Zum Erfolg von Christoph Matznetter
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Natürlich ist mir Erfolg für meine Gesinnungsgemeinschaft wichtig, aber wirklicher Erfolg bedeutet für mich in erster Linie, daß es gelingt, etwas für die Menschen durchzusetzen. Auch als Steuerberater war dies meine eigentliche Hauptmotivation, wenn auch das Geldverdienen dabei eine nette Nebenerscheinung ist. Die Situation als politischer Mandatar empfinde ich in diesem Zusammenhang als sauberere Form.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich glaube schon. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Alle gängigen Theorien über die Vernetzung und die Kommunikation sind ja nicht erst in den letzten Jahren entstanden. Ein wirklicher Erfolg ist ein Erfolg, den man gemeinsam erzielt; alle großen Erfolge der Geschichte sind Erfolge mehr oder weniger großer Gruppen. Jeder Versuch, einen Erfolg auf eine einzelne Person zurückzuführen, ist zum Scheitern verurteilt. Der Erfolg von Menschen liegt in der Solidarität, im Miteinander bei der Lösung von Aufgaben und der Erreichung von gemeinsamen Zielen. Glück spielt natürlich auch eine Rolle, das hängt mit der Natur der Zeit zusammen. Wenn man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist, dann spielt das eben eine Rolle.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Indem ich versuche, die Dinge mit viel Energie und einem Grundoptimismus anzugehen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gibt viele Entscheidungen in meinem Leben, bei denen ich mir rückblickend sagte, ich hätte das besser anders gemacht. Ich richte meinen Blick aber immer nach vorne und versuche mir sehr langfristige Ziele zu setzen, die ich nicht aufgebe. Sicher war es eine gute und richtige Entscheidung, mich zunächst auf das Berufsleben zu konzentrieren, bevor ich in die Politik zurückkehrte, obwohl ich mir einige Zeit auch einbildete, dies sei ein Fehler gewesen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Es wäre sicher falsch zu sagen, daß mein verstorbener Vater keinen Einfluß auf mich gehabt hätte, so verschieden wir auch waren. Was zum Beispiel Fleiß und Einsatzfreude betrifft, habe ich einiges von ihm mitnehmen dürfen. Unter den historischen Persönlichkeiten ist vor allem Viktor Adler für mich ein Vorbild, der als Arzt das für ihn auch durch seinen Beruf sichtbare Leid der Arbeiterschaft nicht hingenommen hat. Ich erachte den Gründer der österreichischen Sozialdemokratie als besonderen Glücksfall für die Arbeiterbewegung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Persönliche Anerkennung erfuhr ich durch Menschen, die mir auch noch nach Jahren sagen, daß meine Arbeit für sie die größte Hilfestellung in ihrem Leben gewesen sei. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Probleme in der Politik ergeben sich vor allem aus ideologischen Grundeinstellungen der Parteien. Auf der konservativen Seite gibt es den Glauben, jeder sei seines Glückes Schmied, wodurch jede Art von „Ellbogengesellschaft“ gefördert wird. Auf der anderen Seite gibt es das Solidaritätsprinzip, wo alle aufgefangen werden sollen, was zu dem Problem führen kann, daß es zu wenige Karrieremöglichkeiten - die für die Gesamtperformance wichtig sind - gibt. Welche sind die Stärken Ihrer Partei? Unsere Stärke liegt sicher darin, daß wir auch heute noch eine der weltweit am stärksten organisierten Mitte-Links-Parteien sind. Hier herrscht ein hoher Zusammenhalt, der eine große Durchsetzungsfähigkeit bedeutet. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir ermutigen jene Personen innerhalb der anderen Parteien, die versuchen, in ihre eigenen Strukturen eine andere Linie zu bringen, und grenzen uns von den anderen scharf ab.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Oft zum Leidwesen meiner MitarbeiterInnen gibt es zahlreiche Gelegenheiten, zu denen ich die Interessen meiner Familie konsequent vor berufliche Anforderungen stelle. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich würde der nächsten Generation sagen: Laßt euch keine Ratschläge geben! Denkt selber nach!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte, daß Österreich innerhalb der EU und die EU als ganzes wirklich zu einem Friedensprojekt werden, in dem Demokratie und Wohlstand blühen, und daß dies, wenn es erreicht ist, auch für andere Regionen der Welt zum Vorbild wird.
Ihr Lebensmotto?
Das Gegenteil eines Ausspruches des Comic-Katers Garfield: Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht!