Zum Erfolg von Michaela Stiegler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Eigentlich bin ich für so eine Frage zu bescheiden. Erstmals ein Gespür für den Erfolg bekam ich bei einem Brotwettbewerb vor drei Jahren. Alle drei eingereichten Produkte errangen auf Anhieb eine Medaille. 2005 konnten wir bereits vier Silber- und sechs Bronzemedaillen einheimsen. Daraufhin folgten etliche Zeitungsartikel, auch das Wirtschaftsblatt berichtete über uns.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Bodenständigkeit war wohl ausschlaggebend. Ich bin bestrebt, etwas Ordentliches auf die Beine zu stellen. Ein wichtiger Faktor ist, daß ich die Menschen um mich herum, seien es Kunden, die Familie oder die Mitarbeiter, so behandle, wie ich selbst behandelt werden möchte. Ich habe im Laufe der Zeit erkannt, daß es wunderbar ist, zu geben. Es kommt im Leben alles wieder zu einem zurück.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Gerade bei meinem vorgezeichneten Weg nicht. Meine Geschwister haben studiert, und ich tendierte immer schon Richtung Handwerk. Selbst in der Berufsschule war ich das einzige Mädchen. Da ich aber immer schon eine „G‘standene“ war, hatte ich auch hier keine Probleme, mich zu behaupten.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Meine Kinder sind schon selbständig, somit konnte ich einen Gutteil an Verantwortung bereits abgeben und bin zeitlich nicht mehr so eingeschränkt.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Mein Weg war großteils vorgegeben. Ich habe mich nicht damit beschäftigt, ob mir ein anderer Beruf besser gefallen hätte.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Meines Erachtens tendiert man in jungen Jahren dazu, andere zu imitieren. Mit den Jahren entwickelt man dann seine eigene Persönlichkeit. Heute kann ich bewußt meine Dankbarkeit leben, für die Familie und für die Gesundheit - denn nichts davon ist selbstverständlich. Daher kann ich auch mehr geben, weil ich mich wohl fühle. Ich höre meinen Kunden zu und lebe mit ihnen mit - ich glaube, sie sind auch dafür dankbar.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Natürlich haben mich meine Eltern sehr geprägt, aber auch meine Berufsschullehrer, zu denen ich heute noch Kontakt habe.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Allgemein sind die Betriebe unserer Branche größer geworden, sodaß sich der Konkurrenzdruck verstärkt. Bäckereibetriebe expandieren in weiter entfernte Regionen und versuchen, die alteingesessenen Betriebe zu verdrängen. Ich bevorzuge jedoch eine überschaubarere Struktur, nach dem Motto: Klein - fein - mein.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind ein Familienbetrieb bereits in der dritten Generation, wo jeder für jeden da ist. Das macht sich gerade jetzt bezahlt, als mein Sohn einen schweren Schiunfall hatte. Mir ist wichtig, für die Gemeinde und die Region dazusein.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? „Leben und leben lassen“ lautet mein Motto in diesem Zusammenhang.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Für mich lassen sich diese beiden Bereiche nicht trennen, womit ich sehr gut leben kann. Mein Mann hat damit mehr Probleme, weil er nicht mit diesem Beruf groß geworden ist.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Weiterbildung ist für mich immer noch ein Thema, und ich informiere mich auch mittels Fachliteratur. Ich genieße es aber schon, diesbezüglich bereits vieles an meinen Sohn übertragen zu können.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es ist wichtig, sich selbst zu finden und sich selbst treu zu bleiben, dann kann nicht mehr allzuviel schiefgehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte etwas mehr Zeit für mich selbst zur Verfügung haben. Ein Urlaub im nahen Süden wäre auch schön.
Ihr Lebensmotto?
Wirklich reich ist der, der mehr Träume in seiner Seele hat, als die Wirklichkeit zerstören kann. (Hans Kruppa)