Zur Karriere von Gerhard Miko
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Im Kindergartenalter, als ich sechs Jahre alt war, hatte meine Mutter nicht ganz unberechtigt die Befürchtung, daß man mich in der Volksschule nicht aufnehmen würde, so wenig sprach ich, und so wenig deutlich. Nach einer guten Volksschulzeit begann ich im Realgymnasium RG 8, Wien-Josefstadt, sehr bald zu erkennen, daß zu viel Theorie in diesen „allgemeinbildenden höheren Schulen“ auf dem Programm stand. Und „Latein“ befremdete mich, zumal ich nicht so hochgesteckte Ziele hatte, daß ich „Dr.med.“ oder Apotheker werden wollte. So war – auch elterlich vorgezeichnet – der Schritt zu einer berufsbildenden mittleren Schule naheliegend: zur dreijährigen Handelsschule III des Fonds der Wiener Kaufmannschaft, in Wien-Josefstadt, Hamerlingplatz, obwohl ich seit dem zehnten Lebensjahr in der elterlichen Wohnung in Wien-Hietzing wohnte. Mein Lieblingsprofessor namens Richter, bis in die achtziger Jahre Steuerberater, nutzte meine Mitschriften – vorbildlich maschinegeschrieben, alle Kapitelüberschriften in Form von Prüfungsfragen formuliert – für die Prüfung aller Klassenkameraden und ließ mich nicht nur einmal vor die Klasse treten und den Stoff erklären. Heute befragt nach den Grundsätzen meines Erfolges nenne ich vor allem zwei Punkte: erstens die – erlernbare - Fähigkeit, dem Gesprächspartner intensiv zuzuhören und – das ist noch seltener – zweitens, sich immer wieder in die Situation des/der anderen hineinzuversetzen. Dies praktizierte ich zum erstenmal, als ich mit 15 Jahren meinen ersten Artikel – über die damals schon heftig diskutierte „Schulreform“ gebar: Monatelang war die Verlängerung der Schulpflicht Tagesthema – neun statt acht Jahre Schulpflicht und auch ein Jahr plus für verschiedene Schulen. Ich versuchte mich in die Rolle zu versetzen, wie ich denken würde, wenn ich nicht davon betroffen wäre. Immer schnellere Wissensvermehrung, praxisnäheres Lernen und vieles andere („Die Zukunft“, 4/1969). Der Kasten mit der alphabetischen Aufreihung „Unsere Mitarbeiter in dieser Nummer: „Dr. Bruno Kreisky ist in Wien, Gerhard MIKO ist Mittelschüler in Wien“ war eine – unerwartete – größere Belohnung und Motivation für mich als das auch damals wirklich nicht großartige Honorar von 100 Schilling. Das sollte eine von zwei weiteren Lebensdevisen für mich werden: Tue nie etwas nur des Geldes wegen, und zweitens: denke - langfristig - in -Visionen, wenn sie nicht völlig unrealistisch sind (wobei negative „Killerphrasen“ verboten sind, Zweifel hintangehalten gehören und „laut negativ denkende“ Menschen man/frau so weit wie möglich meiden sollte). Ein gutes Beispiel: Ich hatte im zweiten und dritten Jahr als angehender Handelsschulabsolvent nicht nur einen Berufswunsch, sondern gleich drei: Einerseits erschien mir – wie bei vielen – der berufliche Weg in eine Sparkasse oder Bank naheliegend, andererseits interessierte und faszinierte mich Werbung – ein Traum war, mit Werbetexten gutes Geld verdienen zu können. Ein anderer Wunsch war, dank erster Erfolge, Journalist zu werden. Zu viele Ziele – zu große Wünsche? Nicht nur einer sollte in Erfüllung gehen. Dank eines Inserates in der Wiener Tageszeitung „KURIER“, in dem ein „Sparkassenverlag“ bloß einen jungen Mitarbeiter mit Handelsschulabschluß suchte, und einiger Testfragen bei einer zweiten Vorsprache beim Geschäftsführer konnte ich als „Junior-Texter“ in der Werbeabteilung/-agentur im August 1970 beginnen, worauf ich heute noch stolz bin. Sehr gut In Erinnerung habe ich auch heute noch, als ich der Zeitschriftenabteilung einen Artikel über das erste Nichtraucher-Büro im Wiener Rathaus anbot, obwohl es schon in einer Tageszeitung stand: Heute könnte man titeln „Mit drei Euro täglich ohne Zigarettenschachtel ein Vermögen ersparen“! Nach dem BUNDESHEER bot man mir ein sehr bescheidenes Mitteilungsblatt für Geschäftskunden an. Aber nach kurzem Zögern nahm ich an. Dank einiger gezielter Werbeaktionen, eines eisernen, nicht oft praktizierten Gesetzes weitgehender redaktioneller Unabhängigkeit und neuer praxisnaher Ideen, ausposaunt und praktiziert, „ist innerhalb ganz weniger Jahre daraus etwas geworden“, sagte SPV-Generaldirektor Diplomkaufmann Fritz GRASCHER nach nur zwei oder drei Jahren einmal. Und ein Top-Manager einer Computerfirma meinte einmal: „Da inseriere ich lieber bei Ihnen als im Wirtschaftsmagazin TREND, denn da muß ich einen Purzelbaum auf der Wiener Kärntner Straße machen, damit ich in der Zeitung stehe“. Tatsächlich wurde „WIRTSCHAFT IN FORM“ (Kurzform „WIF“) zu einer erfolgreichen Fachzeitschrift für