Zum Erfolg von Jean-Francois Jenewein
Was verstehen Sie unter Erfolg? Was haben Mutter Theresa, Arnold Schwarzenegger, Albert Einstein und Konrad Adenauer gemeinsam, um in Ihren Bereichen so außerordentliche Erfolge vorzuweisen? Wer die Biographien dieser und anderer Persönlichkeiten studiert, kann feststellen, daß es weder ein überdurchschnittlicher Intelligenzquotient, noch Herkommen oder Familienvermögen ist. Einige Faktoren haben sie jedoch gemeinsam und diese lassen sich bei allen erfolgreichen Persönlichkeiten festellen, persönliches Engagement: Wer etwas erreichen will, muß ein Ziel haben und dieses konsequent und beharrlich ansteuern. Er muß dazu bereit sein, mehr zu leisten, als alle anderen. Erst wer den Punkt des Müssens überschreitet, erhält seine Handlungsfreiheit und kann Initiativen setzen und durchsetzen. Diese Bereitschaft zum Engagement beginnt bei fast allen erfolgreichen Menschen schon in der Schule und auf der Universität. Spätzünder gibt es nur in den seltensten Fällen. Wissen und Lernfähigkeit: Eine fundierte Ausbildung sind der Grundstock für einen guten Berufsstart und wird in Zeiten wie diesen immer wichtiger. Zusatzstudien, Ferialpraktika und auch Engagement in Studentenorganisationen und anderen Vereinen stellen einen Qualitätsvorsprung gegenüber NUR - Studenten dar. Bis ins hohe Alter lernfähig zu bleiben, ist eine Voraussetzung für jeden einzelnen, um sich persönlichen Future-Schock, wie ich verstehe die Welt nicht mehr, zu ersparen. Sozialisation und Ethik: Die Gesellschaftsstruktur im Staat und die Hierarchieebenen in den Unternehmen verändern sich rasant. Autoritäre Systeme in den Betrieben, aber auch zentralgelenkte Umverteilungspolitik im Staat greifen nicht mehr. Ohne soziales Gespür für diese Veränderungen gibt es kein Weiterkommen. Ein Teil des Erfolges ist auch die persönliche Ethik, das eigene Wertegerüst. Studien belegen, daß 80 Prozent der Managerentscheidungen aus dem Bauch heraus gefällt werden. In den USA ist Ethik als verpflichtendes Lehrfach in 73 Prozent aller Business-Schulen etabliert. Nach internationalen Studien besitzen die erfolgreichsten Unternehmen der letzten 50 Jahre immer eine eigene Ehtik, eine Unternehmenskultur, und dies hat ihren Bestand gesichert. Mobilität: eine der vier Grundfreiheiten der EU ist die Mobilität. Wer persönlich und geistig mobil ist - dazu gehören auch entsprechende Fremdsprachenkenntnisse, multikulturelles Verständnis, Eingehen auf andere Völker und Kulturen - hat erheblich mehr Berufschancen. Für den ist die Globalisierung keine Falle, sondern ein Glücksfall. Es ist im Zusammenhang bedauerlich festzustellen, daß gerade die Akademiker statistisch gesehen die geringste Mobilität aufweisen. Das bedeutet nichts anderes, als eine freiwillige Selbstbeschränkung der eigenen Berufschancen, Verkauf seiner selbst gehört ebenfalls zu den Erfolgsvoraussetzungen. Keine berühmte Persönlichkeit, bis auf ein paar schon verstorbene Künstler, wurden je entdeckt. Jede dieser Persönlichkeiten hat einiges für seinen Weltruhm beigetragen. Der Boxer Cassius Clay wurde auf dem Höhepunkt seiner Karriere einmal nach seinem Erfolgsgeheimnis befragt, und er antwortete: Die eine Hälfte der Zeit arbeite ich hart und die andere Hälfte der Zeit erzähle ich jedem, daß ich hart arbeite. Außer diesen Schlüsselqualifikationen, welche die Bausteine für Erfolg darstellen, habe ich kaum weitere Gemeinsamkeiten entdeckt. Die Voraussetzungen dafür bringen aber nur Persönlichkeiten mit hoher Selbstdisziplin, Ehrgeiz, Ausdauer und einem ausgereiften inneren Wertesystem mit, denn Erfolg ist keine Frage des Zufalls.Gab es Niederlagen? Rückschläge gibt es immer wieder. Als Personalberater kann ich sagen, daß jeder Berufswechsel im Grund genommen eine Konfliktsituation der Stelleninhaber darstellt, das heißt, daß man mit etwas unzufrieden ist. Ich empfehle, daß sich jeder nach drei bis fünf Jahren neue Aufgaben suchen sollte.
Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?
