Zum Erfolg von Christine Anna Josef
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Das Wort Erfolg liegt mir nicht sehr, ich ersetze es durch das Wort Zufriedenheit. Diese wächst mir zu aus der Offenheit besonders für unsere Schüler und aus der Erfüllung meiner Aufgaben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich wurde vom Orden damit beauftragt, die Schulleitung zu übernehmen und wenn ich etwas tue, egal was es ist, versuche ich es auch so gut als möglich zu machen. Wir bieten Qualität, und das ist mir ein Anliegen. Deswegen freut es mich schon, daß unser Schulprogramm gut angenommen wird. Zu Anfang war die Schülerzahl gering, ich habe neun Klassen übernommen und sukzessive kamen immer mehr Schülerinnen und Schüler dazu. Zur Zeit haben wir 13 Klassen und die Eltern schicken ihre Kinder gern an unsere Schule.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? 1996 luden wir alle Eltern ein und erfragten ihre Zufriedenheit und eventuelle Wünsche. Diese Rückmeldungen haben wir ausgewertet und sind auf die Vorschläge der Eltern, soweit es mit dem Rahmen der Schule möglich war, eingegangen. Der persönliche Kontakt mit den Eltern ist mir persönlich sehr wichtig.Ist es für Sie als Frau im Berufsleben schwieriger, erfolgreich zu sein? Ja, so empfinde ich es. Im Bezirk gibt es neun Hauptschulen, acht werden von männlichen Kollegen geleitet. Da ist es nicht leicht, als gleichwertig anerkannt zu werden.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Mutter hatte in ihrer Jugend wenig Gelegenheit zu lernen und wollte immer, daß ich viel lerne. Sie hat mich auch immer in allem sehr unterstützt. Aber ich habe auch immer wieder Menschen kennengelernt, die mir etwas zugetraut und mich ermutigt haben. Ich erinnere mich noch an meine alte Schuldirektorin, die mir sagte, welche Fächer sie nachbesetzen wolle, und daß sie mich gern als Lehrerin einstellen würde. Wenn mir jemand eine Aufgabe übertragen wollte, war ich immer bereit dazu. Ich habe mich über das Vertrauen gefreut, es einfach probiert und geschafft.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Wir konnten uns bis vor einigen Jahren als Privatschule die Lehrer aussuchen, die unserem Profil entsprachen. Heute gibt es eine Lehrerschwemme. Uns werden bei Bedarf Lehrer zur Wahl vorgeschlagen. Lehrer, die unsere Einstellung nicht teilen können, können von uns abgelehnt werden. Es ist aber schwer für mich, jemanden weg zu schicken, der dann vielleicht keine Anstellung bekommt.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Als Ordensfrau hat man eine eigene Stellung, in einem gewissen Bereich wird man auf ein Podest gestellt, andererseits aber auch als jemand gesehen, der vom richtigen Leben keine Ahnung haben kann, auch das erlebt man. Die große Masse weiß sehr wenig über ein Ordensleben und ist sehr unsicher. Ich denke, daß mich mein Umfeld als ehrgeizig und als Managerin sieht. Ich habe sogar schon das Wort mediengeil gehört, was mich sehr betroffen machte, Ich finde es selbstverständlich, die Öffentlichkeit über unsere Schule und über unsere Arbeit zu informieren.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Es ist ja nicht meine Schule, sondern unsere Schule, Ich sehe die Lehrer als Mitarbeiter und Team. Ich versuche viel zu informieren und zu delegieren.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unsere Schule setzt auf Qualität und offene Atmosphäre, auf Güte und Menschlichkeit. Wahrscheinlich ist sie gerade deswegen „in“.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich muß meine Zeit sehr bewußt einteilen. Ich lebe nach Zeitplan, habe aber inzwischen auch gelernt, Nein zu sagen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die jungen Menschen sollen sich eine möglichst vielseitige Ausbildung aneignen. Die Grundlage dafür ist die Schulbildung. Sie sollen, wo immer sie leben und arbeiten auf ihre Mitmenschen mit Respekt und Freundlichkeit zugehen. Schließlich sollen sie jede sich bietende Möglichkeit für einen Job mutig aufgreifen und nützen. Umsicht, Fleiß, Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Selbständigkeit werden weiter dazu beitragen, daß sie ein erfülltes und zufriedenes Leben haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mich dort, wo immer ich lebe und arbeite nach Kräften einbringen und gut zu den Menschen sein.