Zum Erfolg von Ernst Porpaczy
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg unterliegt einer sehr subjektiven Bewertung, obwohl er sich natürlich mit Parametern, wie Umsatzzahlen, Marktanteil oder Zuwächsen messen läßt. Diese Werte im Sinne einer (vorläufigen) Bilanz sind meiner Meinung aber sehr kurzfristig. Erfolg bedeutet für mich eine gewisse Zufriedenheit mit dem, was man geleistet hat und Harmonie, obwohl man nicht immer nur nach Harmonie streben sollte, weil man dann mit der Konfliktlösung in Widerspruch gerät. Erfolg ist auch eine gefährliche Droge, wenn man sich von ihm vereinnahmen läßt: Frustration bedeutet schließlich das Nichterreichen fehlformulierter Erwartungen. Wer unzufrieden ist, hat sich meist schlicht und einfach zu viel vorgenommen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe viel erreicht – im Lutherischen Sinn einen Sohn gezeugt, ein Haus gebaut und einen Baum gepflanzt – vieles davon sogar mehrfach. Ich denke, daß ich mit meinem Leben zufrieden sein kann, weil es wenige Wünsche gibt, die ich mir nicht erfüllen kann. Das hat allerdings nichts mit Sattheit zu tun, die den nötigen „Biß“ obsolet macht; jeder neue Tag bedeutet für mich eine neue Herausforderung, für die ich dankbar bin, die ich demütig annehme. „Demut“ hat für mich in diesem Zusammenhang mit ihrem etymologischen Ursprung, dem „Mut zu dienen“ zu tun.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine größte Stärke ist wahrscheinlich mein Umgang mit Menschen: ich lasse sie auf mich zukommen oder gehe auf sie zu. Ich kommuniziere gern, aber nicht um der Kommunikation willen, sondern zielgerichtet, weil ich sehr genau weiß, was ich will. Daher lasse ich im Sinne eines Netzwerkes Gelegenheiten „entstehen“, um bestimmte Dinge besprechen zu können, ohne um einen (geschäftlichen) Termin anzusuchen. Ein kluger Freund von mir hat einmal gesagt: „Österreich wird von Hintergedanken regiert, nicht von Gedanken“, und da steckt wirklich sehr viel dahinter. Ich bin keiner, der überlegt, was der andere von mir denken könnte, sondern sage meine Meinung sehr direkt. Meine Umgänglichkeit wird zwar bisweilen als Gemütlichkeit fehlinterpretiert, aber nach meinem Dafürhalten ist es in vielen Situationen sogar von Vorteil, unterschätzt zu werden.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche Probleme auszudiskutieren und setze dabei meist auf Zeitgewinn, weil sich die Dinge bei näherer Betrachtung differenzierter darstellen. Ich bin kein reiner „Anschaffer“, muß aber doch gelegentlich auch selbst Weisungen befolgen und weitergeben, die nicht meiner eigenen Auffassung entsprechen. „Für den Frosch ist der Brunnenrand der Horizont“ – aus der „Froschperspektive“ in einem Tochterunternehmen fehlen einem oft Informationen, die von oben vorenthalten werden, daher nehme ich Befehle niemals unreflektiert entgegen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Neben der hervorragenden Qualität der Produkte zeichnet sich das Unternehmen meiner Meinung nach durch einen sehr stark partizipativ ausgerichteten Arbeitsstil aus. Ich bin der Überzeugung, daß ich die vorhandenen Ressourcen multipliziere, indem ich zulasse, daß Mitarbeiter ihre Ideen und ihre Kreativität geltend machen können, die ich schließlich in einen Konsens amalgamiere – wobei die Mehrheit nicht automatisch recht hat. Das in unserem Haus gepflegte Arbeitsklima bewirkt jedenfalls, daß viel diskutiert und viel gefragt wird. Übrigens betrachte ich meine Aufgabe als Geschäftsführer durchaus pragmatisch als Gratwanderung zwischen „Hammer“ und „Amboß“, weil ich letztlich als durchführendes Organ (oder verlängerter Arm des Stammhauses) Konflikte wahrnehmen und lösen muß
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich setze keine Prioritäten, ordne das eine dem anderen nicht unter, weil mir beide Bereiche sehr wichtig sind. Ich kann auf eine sehr glückliche Beziehung verweisen, der vier Kinder entstammen und fasse den Verlust meiner Partnerin im vergangenen November als ungemein schmerzlich auf, weil ich mich der Ansprache beraubt sehe, die vorher so wertvoll und wichtig für mich war.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es gilt herauszufinden, wo die eigenen Stärken und Talente liegen und in diesem Bereich tätig zu werden, um zufrieden und somit erfolgreich zu werden: ein zufriedener Koch ist weitaus erfolgreicher als ein frustrierter Akademiker. Ich rate jedem jungen Menschen, dabei in Etappenzielen vorzugehen und das gesamte Leben bewußt durchzuspielen – ist man mit diesem „Spiel“ (oder spielerischen Zugang) am Ende angelangt, beginnt der erste Tag des neuen Lebens. Kompetente Gesprächspartner und Vorbilder (letztere aber nicht im Sinne von Ikonen auf der Leinwand) sind dabei ein nicht unbedeutender Aspekt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
„Wer besonders viel plant, den trifft der Zufall am härtesten.“ Ich habe so vielfältige und zahlreiche Interessen, daß mich der „Pensionsschock“ wahrscheinlich nicht treffen wird. Ich plane meine Zukunft immer in Anbetracht der Gegenwart und habe heute trotz 60 Jahren Freude an der Neugier, auch neue Trends und Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und mitzugestalten. Ich wünsche mir vor allem, daß meine Kinder ihren Weg selbständig gehen können und stehe ihnen gern mit meinem Rat zur Seite, wenn sie mich danach fragen.