Ich glaube aus der Familiengeschichte heraus. Alle Vorfahren waren in einer Weise seit Jahrhunderten selbständig, vom Bauern in Tirol bis zum selbständigen Schmiedebesitzer und Juristen. Hier möchte ich anmerken, daß es Leute gibt, die die tüchtigsten Manager sind, aber an der Selbständigkeit zerbrechen. Es ist interessant, daß die Angst sich selbständig zu machen, bei vielen tief verwurzelt ist, und ich halte es für einen großen Fehler in unserer österreichischen Aubildungsgesellschaft, daß man die Kinder zur Unselbständigkeit erzieht. Dies kann man gut aus einer Untersuchung auf der Wirtschaftsuniversität ablesen, wobei man die Erstsemestrigen gefragt hat, was sie denn später einmal machen möchten. 85 Prozent äußerten die Absicht, sich selbständig zu machen. Aus einer Befragung der Letztsemestrigen geht heraus, daß sich 85 Prozent einen Job suchen werden. Das heißt, die Wirtschaftsuniversität als eine Schule der Kaufleute, welche die meisten Unternehmer heranzüchten sollte, verschult also Unternehmer. Dies findet in der gesamten österreichischen Schullandschaft statt, und hier müßten die Kinder anders gelehrt und die Lehrer anders geschult werden. Damit zeigt Österreich die im europäischen Durchschnitt niedrigste Quote bei der Selbständigkeit auf. Wir haben tolle Leute, deswegen haben wir gute Erfolgsergebnisse, die Wirtschaft ist aber nur bedingt durch das Vorangesagte gegen Rezessionen abgesichert.Welche Eigenschaften sollte man in die Selbständigkeit mitbringen? Problemlösungskompetenz, denn nicht das Wissen allein ist entscheidend; es zeichnet den Österreicher aus, daß er sehr gut in der Problemlösung ist. Die Wirtschaft verändert sich sehr schnell, das heißt man muß flexibel sein, aber auch zielorientiert. Man muß sich ein Ziel setzen und auch konsequent verfolgen, sowie die Bereitschaft haben, mehr zu leisten als andere. Die Masse der Menschheit ist faul und träge, hier sticht jeder hervor, der bereit ist, mehr zu tun als andere.Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Eigeninitiative und Konsequenz - mehr zu leisten als andere. Aus den Lebensläufen der Bewerber sehe ich es immer wieder, ebenso wie bei mir, daß sich die Topmanager nicht erst nach dem Studium, sondern bereits während des Studiums engagiert haben. Ich habe mich mit tausend Dingen während des Studiums beschäftigt. Man sollte sich sehr früh engagieren, denn ich bin der Ansicht, daß hier die Haltung, die man aus der Familie mitbekommt auch wichtig ist. Wenn man gestalten kann, wird man frei, selbständig und mündig.Wie gehen Sie mit den Bereichen Familie und Beruf um? Dies kann man in meiner Branche nicht trennen. Meine Gattin und ich haben das Unternehmen aufgebaut und sieben Jahre lang keinen Urlaub gemacht. Es hat uns trotzdem Spaß gemacht. Unser Geschäft ist die Kommunikation, somit ist Beruf und Privatleben nicht zu trennen. Ich habe auch schon um Mitternacht Aufträge erhalten und auch Aufträge um Mitternacht erledigt. Man muß jederzeit Augen und Ohren offenhalten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
In jener Form, daß ich sie am Erfolg beteilige, manchmal auch mitbestimmen lasse. Da wir sehr erfolgreich sind, erfolgt auch eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen. Bei uns liegt der Teamgedanke im Vordergrund, wobei ich, als Gründer des Unternehmens, mich als Teamleader sehe. Besonders freut es mich, daß unser Unternehmen die geringste Fluktationsrate in der Branche aufweist. Die Beratungsunternehmen leben davon, daß sie das Wissen ihrer Mitarbeiter halten, denn sobald ein Mitarbeiter drei Jahre im Haus ist, hat er soviel Wissen und Beziehungen in sich, daß sein Abgang einen schweren Verlust für jedes Unternehmen darstellt.Ein Tip von Ihnen? Viele Menschen machen den Fehler, daß sie sich nicht selbst analysieren, das heißt nicht ergründen, wo sie Ihre Stärken und wo sie ihre Schwächen haben. Man sollte versuchen, seine Stärken konsequent auszuspielen. Wenn einer introvertiert ist, sollte er nicht zum Präsentator tendieren, einer der extrovertiert ist, sollte nicht in die Buchhaltung gehen. Auch das Studium ist eigentlich egal, mir hat das Jusstudium viel geholfen, um analytisch zu denken. Wenn einer bereit ist, mehr zu machen als andere, dann ist es völlig egal, ob er studiert hat oder nicht.