Zum Erfolg von Thomas Rainer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bediene mich nicht des heute allgemein gängigen Klischees von Erfolg, denn heute werden Menschen als erfolgreich bezeichnet, mit denen ich nichts gemeinsam haben möchte, von deren Bankkonto mal abgesehen. Für mich ist Erfolg in erster Linie Selbstverwirklichung, die über die perfekte Vereinigung von Beruf und Privatleben möglich ist und daher individuell sehr unterschiedlich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nach meiner eigenen Definition von Erfolg ist meine Assistentin wohl erfolgreicher als ich, verrichtet sie ihre Arbeit doch perfekt und hat das erreicht, was sie sich als Ziel gesteckt hat. Ich habe das Glück, einen Job zu haben, der mir Spaß macht, mich ausfüllt und mich täglich fordert. Da ich allerdings noch jung bin und mich a la longue noch beweisen muß, bin ich nicht am Ziel und daher noch nicht erfolgreich. Ich versuche meinen Weg zu gehen, der mich dorthin führen sollte und bisher bin ich mit dem beschrittenen eigentlich ganz zufrieden.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Für meinen beruflichen Weg war es wohl in erster Linie Glück, Glück die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu treffen, Menschen die mich ausbildeten, forderten und förderten, allerdings muß man dem Glück auch auf die Sprünge helfen nach dem Motto: Ad aspera ad astra. Meine Stärke liegt darin, mit Menschen gut umgehen und mich in sie hineinfühlen zu können. Mich interessiert mein Gegenüber und ich versuche seine Erwartungen zu erfüllen. Dazu muß ich mich nicht verstellen, sondern nur dem Gegenüber eine angenehme Atmosphäre schaffen. Ich versuche mit meinem Mitmenschen nicht so umzugehen, wie ich es mir wünschen würde, sondern wie er es sich wünscht. Das ist ein großer Unterschied. Dazu kommt – aber das ist wohl selbstverständlich – Fleiß und auch eine gute Portion Ehrgeiz, ohne die Stagnation und Langeweile eintreten würde. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Die Personen, die mich nicht nur menschlich, sondern auch beruflich am meisten geprägt haben, sind sicherlich meine Eltern. Sie sind Vorbilder, die es nach meiner Definition von Erfolg, wirklich geschafft haben. Sie führen eine glückliche Ehe und ein harmonisches Familienleben, außerdem ist mein Vater auch beruflich sehr erfolgreich. Er hat es geschafft, Karriere und Familie gut zu vereinen. Meine Mutter ist mir ein Vorbild, weil sie positive Energie ausstrahlt, sehr herzlich und sozial sehr engagiert ist. Neben meinen Eltern prägte mich auch mein späterer Partner, der mich als Unternehmensberater noch während des Studiums einstellte. Und zwar trotz meines damals für einen Unternehmensberater nicht gerade passenden Aussehens (lange Haare!). Er war es, der mir einen interessanten Berufseinstieg ermöglichte und mich ausbildete.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich wähle grundsätzlich Mitarbeiter aus, die mir nicht ähnlich sind. Ich brauche mich nicht zu multiplizieren oder zu potenzieren, sondern muß mich ergänzen. Um meine Schwächen auszugleichen, muß ich mir Leute holen, die dort ihre Stärken haben, wo meine Schwächen liegen. Daher beschäftigen wir sehr verschiedene Charaktere, Nationalitäten und Altersgruppen, um einen möglichst großen Ideenpool zu generieren. Das bietet zwar enormes Konfliktpotential im Alltag, aber es wirkt sehr befruchtend, weil aus Konfliktsituationen die besten Ideen entstehen. Ich will keine Leute, die alles bejahen, was mir vorschwebt, sondern solche, die alternative Denkweisen verfolgen. Nur so kann ich meinen Horizont erweitern und meine Arbeit bestmöglich machen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich respektiere jeden Mitarbeiter, seine Arbeit und seinen Einsatz und versuche, ihm dies im Alltag zu zeigen. Da es kein einheitliches Patentrezept für Motivation gibt, versuche ich, die Bedürfnispyramide der Einzelnen zu eruieren und entsprechend zu motivieren und zu honorieren. Durch mein Interesse für mein Gegenüber fühlen sich die Mitarbeiter akzeptiert, verstanden und (hoffentlich) wohl. Ich beziehe sie in Entscheidungssituationen mit ein, vermittle dadurch, daß sie Teil eines Ganzen sind, und unterstreiche somit die Nachhaltigkeit ihrer Arbeit. Meiner Meinung nach kann ein Mitarbeiter nur dann performen, wenn man ihm Mündigkeit zuspricht und Freiheiten zugesteht. Daher gibt es bei uns gleitende Arbeitszeiten, individuelle Büroorganisation und keinen Dresscode. Unser gesundes Betriebsklima drückt sich in der Tatsache aus, daß es kaum Fluktuation gibt.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Das Unternehmen Europlakat International wurde von der Gewista als Tochter für das Auslandsgeschäft gegründet. In der Zwischenzeit kam es zum Joint Venture mit dem Schweizer Marktführer Affichage Holding und innerhalb von zehn Jahren ist Europlakat zum größten Außenwerber und Stadtmöblierer in Zentral- und Osteuropa avanciert. In allen Ländern in denen wir tätig sind, mit Ausnahme von einem, sind wir Marktführer und beschäftigen über 170 feste Mitarbeiter und noch einmal so viele freie.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Vielleicht ist es für einen 32jährigen zu früh, an seine Hinterlassenschaft zu denken. Ich glaube aber, daß das Wirtschaftsdenken der heutigen Zeit sehr kurzfristig orientiert und häufig von selbstoptimierenden, opportunistischen Individuen bestimmt ist. Dieser Weg ist gefährlich und selbstzerstö-rerisch. Auch auf die Gefahr hin, pathetisch zu klingen, bin ich der Meinung, daß unsere Gesellschaft sich vermehrt wieder auf ihre christlich abend-ländischen Wertvorstellungen besinnen sollte. Nicht allein aus moralisch-ethischen Überlegungen, sondern auch aus Überlegungen zu Erfolg oder Nicht-Erfolg: Sich selbst als Teil der Gesellschaft sehen, seinen sinnvollen Zweck in dieser zu erfüllen und mit seiner Arbeit für gesunde Nachhaltigkeit zu stehen - Wer nach diesen Regeln lebt – das ist meine Überzeugung – kann es in der heutigen Zeit auf lange Sicht mehr denn je schaffen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich denke nicht kurzfristig, sondern verfolge meist langfristige Ziele, auch trenne ich zwischen beruflichen und privaten Zielen. Beruflich bin ich, wie gesagt, auf dem Weg. Es ist mein Ziel, mit 45 Jahren aus eigener Kraft finanziell abgesichert zu sein und eine integere Rolle in der Gesellschaft zu spielen, aber ich wäre nicht erfolgreich, wenn ich nicht auch das private Ziel, eine Familie zu gründen, erreiche.