Zum Erfolg von Elisabeth Kubac-Felsinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist, wenn sich der Kunde wohlfühlt, wiederkommt und mich weiterempfiehlt, weil er das Service schätzt und ich für meine Mitarbeiter durch entsprechende Führung ein angenehmes Klima schaffen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Obwohl ich von außen sicher als erfolgreich angesehen werde, schätze ich mich nicht als übermäßig erfolgreich ein. Als Erfolg sehe ich es, daß ich den elterlichen Betrieb mit Einsatz und Freude weiterführen konnte. Darauf sind auch meine Eltern stolz.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe Freude an meinem Beruf, was im Dienstleistungssektor ein wichtiger Faktor ist. Mir liegt das Kommunikative und ich kann zu Kunden einen guten Kontakt herstellen. Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt, daher engagiere ich mich auch über meinen Beruf hinaus in anderen Funktionen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Daß ich die Berufslaufbahn meiner Eltern einschlagen würde, stand außer Diskussion. Ich hatte das Glück, daß mir dieser Beruf auch Freude macht. Entscheidend war für mich das Engagement in der Kommunalpolitik. Ich strebte diese Funktionen aktiv an, um den Beamten die Sichtweise der Geschäftsleute und die tägliche Praxis näherzubringen. Als Bezirksrätin und durch meinen Einsatz für den Währinger Werbe- und Wirtschaftsverein konnte ich mit Ausdauer und Konsequenz doch einiges erreichen, auch wenn nicht alle meiner Anregungen immer begeistert angenommen wurden. Daß ich vor 15 Jahren die Weihnachtsbeleuchtung auf der Währingerstraße initiieren konnte, sehe ich heute noch als großen Erfolg.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
In einem Modeberuf steht Originalität im Vordergrund.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Durch die konservative Erziehung geprägt, war es für mich vorrangig, das Geschäft auf dem bestehenden Niveau weiterzuführen. Meine Vorbilder sind auch heute noch die Brüder Bundy & Bundy, die mich als Jungfriseurin trainierten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Als Bezirkspolitiker bekommt man in den seltensten Fällen positive Rückmeldungen, man hört aber sofort, was man nicht erreicht hat. Solch eine Funktion darf man nicht annehmen, um Dank zu bekommen, sondern muß es für sich selbst, also zur Selbstbestätigung, machen. Im Betrieb bekomme ich weit mehr Anerkennung als in der Politik.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das größte Problem ist es, Lehrlinge zu bekommen. Der Friseurberuf ist zwar grundsätzlich beliebt, die Anforderungen (anstrengendes Stehen, Freundlichkeit und die Fähigkeit, sich selbst verkaufen zu können) erscheinen dann aber vielen als zu hoch. Verschärft wird die Situation auch dadurch, daß man den Beruf auch nur in der Schule erlernen kann und die Arbeitslosenentschädigung höher als die Lehrlingsentschädigung ist.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Mitarbeiter sehen mich als konservative, strenge Chefin, wissen aber, daß sie mit ihren Sorgen zu mir kommen können.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Standortbedingt haben wir ein konservatives Stammpublikum. Jeder Kunde hat seine Friseurin, auf die er eingestellt ist. Jede Veränderung wirkt sich dabei negativ aus. Dieser Umstand ist bei Kettenbetrieben weniger wichtig. Ich bin auch wegen meines Zeitaufwandes für meine zusätzlichen Funktionen stark von den Mitarbeitern abhängig und muß mich auf sie verlassen können.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Menschliche Faktoren, wie Einstellung, Niveau, Benehmen und wie sich jemand verkaufen kann, sind wichtiger als die fachliche Qualifikation. Wenn jemand Talent und Interesse hat, kann ich mich seiner annehmen und ihn fördern. So jemand ist mir lieber als ein selbsternannter Superstar, der sich nur schwer in das bestehende Team integrieren läßt.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Ich beschäftige neben drei Voll- und einer Teilzeitkraft noch zwei Lehrlinge.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Zum Leidwesen meines Mannes kann ich Beruf, politisches Engagement und Privatleben nur schwer trennen. Gottseidank ist seine Toleranz – insbesondere hinsichtlich der häufigen Abendtermine in der Bezirksvertretung – sehr hoch.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich besuche gemeinsam mit meinen Mitarbeitern die (jeweils drei bis vier) Frühjahrs- und Herbstseminare der Lieferanten. Für meine politische Tätigkeit nütze ich ebenfalls fallweise Schulungsangebote, die verstärkt vor Wahlen angeboten werden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Wunsch richtet sich an die Schulen, die die Jugend schon sehr früh auf das Berufsleben vorbereiten und helfen sollten, Begabungen zu erkennen. Arbeitgeber aus den unterschiedlichen Branchen sollten in den Schulen Informationsveranstaltungen abhalten und der Jugend ihre jeweilige Branche vorstellen, erklären, welche Anforderungen in der Praxis gestellt werden, etc. Leider lernt man in der Schule auch nicht zu kommunizieren, obwohl das ein sehr wesentlicher Punkt wäre.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In absehbarer Zeit möchte ich meinem Sohn, der ebenfalls Friseur ist, die Firma übergeben und hoffe, daß er damit genauso viel Freude hat wie ich. Wenn der Betrieb auch noch in der vierten und vielleicht sogar fünften Generation als Familienunternehmen weitergeführt würde, wäre mir das eine große Freude. Gewünscht hätte ich mir, zum Bezirksvorsteher gewählt zu werden, dieses Ziel habe ich aber nicht erreicht und werde in der nächsten Periode 2006 nicht mehr kandidieren.