Zum Erfolg von Gerhard Lichtenberger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist nicht nur das Ziel, das man erreicht, sondern auch der Weg dorthin. Für mich ist jemand, der auf krummen Wegen eine Position erreicht hat, nicht erfolgreich. Die ausschließliche Betrachtung des Endergebnisses verzerrt die Bewertung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, es ist mir gelungen, einen Job zu finden, der mir Freude macht. Das Unternehmen hat sich im Laufe der Zeit sehr gewandelt und ich konnte mitwachsen, deshalb würde ich mich als erfolgreich bezeichnen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin jemand, der Entscheidungen fällt, aber in der Ausführung versucht, flexibel zu sein. Ich muß eine Entscheidung nicht mit Druck durchsetzen. Durch meine Erfahrungen in Asien habe ich gelernt zu warten. Man muß auch ständig überprüfen, ob man am richtigen Weg ist. Aus dem Buch „Das Peterprinzip“ ist mir die folgende Aussage sehr im Gedächtnis geblieben, das mich seither begleitet „Man soll nicht über die Grenzen seiner eigenen Möglichkeiten gehen“. Das heißt, man muß auch Nein sagen können, wenn man merkt, daß man etwas nur schwer oder überhaupt nicht schaffen kann.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Herausforderungen sind für mich etwas sehr Interessantes. Als ich vor drei Jahren den Aufbau der asiatischen Märkte übernahm, habe ich mich als erstes mit der Geschichte, der Kultur und der Wirtschaft der Länder auseinandergesetzt. Ich finde es wichtig, auf die jeweiligen Gegebenheiten einzugehen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung von außen ist natürlich wichtig, die braucht man. Aber wichtig ist auch, mit seiner Arbeit zufrieden sein zu können. Die Freude an der Arbeit ist ein wesentlicher Faktor meiner Tätigkeit.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter sind unheimlich wichtig für den Erfolg. Ohne gute Mitarbeiter gibt es keinen Erfolg. Für die Mitarbeiter ist es aber wichtig, daß ich ihnen als Vorbild diene - wenn ich beispielsweise Überstunden fordere, muß ich bereit sein, selbst länger dazubleiben.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Da ich sehr oft Mitarbeiter für ausländische Zweigstellen auswähle, gehe ich nach einem bestimmten Schema vor. Ich habe ein Punktesystem ausgearbeitet, nach dem ich die fachliche Qualifikation in Relation zum Anforderungsprofil bewerte. Mit jenen drei Bewerbern, die die höchste Punktezahl erreichen, führe ich ein längeres Gespräch, letztlich entscheide ich mich nach Gefühl.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich versuche sehr viele persönliche Gespräche zu führen, die auch mit Lebensphilosophie zu tun haben. Meine Mitarbeiter in Osteuropa und Asien versuche ich als Geschäftsfreunde zu sehen. Ich pflege zu meinen Mitarbeitern sehr freundschaftliche Kontakte, sie verbringen auch gelegentlich eine Woche Urlaub in Wien und kennen meine Familie. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Firma Glynwed vertreibt eine breite Palette an Kunststoffdruckrohren für die Gas- und Wasserversorgung, was vor allem in Osteuropa ein großes Thema war, da wir den Standard durch unsere Produkte verbessern konnten und somit als Unternehmen sehr erfolgreich wurden. Wir können sowohl der Industrie, als auch dem Versorgungsbereich ein komplettes System (Pumpen, Armaturen und Rohrleitungen in verschiedenen Werkstoffen von PVC bis Polyethylen) bieten und heben uns durch dieses Angebot vom Mitbewerb ab.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin manchmal die Hälfte des Jahres unterwegs, und in solchen Zeiten funktioniert das Familienleben nur, weil meine Frau ein sehr guter „Homemanager“ ist. Meine Familie bedeutet mir sehr viel.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die wichtigste ist, daß die Arbeit Spaß macht. Wenn ich am Montag schon an den Freitag denke, verliere ich pro Woche fünf Tage meines Lebens! Wenn man mit Freude an die Arbeit geht, stellt sich der Erfolg automatisch ein.
Ihr Lebensmotto?
Ich versuche immer im Jetzt zu leben, nicht gestern oder morgen.