Zum Erfolg von Heinrich Neisser
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat man, wenn man seine Aufgaben erfüllt und seine Ziele erreicht - und dafür auch von kompetenten Leuten Anerkennung erfährt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
In meiner Laufbahn konnte ich mehr verwirklichen, als ich mir erwartet hatte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Zunächst war großer persönlicher Einsatz wesentlich, und - wie man mir immer wieder sagte - Glaubwürdigkeit, Geradlinigkeit und Konsequenz.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als junger Mensch ist es sicher sehr beeindruckend, wenn man die politische Arena betritt, obwohl dieser Schritt natürlich auch von sehr viel Kritik begleitet wird. So hatte ich bei meinem Eintritt in das Bundeskanzleramt sicherlich ein erstes Gefühl von Erfolg.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die politisch intensivste Tätigkeit war wohl meine Zeit als Klubobmann von 1990 bis 1994, in der ich zum Funktionieren der großen Koalition zumindest beitragen durfte. Dies lag aber auch daran, daß mir diese Funktion als überzeugtem Parlamentarier am meisten entgegenkam. Ich bedaure auch, daß das Parlament in Österreich zunehmend an Bedeutung verliert.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gibt zwei Personen, die für mich wichtig waren: zunächst Dr. Josef Klaus, der mich in das Bundeskanzleramt holte und stets sehr förderte, und dann Dr. Hans Igler, der sich sehr stark für mich engagierte, und durch den ich auch in den Nationalrat gekommen war. An ihm faszinierte mich vor allem seine Vielseitigkeit.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erhielt Anerkennung seitens der politischen Kollegen, aber auch aus der Bevölkerung. Ich freue mich natürlich über Lob, aber im Grunde kann man ja nur selber wirklich einschätzen, was man gut gemacht hat, und in dieser Hinsicht war ich immer auch sehr anspruchsvoll und selbstkritisch. Meines Erachtens hat die heutige Politik die Fähigkeit zur Selbstkritik leider weitgehend verloren.Welches Problem scheint Ihnen in der Politik als ungelöst? Ich denke, da gibt es vor allem das Problem der Glaubwürdigkeit. Der überhandnehmende Populismus in der Politik könnte zu einem Problem werden. Die oft zitierte Politikverdrossenheit hängt sicher auch mit dieser Entwicklung zusammen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarkeit dieser beiden Bereiche ist heute für mich nicht mehr so ein Problem, meine Kinder sind erwachsen, und meine Tätigkeit an der Universität Innsbruck läßt mir genügend Freiraum. Früher in der Politik war es zweifellos eine große Belastung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es ist Aufgabe meines akademischen Berufes, die Jugend zu Offenheit und Aufgeschlossenheit zu erziehen. Ich bin von meiner Grundeinstellung her ein Humanist. Junge Menschen sollen die Erkenntnis erlangen, in welche Richtung Entwicklungen gehen, und zu welchem Zeitpunkt sie sich auch engagieren müssen. Ich wünsche mir, daß sich die junge Generation durch eine kritische und selbstkritische Position im Leben zu behaupten weiß.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin ja noch einige Zeit an der Universität tätig, wo ich mich durchaus einer gewissen Beliebtheit erfreue. Danach habe ich mir vorgenommen, noch einiges zu schreiben, einerseits zu europäischen Themen und andererseits Memoiren, die weniger Memoiren sind, sondern vielmehr eine machtpolitische Analyse auf der Basis meiner eigenen Erfahrungen.
Ihr Lebensmotto?
Freude durch Offenheit.