Zum Erfolg von Christian Graff
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der geschäftliche Erfolg zeigt sich für mich quasi an jedem Monatsersten, wenn es darum geht, meinen Mitarbeitern das Gehalt zu überweisen. Der persönliche Erfolg besteht für mich darin, daß meine Filme von den Kunden gewürdigt und angenommen werden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Vergleich zu manchen Kollegen sehe ich mich durchaus als erfolgreich, andererseits betrachte ich es als großen Fehler, mir jahrelang keine expliziten Ziele gesteckt zu haben.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? In den letzten Jahren bin ich sehr zielstrebig geworden. Mein Erfolg basiert auf einer Summe vieler Faktoren, deshalb bin ich auch der Meinung, daß es kein Erfolgsrezept an sich geben kann. Regionale Nähe und mein Bekanntheitsgrad zählen aber sicher zu den Aspekten, die meinen Erfolg begünstigen. Wesentlich sind weiters der gute Umgang und Kontakt mit meinen Kunden und konsequente Vorgangsweise. Ich bin ein Mensch, der auch unangenehme Arbeiten in Angriff nimmt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es gibt keinen besonderen Zeitpunkt, ab dem ich mich entschieden erfolgreich gefühlt hätte. Ein Meilenstein meines Erfolges war es sicher, dieses Geschäft vor drei Jahren neu zu eröffnen. Ich könnte nicht sagen, daß ich zuvor unerfolgreich war, aber der Neubau des Geschäftes war doch eine Zäsur.Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? Wenn ein Modell erfolgreich ist, ist es völlig legitim, es nachzumachen – immer mit der Voraussetzung, die eigene Originalität dabei ins Spiel zu bringen. Ich pflege regen Austausch mit Kollegen aus anderen Regionen, die im Grunde alle das selbe machen, aber jeder setzt diese Geschäftsidee anders um und präsentiert sich seinen Kunden anders. Wichtig ist es, nie von vornherein Nein zu sagen: wer keine neuen Wege beschreitet, kann niemals Fortschritt machen. Vor allem in unserer Branche ist Stillstand Rückschritt.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ein Kollege, bei dem ich drei Monate die Gelegenheit hatte, als Volontär zu arbeiten, prägte mich insofern, als er mir die Chance gab, in seinem Familienbetrieb als sein Assistent zu arbeiten, anstatt Kisten zu schleppen. Er war lange Zeit mein Vorbild, weil er es nicht nur schaffte, sich das Tagesgeschäft vom Hals zu halten, sondern auch sein vorbildlich geführtes Unternehmen mit seinem Privatleben zu vereinbaren; visionäre Ziele zu erreichen und eine glückliche Familie zu haben.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Mein Spezialwissen und Hobby, die Filmproduktion, wurde sehr früh anerkannt, als ich Anfang der Achtziger Jahre Österreichischer Staatsmeister im Videofilmen wurde. Auf dieser Basis konnte ich mir regional einen guten Namen machen, auf dem ich seither weiter aufbaue.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Der beratende Handel leidet unter den Aussichten auf erweiterte Ladenöffnungszeiten. Wir müssen hochspezialisiertes Wissen zur Verfügung stehen, das aber nicht teilbar ist, und so spekulieren die großen Unternehmen damit, daß wir die Möglichkeit der längeren Öffnungszeiten nicht in Anspruch nehmen, weil wir bei höheren Kosten für weitere Mitarbeiter keine höheren Umsätze erzielen würde.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Für den Erfolg jedes Unternehmens sind gute Mitarbeiter unerläßlich. Ich lege großen Wert auf ein gutes Arbeitsklima und packe selbst an, wo immer etwas zu tun ist – aus diesem Grund hatte ich zu Beginn der Übernahme fast ein gewisses Autoritätsproblem, weil ich als einer aus dem Team plötzlich derjenige war, der die Verantwortung hatte. Mittlerweile komme ich mit dieser Rolle aber sehr gut zurecht.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? In meinem Betrieb herrscht eine sehr geringe Fluktuation. Generell lege ich großen Wert auf unternehmerisches Denken und wähle keine Mitarbeiter aus, die zuvor im Großhandel bzw. bei einem Filialisten tätig waren, weil solche nicht mit dem Kunden umgehen können. Neben fachlicher Qualifikation setze ich vor allem guten Umgang mit dem Kunden voraus.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Zur Zeit der Betriebsgründung investierte ich sehr viel Zeit in meine Tätigkeit, und dabei mußte mein Familienleben etwas zurückstehen. Heute genieße ich das Privileg, mir Zeit nehmen zu können und hole Versäumtes nach. Ein besonderes Vorbild ist mir in dieser Hinsicht mein Onkel, der ebenfalls ein Elektrogeschäft in Kapfenberg betreibt: er macht seit zehn Jahren bis zu 15 Wochen Urlaub pro Jahr, weil es ihm gelungen ist, seine Firma so erfolgreich zu gestalten und seine Mitarbeiter so gut auszuwählen, daß er selbst nicht immer anwesend sein muß.