Zum Erfolg von Kurt Marnul
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, auf das Erreichte zurückzublicken. Ich kann auf zahlreiche Persönlichkeiten verweisen, die ich zum Sport gebracht habe - darunter Generaldirektoren, Ärzte, aber auch viele Sportler, wie Christian Trotz, der in den USA als gefragtes Action-Double tätig ist.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich insofern als erfolgreich, als ich von Null an viel aufbaute, heute meine Pension genieße und unzählige sportliche Erfolge erzielte. Mein größter Erfolg ist mein 2004 erscheinendes Buch Schwarzeneggers erster Trainer, meine Biographie, die ich als mein Lebenswerk betrachte. Ich pflege nach wie vor ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihm, besuche ihn, wenn ich in den USA bin und freue mich darüber, daß er bei allen Erfolgen ganz der alte geblieben ist.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe alles aus eigener Kraft erreicht: schon mein erstes Rad und später mein erstes Auto kaufte ich mir selbst, ohne daß mich dabei irgend jemand unterstützt hätte. Heute besitze ich eine wunderschöne Wohnung, rund 20 Perserteppiche und Ölbilder, die ich aus Leidenschaft sammle. Ausschlaggebend für meinen Erfolg war sicher mein pädagogisches Talent; nicht nur im sportlichen Bereich, sondern auch in meinem Beruf als Bauleiter war ich immer in der Ausbildung beschäftigt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich zum erstenmal als erfolgreich, als ich meine Lehre zum Bäcker und Konditor abbrach, um mich in der Folge vom Hilfsarbeiter zum Bauleiter hochzuarbeiten und gutes Geld zu verdienen. Ein weiteres Erfolgserlebnis bestand darin, daß die Universität an mich herantrat, um mich als Lehrbeauftragten einzustellen, obwohl ich keinen akademischen Titel habe. Man hatte mich schon länger beobachtet, kannte meine pädagogischen Fähigkeiten und wollte unter allen Umständen mich für diese Tätigkeit einsetzen. Ich erhielt damals zahlreiche Angebote, in die USA zu ziehen und Werbespots zu drehen, entschied mich aber dagegen. Ich hatte einen guten Job, war verheiratet und hatte bereits eine Familie gegründet, und das genügte mir vollauf. Zur Zeit herrscht ein regelrechter Medienrummel um mich - kürzlich war ich binnen einer Woche in 31 Fernsehsendungen zu Gast - und mir ist sehr bewußt, daß dieses Leben nichts für mich ist, also bin ich froh über meine Entscheidung.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ist in meinen Augen natürlich der bessere Weg, aber ich denke, daß es am sinnvollsten ist, die beiden Faktoren zu kombinieren.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe in meinem Leben alles selbst erreicht. Meine Mutter führte eine Gastwirtschaft, und ich hielt mich schon als Kind davon fern - die Abneigung gegen betrunkene Menschen und Lärm ist mir bis heute geblieben. Ich rauche und trinke bis heute nicht, zu gut erinnere ich mich an die Gäste, die mich als Lehrling vom Schlaf abhielten, obwohl Bäcker früh auf den Beinen sein müssen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Meine Anerkennung liegt in der Dankbarkeit zahlreicher Menschen, die ich trainierte, in der Tatsache, daß ich mit Arnold Schwarzenegger gut befreundet bin und bei meinen USA-Besuchen mit Stars am Tisch sitze, sowie in den zahlreichen Ehrenzeichen, die mir von der Republik Österreich, dem Land Steiermark sowie der Turn- und Sportunion verliehen wurden.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich habe einige Neider, die mir meine Verdienste nicht gönnen, sie sogar für sich beanspruchen, darunter ein österreichischer Politiker, der mit seiner Freundschaft mit Schwarzenegger prahlte und dabei verschwieg, daß der Kontakt durch mich zustande gekommen war. Allerdings siegt in diesen Dingen immer die Gerechtigkeit und ich erhalte meine Genugtuung letztlich doch.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Privatleben spielt für mich eine sehr wichtige Rolle, obwohl alle meine Partnerinnen unter der Intensität meiner beruflichen Betätigung litten, weil ich den Großteil meiner Freizeit für den Sport verwendete und ich viel Zeit im Ausland verbrachte.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich habe im Laufe von 50 Jahren Tausende Jugendliche trainiert, die zum Teil durch Drogenkonsum völlig am Boden waren. Ich bin glücklich darüber, etwas zu ihrer Rehabilitation beigetragen zu haben - ich habe sogar Jugendliche aufgenommen, die gerade aus der Haft entlassen worden waren und einige zur Europameisterschaft geführt. Was mich glücklich und erfolgreich macht, ist die Tatsache, daß diese jungen Leute aus Freude über ihre Erfolge mit dem Trinken und Rauchen aufhörten und völlig neue Menschen wurden, die etwas aus ihrem Leben machten. Seit Jahren trainiere ich fünf verschiedene Gruppen der Caritas, obwohl einige meiner Stammgäste deshalb aus meinem Verein austraten, später aber wieder zurückkehrten. Ich kann jedem jungen Menschen nur raten, seinen Körper zu trainieren und sich fit zu halten, denn wer sich körperlich wohl fühlt, sich gesund ernährt, nicht raucht und nicht trinkt, profitiert davon auch geistig und kann somit auch seinen Beitrag zur Gesellschaft leisten.