Zum Erfolg von Johann Biacsics
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Im Gegensatz zur Maxime der Wirtschaft, die oft nur das „Pushen“ und Wachsen ohne Verluste kennt, will ich innere Zufriedenheit erreichen. Ich hatte bereits wirtschaftlichen Erfolg, als ich zwei Geschäfte in Wien führte. Jetzt ist mir ein ausgeglichenes Leben wichtiger. Wenn mich etwas nicht mehr freut, dann ändere ich es.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
In gewisser Weise ja. Ich habe den Punkt überschritten, bis zu dem man reinen Wirtschaftszwängen unterliegt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In unserer Branche muß die Familie mitspielen, sonst geht nichts. Erfolg ist ein Zusammenspiel aus vielen geordneten Größen. Wir als Familie fragen uns immer wieder, was wir wollen, und ob wir damit zufrieden sind, wie es läuft. Wirtschaftlicher Erfolg ist das Wichtigste, denn er ist die Basis von allem. Man muß einfach gewisse Regeln treffen, die verhindern, daß man seine Bahn verläßt. Aber darüber hinaus soll man tun, was Spaß macht. Bei meinem Job wird mir die Zeit immer zu kurz, mir ist nie langweilig, und das halte ich für ein gutes Zeichen. Ich will nicht von Montag bis Sonntag traurig sein und nur für das Wochenende leben. Arbeit ist für mich grundsätzlich Vergnügen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Indem ich Routinen vorbereite, die verhindern, daß ich Fehler mache. Fehler können natürlich jederzeit passieren, aber sie sollten selten geschehen und man sollte dazu stehen. Man muß sich im Alltag ständig bewähren und immer wieder überprüfen, ob die Qualität noch hoch genug ist, oder ob die Gewinnspanne noch stimmt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ab dem Zeitpunkt, als ich in meinem Leben die Entscheidung traf: „Ich will nicht mehr um jeden Preis Geschäfte machen“. Ab diesem Zeitpunkt kehrte eine gewisse Ruhe ein und ich hörte auf, mich selbst auszubeuten.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Es bedarf eines gewissen Levels, um sich Originalität leisten zu können. Erfolg ist ein Mischprodukt aus beiden. Zuerst muß ich dahinterkommen, wie etwas geht. Dann erst kann ich meine Originalität spielen lassen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater legte eine unglaubliche Zähigkeit und Beständigkeit an den Tag. Er kam vor Jahren aus Ungarn nach Österreich und machte sich mit Gemüsebau selbständig. Dazwischen arbeitete er noch am Bau. Um sich in harten Zeiten etwas dazuzuverdienen, hat er oft zeitig vor der Arbeit schon einen ganzen Waggon Zement eigenhändig ausgeladen, rund 40 Tonnen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn meine Kunden sagen, daß etwas lange gehalten hat, oder ein Strauß besonders schön war. Ich plaudere oft mit meinen Kunden, lade sie auf einen Kaffee ein und höre ihnen zu. Ich will von meinen Kunden auch alles Negative rechtzeitig erfahren. Ich vermittle ihnen, daß ich von Haus aus Gutes will. Und wenn doch einmal etwas schief geht, dann sage ich: „Gebt mir eine Chance, es wieder gut zu machen“.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es gibt keine ungelösten Probleme. Die Abwanderungstendenzen zu den Großbetrieben stelle ich fest; ich begrüße sie natürlich nicht. Aber ich sehe den Wunsch des Kunden nach billiger Ware und reagiere darauf mit persönlicher Betreuung und regionalem Service, z.B. im Bereich Dekorationen und Hochzeiten.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich gelte als eigenwilliger Gärtner. Ich mag nicht mit der Masse gehen und steige auch gern auf die Barrikaden, wenn ich es für richtig halte. Trotzdem versuche ich bei jedem Konflikt fair zu bleiben.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine wesentliche Rolle. Der Betrieb würde ohne sie nicht funktionieren. Sie sind ein ganz wesentlicher Baustein meines Erfolges.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
In erster Linie aus logischer Sicht. Sie müssen vor allem Liebe zu diesem Beruf hegen, in der Nähe wohnen und geschickt sein, aber darüber hinaus habe ich auch eine starke soziale Ader. Letztlich zählt für mich der Wille.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, sie mögen mich und meine Fairneß. Ein gutes Verhältnis zu ihnen ist mir wichtig.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die beiden Bereiche sind verflochten. Das ist ein Vorteil, wenn dieser Zustand selbst gewählt ist. Ich habe keinen Beruf, denn für mich ist die Arbeit ein Vergnügen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Rat lautet, sparsam mit den Ressourcen umzugehen und das zu tun, was einem Spaß macht.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Das Unternehmen soll leben und gedeihen. In erster Linie will ich mit weniger Aufwand noch mehr erreichen, z.B. Handgriffe effizienter machen und Wege delegieren.