Zum Erfolg von Barbara Braunsperger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß ich im Leben etwas geschafft habe, unabhängig bin und völlig eigenverantwortlich handeln kann. Das ist, was ich mir für mein Leben immer gewünscht habe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mein Ehrgeiz und meine Zähigkeit. Das hat offenbar auch etwas mit meiner relativ strengen Erziehung zu tun - mein Vater ist Offizier beim Bundesheer. Geprägt hat mich sicher auch meine Schul- und Studienzeit, das ist keine Frage. Letztendlich war und ist es der Wille, eine selbständige Frau zu sein. Die Berufswahl war nicht ausschlaggebend. Wenn es nicht die Medizin geworden wäre, hätte es auch etwas ganz anderes sein können. Gartenbauarchitektur vielleicht.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich reagiere relativ prompt, weil ich das Problem oder die Herausforderung rasch gelöst haben will. Ich bleibe auch dran, bis es gelöst ist, egal, wie lange es dauert. Ich bin ein Arbeitstier.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich mußte anfangs doppelt so viel arbeiten wie ein Mann, um die gleiche Anerkennung zu bekommen. Dazu habe ich lange gebraucht, aber ich glaube, es mittlerweile geschafft zu haben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Schon in Klinikzeiten. Um das Jahr 1988 wurden mir relativ schwierige Aufgaben übertragen, deren Bewältigung mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben haben.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine erfolgreiche Entscheidung war, in die Privatwirtschaft zu gehen, obwohl ich damals ein Stipendium in den USA in Aussicht hatte. Ich hätte mir damals Wissen auf dem Gebiet der Positronen-Emissions-Tomographie aneignen können, um diese Technik in Österreich einzuführen, wo sie seinerzeit noch relativ unbekannt war. Aber ich habe mich für den Einstieg in die Privatwirtschaft entschieden und bereue das keineswegs. Eine daraus sich abgeleitete Entscheidung war, mit der Praxis klein anzufangen und nicht gleich pompös. Am Anfang hatte ich zwei Angestellte, heute sind es bereits sieben.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Originalität. Ich halte sehr gerne Vorträge, und wenn man da nicht originell ist, wird es fad. Auch meine Ordination ist individuell gestaltet, und letztlich glaube ich, sehr gut mit meinen Patienten umgehen zu können. Dazu bedarf es auch einer gewissen Originalität.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein im letzten Jahr verstorbener Lebensgefährte, der 15 Jahre an meiner Seite war. Er hat mich insofern geprägt, als er mich als Frau immer beschützte. Speziell in einem männerdominierten Land wie Tirol war das anfangs sehr wichtig. Er war mein Wegbereiter.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Anerkennung kommt natürlich von meinen Patienten und der positiven Resonanz meiner Umgebung.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die Nuklearmedizin wird stiefmütterlich behandelt, und zwar insofern, als es keine Kassenverträge gibt. Ich arbeite ausschließlich mit Sonderverträgen, die ich erst nach ewig langer Zeit mit den Kassen ausverhandeln konnte, weil ich zuerst eine private Krankenanstalt gründen mußte. Das war am Anfang beinahe existenzbedrohend.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Nach anfänglicher Skepsis der Kollegschaft und Umgebung mittlerweile als erfolgreiche Frau, glaube ich.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr wichtige Rolle. Nachdem ich inzwischen zu delegieren gelernt habe, funktioniert es hier in der Praxis wunderbar. Ich bin zur Erkenntnis gelangt, daß ich nicht die absolut Wichtigste bin. Ich kann mir erlauben, zwischendurch auch eine kleine Skitour einzuschieben, wenn das Wetter stimmt. Das geht nur, weil ich so gute Mitarbeiterinnen habe.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Das wichtigste ist die Fähigkeit, mit Patienten gut umzugehen. Den Rest kann man lernen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch ein gutes Arbeitsklima, flexible Arbeitszeiten - und hin und wieder machen wir auch einen kleinen Betriebsausflug.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir sind hier in der Praxis zwei Fachärztinnen mit über 20 Jahren Erfahrung und haben ein wunderbar funktionierendes Team. Wir vergeben auch kurzfristig Termine, wenn es notwendig ist, und unsere Befunde sind extrem schnell beim Hausarzt des Patienten. Letztlich ist das Klima für den Patienten hier in unserer Praxis sicher persönlicher als etwa an einer Universitätsklinik.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Neutral. Jeder hat seine Stärken, und Konkurrenz belebt das Geschäft.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich lese sehr viel, allgemein sowie im Fachbereich, und besuche pro Jahr mindestens einen Fachkongreß.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Das Allerwichtigste sind eine gute Schulbildung und Weltoffenheit. Reisen erweitert den Horizont und man sollte neben dem Beruf auch die emotionale und soziale Komponente des Lebens nicht vernachlässigen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Noch mehr delegieren und eventuell noch jemanden mit Erfahrung in die Praxis hereinnehmen. Vielleicht verkaufe ich alles in fünf Jahren, gehe auf Weltreise und mache dann beruflich etwas ganz anderes.
Ihr Lebensmotto?
Bleib nicht in der Vergangenheit hängen, plane in die Zukunft und genieße den Tag.