Zum Erfolg von Erich Maringer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit der beruflichen und privaten Situation zufrieden zu sein und neben einem ausgefüllten Berufsleben auch noch genug Zeit für die Familie zu finden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich sehe ich mich nicht als erfolgreich, denn ich strebte eine Position auf Vorstandsebene an, was aber nie zustande kam, weil in der Baubranche in den Konzernen, in denen ich bisher tätig war, die Parteipolitik eine sehr große Rolle spielt und ich nie Mitglied einer Partei war. Ich wollte aber auch nie in einer anderen Branche tätig sein, weil es in den übrigen Branchen bei weitem nicht so abwechslungsreich wie im Baugeschäft ist. Bei Teerag-Asdag ist zudem die zweite Ebene interessant, weil man auch hier einiges bewegen kann.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg war meine Diplomarbeit über den Einsatz von EDV-Anlagen bei österreichischen Industrie-Aktiengesellschaften, für die ich mittels Fragebogen Firmen kontaktierte und 60 Prozent Rücklauf hatte. In diesem Zusammenhang führte ich einige Interviews und lernte interessante Persönlichkeiten kennen, unter anderem auch den Leiter der zentralen Betriebswirtschaft der Waagner Biro AG, der an meinen theoretischen Erkenntnissen großes Interesse zeigte. Bei Waagner Biro arbeitete ich an einem internationalen Kostenrechnungsprojekt mit, das ausgezeichnet wurde, ein Prognosesystem, das auf einer bestehenden Kostenrechnung aufbaute und einen Vorlauf von drei bis fünf Jahren für die nächsten Perioden ermöglichte. Aber danach gab es keine weiteren Herausforderungen mehr, weshalb ich mich um ein anderes Betätigungsfeld umschaute. Für mich ist ein gutes Beziehungsgefüge im Unternehmen sehr wichtig, damit ich mich wohlfühle.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Nachdem ich viele Aspekte schon aus der Vergangenheit kenne, gibt es fast nichts Neues für mich, die erworbenen Erfahrungen kann ich in den aktuellen Aufgaben umsetzen. Wenn es Neuerungen gibt, versuche ich mit Hilfe von Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern die Dinge gleich in die richtigen Bahnen zu bringen und mich damit vertraut zu machen. Von der STUAG bin ich Teamwork gewohnt, denn dort saß man im zweiwöchigen Rhythmus mit dem Vorstand und Kollegen in einer Runde zusammen, um einen Informations- und Erfahrungsaustausch stattfinden zu lassen. Das fehlt mir momentan ein bißchen, die einsamen Entscheidungen der Vorstände sind oft gefährlich, weil man nachher nur mehr den Versuch einer Schadensbegrenzung machen kann. Wenn man Projekte im Vorfeld kennt, könnte man das Unternehmen manchmal vor Schwierigkeiten bewahren. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Chef bei Waagner Biro, der ein sehr hohes theoretisches Wissen hatte, faszinierte mich, weil seine Interessensgebiete nicht auf seine berufliche Tätigkeit beschränkt waren. So war er beispielsweise sehr an Literatur interessiert. Ein Vorstand der STUAG beeindruckte mich ebenfalls sehr. Er trat nach dem Studium sofort in den Vorstand der Länderbank ein, weil er ein exzellenter Denker und Stratege war, der immer vorausdachte (Dr. Drennig).Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein Problem ist das Überangebot der bereits fertiggestellten Büroflächen. Viele Häuser stehen leer, daher gilt es zu erkennen, wie man mit den am Bedarf vorbei gebauten Häusern zu verfahren hat. Die ständige Konzentration und der Verdrängungswettbewerb im Baugeschäft hat auch zur Folge, daß kleine Bauunternehmen vom Markt verschwinden und daß mittlere Baufirmen in den verbliebenen drei großen Konzerne Porr, Strabag und Alpine aufgesogen werden. Ein weiteres Problem ist die Expansion in den Osten, wo immer noch ein großes Denken mit Lokalpräferenzen vorherrscht. Daher sind im Bereich der Genehmigungen und der Finanzierungen schwierige Probleme zu lösen. In den neu beigetretenen Wirtschaftsländern benötigt man noch immer die Zustimmung der örtlichen Nationalbanken für größere Transaktionen in Fremdwährung. Daher kann die EU Fördergelder bereitstellen, so viel sie will, wenn aber die örtliche Nationalbank dagegen ist, sind alle Bemühungen der EU vergeblich. Auslandsunternehmen bleiben daher auch trotz EU immer Auslandsunternehmen und werden nur zu einem Auftrag hinzugezogen, wenn die Kapazität oder das technische Know-how der inländischen Unternehmen nicht gegeben ist. In Slowenien werden sogar von Regierungsseite ausländische Unternehmen ausgebootet. Diese Einflußnahme widerspricht den EU-Richtlinien. Ein großes Problem ist auch die Naivität der Richter, Staatsanwälte und vieler Rechtsanwälte bezüglich der Auswirkung des Wirtschaftsgeschehens in der Kartellrechtsproblematik. Wenn wir in Arbeitsgemeinschaft ein Baulos anbieten, dann müssen wir mit unseren Partnern gemeinsam kalkulieren. Dies hat daher auch mit einer Absprache nichts zu tun. Diese Arbeitsgemeinschaften entstanden zur Absicherung der Baulose gegen Insolvenzen und haben sich seit dem Kriegsende für die öffentlichen und privaten Auftraggeber bewährt. Die Fixkostendegression, wie sie bei Gemeinschaftsunternehmen und Arbeitsgemeinschaften anzutreffen ist, wird von den meisten Juristen unseres Landes im Zuge der Auslegung des Kartellgesetzes übersehen und führt meist zu einer besseren Preissituation als der hochgelobte freie Wettbewerb. Daher ersuche ich alle Juristen, sich bewußt zu machen, daß unser Kartellrecht nicht nur ein juristisches, abstraktes Gebilde darstellt, sondern auch eine betriebswirtschaftliche Seite aufweist. Die betriebswirtschaftlichen Gesetze kann ich mit dem Kartellgesetz nicht außer Kraft setzen! Ein weiteres Problem ist die Firmenpolitik mancher Unternehmer. Wenn ein Herr Haselsteiner die besten der Handelsakademien für sich engagiert, diese dann ausbrennen läßt, um sie danach auf den freien Markt zu werfen, finde ich das persönlich nicht sehr menschlich. Auch wenn die Menschen glauben, daß er ein erfolgreicher Unternehmer ist, so erachte ich einen menschlichen Umgang mit den Mitarbeitern wertvoller als den Weg, den er vor langer Zeit einschlug, diese nur als Mittel zum Zweck zu verwenden. Er ist ein sehr menschenverachtender Unternehmer und konnte sich nur deshalb sanieren, da er 1985/86 in ein insolventes Unternehmen für die Fertigstellung von Baustellen mit damals über 300 Millionen Schilling hineinfakturierte, ohne daß der Masseverwalter oder das zuständige Gericht kritisch darauf reagiert hätte. Dadurch konnte er die Verluste seiner U-Bahn-Bauten in Washington kaschieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann die beiden Bereiche ganz gut vereinbaren, da meine Frau nicht berufstätig ist. So ist sie frei und kann sich ihre Zeit nach Belieben einteilen. Das war auch für unsere Tochter sehr positiv, weil sie nicht schon frühzeitig in einen Kindergarten abgeschoben wurde, wie dies heute vielfach bei berufstätigen Müttern erforderlich ist.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mein Rat, den ich selbst in meiner Studienzeit gebraucht hätte, lautet: viel lernen und sich für viel interessieren, um eine möglichst breite Wissensbasis zu erlangen, denn alles, was man schon gelernt hat, kann einem niemand mehr wegnehmen. Wenn man aber Wissenslücken hat, kann sich das in der Praxis katastrophal auswirken.