nur über eine Vorbildfunktion, oder überhaupt nicht motivieren.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Wir wurden am 1. September 1999 in eine GmbH ausgegliedert und sind mit der Staatsoper GmbH, der Volksoper GmbH und der Theaterservice GmbH mit den Film- und Dekorationswerkstätten zur Bundestheater Holding vereint. Das fünfköpfige Direktionsteam (Direktor Bachler, seine Stellvertretung Karin Bergmann, der kaufmännische Geschäftsführer Mag. Trotzter, ich als dessen Stellvertreterin und Dr. Blasche, der künstlerische Generalsekretär) leitet 650 Mitarbeiter, die sich wiederum in das Ensemble mit ca.120 Mitgliedern, die große Abteilung der Technik für Burg- und Akademietheater und die sogenannte Verwaltung mit ca. 20 Mitarbeitern, die mit den zusätzlichen Aufgaben der Verwaltungsleitung, Personalverwaltung und Buchhaltung beschäftigt ist, gliedern. Wir sind einerseits ein streng hierarchisch geführtes Unternehmen, das von den einzelnen Regisseuren und dem Herrn Direktor geprägt wird, andererseits kann man jedoch keine Hierarchieebenen einziehen, wie in anderen Unternehmen. Das Unternehmen ist zwar mit einem als klassisch zu betrachtenden Sekretariat ausgestattet, wir führen jedoch Sekretariatsarbeiten auch selbst durch und stellen alle Mitarbeiter generell nur auf eine einzige Hierarchiestufe.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Das Theater lebt von Emotionen und braucht diese Emotionen auch dringend. Daher beschäftigt es leidenschaftliche Menschen mit Durchhaltevermögen und Ausdauer. Wer diese Voraussetzungen erfüllt, wird auch Erfolg haben. Wenn man etwas gern macht und sich voll einsetzt, braucht man sich eines Tages nicht mehr zu beweisen, weil das Engagement, das man in sich trägt, bald von außen wahrgenommen wird.