Büro- und Betriebsorganisation, neben dem ursprünglichen Hauptteil der „Steuerfragen“, für den Wirtschaftsprüfer Dr. Bernd Schuster von Anfang an verantwortlich zeichnete. Der Anlageberatungsteil war naturgemäß auch sehr wichtig. Und eines Tages sagte ich: „Zehn Jahre sind genug“. Apropos Finanz- und Anlageberatung: Nach zwei Jahren bei einem kleinen Privatverlag, der mich schon ein paar Jahre zuvor „wollte“, begann meine zweite Karriere. Ich begann 1985 bei einer „System-Finanz“-Unternehmensgruppe. Wieder lautete die Devise, mich in die Situation des/der anderen zu versetzen, persönliche Analysen über die Ist- und Soll-Situation zu erstellen. Alle Menschen haben, neben einigen Grundbedürfnissen wie Essen, Gesundheit, familiäres Glück etc., den Wunsch nach Sicherheit, finanziellen Absicherungen und der Möglichkeit, genug Geld für später zu haben. Dies war auch für meine spätere Lebensplanung immer ausschlaggebend. Nachdem ich in den frühen 90er Jahren eine große Bausparkasse von innen kennenlernen wollte, war ich zwölf Jahre bei mehreren namhaften Versicherungen als beratender Verkäufer tätig – Schwerpunkt Personenversicherungen (z.B. bei zwei Tochtergesellschaften der „Wiener Städtischen“), meine erste Universal-Versicherung war 1995/96 die Generali AG. Besonders stolz war ich auf meinen Dienstgeber – Kurzform „GRAWE“, Grazer Wechselseitige Versicherung, die ich vier Jahre ihres historischen Bestehens begleiten durfte. Entsprechend meinem Motto “long-life-learning” wurde mir bereits im zweiten Jahr neben der umfangreichen Ausbildung der Titel „Inspektor“ verliehen. Im September 2000 legte ich die Prüfung zum „staatlich geprüften“ Versicherungskaufmann – mit „ausgezeichnetem Erfolg“ ab, was relativ selten ist. Aber auch hier sparte ich nicht mit sachlicher Kritik: diese Ausbildungswege gehörten weiter reformiert, entrümpelt und völlig neu erarbeitet! Das Fachwissen ist explodiert, laufend in Veränderung – auch „dank“ EU-Rechte – und komplex genug. Man braucht heute nicht mehr, wie vielleicht vor 20 Jahren, dem Prüfling mit tausend – kompliziert und umständlich formulierten – Fragen zu zeigen, daß er ein „Nobody“ ist. Mehr als ein Hobby für mich, da ich kaum Zeit für meine anderen Hobbys habe, wie Schwimmen, Schifahren und vieles andere, ist mein früherer Hauptberuf, das Schreiben. Aber aus Zeitgründen meist nur mehr dann, wenn es mich „juckt“, und wenn es etwas zu verändern gibt: Beispielsweise wurde mein Gespräch im Rahmen des „Europäischen Forum Alpbach“ mit dem damaligen Finanzminister Ferdinand LACINA in der österreichischen Finanz-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ über die Steuerreform 1988 veröffentlicht (Börsen-Kurier vom 2. September 1987, Seite 1: „Wie sie wirklich wird“). Und zufällig 10 Jahre später im August 1997, zeigte ich, daß es wieder um eigene Ideen und Kontakte geht: Für gute Ideen finde ich auch die richtigen Persönlichkeiten mit großem Namen, bei denen ich es schaffe, diesen meine Ideen schmackhaft zu machen. Beispielsweise meinem frühen Kunden und nunmehrigen Professor und absoluten Pensions-Experten Bernd MARIN im Zusammenhang mit dem Artikel „Bei den Pensionen nichts Neues“, wobei bei Titeln meist Chefredakteure und/oder Herausgeber nicht immer glücklich agierend handeln. Auf jeden Fall war es so ziemlich der erste Anstoß, für die nunmehr im zweiten Anlauf seit 2003 existierende und erfolgreiche prämienbegünstigte „Zukunftsvorsorge“ á la „Bausparen“. 230.000 Vorsorgeverträge 2003 in rund zehn Monaten sind eine klare Antwort der Österreicher. Auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel brachte es kürzlich in der TV-Pressestunde auf den Punkt: „Im Jahre 1970 hatten Österreicher bei Pensionsantritt eine Pensionserwartung von acht Jahren, heute sind es 20! Das kann sich nicht ausgehen.“ Viele Faktoren, von der längeren Ausbildungszeit begonnen, kommen dazu. In meiner beratenden Tätigkeit pflege ich übrigens seit Sommer 1997 öfters zu sagen: Inzwischen verstehen es auch die Klugen. Bisheriger Höhepunkt meines beruflichen Werdegangs über drei Jahrzehnte war im Vorjahr erstmals die Position des gewerblichen Geschäftsführers bei einer jungen Clever Consult KEG, eine weitere Gesellschaft, die sich mit Zukunftsvorsorge beschäftigt, wurde ebenfalls gegründet. Seit 2004 bin ich gewerberechtlicher Geschäftsführer bei der Wirtschaftskanzlei GEYER Erika in Wien-Hietzing, Amalienstraße. Ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmens ist die Unternehmensberatung. Ich lebe heuer seit über 20 Jahren im schönen Wiener Neudorf, einer der reichsten Gemeinden Österreichs im Bezirk Mödling.