Zum Erfolg von Franz Pichorner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Eines der wesentlichsten Elemente des Erfolges ist positives Feedback meiner Umgebung, weil es mich in der Richtigkeit meines Tuns bestätigt. Erfolg bedeutet für mich, Anerkennung und Akzeptanz für meine Entscheidungen zu erhalten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich sehe mich als erfolgreich, weil ich bisher viel erreichen konnte und noch zahlreiche Ziele vor mir sehe, die ich realisieren möchte.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin ein sehr guter Kommunikator und nehme im Haus eine Position an der wichtigen Schnittstelle zwischen der Geschäftsführung und den Direktoren bzw. wissenschaftlichen Mitarbeitern der 13 Sammlungen ein. Ich kann gut mit Menschen umgehen und gehe sehr offen auf meine Umwelt zu, zeichne mich aber auch durch mein fundiertes kunsthistorisches Wissen aus, das mir Verständnis für die Kunst selbst und dieses traditionell gewachsene Haus erlaubt. Die Tatsache, daß ich dieses Haus liebe und es täglich mit großer Freude betrete, ist ein absolut wichtiger Erfolgsfaktor und mithin das Schönste, das man über seinen Beruf sagen kann.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Wenn es zu einer beruflichen Herausforderung kommt, analysiere ich die Situation sehr genau, um anschließend im Team mit den Betroffenen eine Lösung zu finden. Die Entscheidung treffe ich letztlich persönlich, weil ich sie auch persönlich verantworten muß. Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der eher rasche Entschlüsse faßt.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich lege sehr großen Wert auf Loyalität und die Bereitschaft meiner Mitarbeiter, die Identität des Hauses geschlossen gegenüber der Außenwelt zu repräsentieren. Wichtig ist mir auch die Bereitschaft, kritisch mitzudenken. Im allgemeinen unterstützen wir unsere Mitarbeiter durch regelmäßige Gespräche, um ihnen zu signalisieren, daß wir ihre Anliegen und Probleme ernstnehmen und sich für sie interessieren.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Das Kunsthistorische Museum zeigt die gesammelten Schätze der Habsburger und kann als Traditionshaus die Bezeichnung Gedächtnis der Österreicher für sich beanspruchen. Wir zeigen eine der bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt und gelten als erstes und wichtigstes Museum in Wien, das von Touristen nach dem Schloß Schönbrunn am meisten frequentiert wird. Neben dem Anspruch, das Traditionelle zu bewahren und das kulturelle Erbe zu pflegen, bemühen wir uns immer wieder, ein Schaufenster in die Moderne zu öffnen. Nennenswert ist vor allem auch unsere rege Tätigkeit im Bereich der Sonderausstellungen, die nicht nur Touristen, sondern auch den Wiener Besucher anziehen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich trenne Beruf und Privatleben kaum, weil ich in meinem Beruf meine Berufung sehe. Da ich familiär nicht gebunden bin, stelle ich ein sehr hohes Maß meiner Zeit dem Unternehmen zur Verfügung; wie viele meiner Kollegen lebe ich meinen Beruf und bin quasi Tag und Nacht für das Unternehmen da, lege aber dennoch Wert auf einen gewissen privaten Bereich, der nichts mit dem Kunsthistorischen Museum zu tun hat.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich selbst erhielt immer wieder den Ratschlag, etwas Zukunftsträchtiges zu studieren, anstatt mit dem Studium der Kunstgeschichte den sicheren Weg in die Arbeitslosigkeit zu wählen, und ich habe ihn nicht befolgt. Einem jungen Menschen möchte ich ans Herz legen, seinen ureigensten Interessen zu folgen und seine Berufswahl nicht von negativen Prognosen abhängig zu machen, sondern seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Wenn man seine Stärken kennt und davon überzeugt ist, muß man diesen Weg unbeirrbar verfolgen; der Erfolg wird dann nicht auf sich warten lassen. Ich habe mich selbst für kaum eine Tätigkeit beworben, weil Chancen und Möglichkeiten auf mich zukamen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß man eine sehr erfolgversprechende Ausstrahlung entwickelt, wenn man etwas wirklich will und daran glaubt, sich also auch sehr stark dafür einsetzt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wenn ich meine Position in diesem Unternehmen betrachte, ist es mein Ziel, sie noch weitere vier bis fünf Jahre auszuüben. Meine Funktion ist eigentlich das Sprungbrett für eine Position als Direktor eines eigenen Hauses: ich persönlich strebe an, die Leitung eines mittelgroßen Museums zu übernehmen, wofür ich einen Zeitrahmen von rund fünf Jahren definiert habe. Dabei bin ich flexibel genug, mich auch für eine Tätigkeit im Ausland zu interessieren und verfüge über weltweite Kontakte, um dieses Ziel realisieren zu können.