Zum Erfolg von Helene Klaar
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg heißt für mich, Prozesse zu gewinnen, Anliegen meiner Klienten durchzusetzen und recht zu behalten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Es hätte schlimmer kommen können. Ich hatte Glück, denn ich wurde mit dem Studium gerade zum richtigen Zeitpunkt fertig, als Frauen ernst genommen werden wollten und eine qualifizierte Unterstützung brauchten. Ich nützte wohl auch die Gunst der Stunde. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich lernte bei meinem Vater, daß man sich persönlich für die Anliegen seiner Klienten einsetzt. Ich betrachte die Anliegen der Klienten als meine eigenen. Ausschlaggebend war für mich sicher auch der Erfolg der Broschüre des Justizministeriums. In der Zeit der Regierung Kreisky stieß ich gewissermaßen in eine Marktlücke, da Frauen bis dahin bei Scheidungen oft kraß benachteiligt waren und damals erst langsam begannen, ihre Rechte wahrzunehmen. Außerdem führte der zunehmende Wohlstand dazu, daß im Zusammenhang mit Scheidungen immer komplexere, auch wirtschaftliche Probleme bedacht und gelöst werden mußten. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Große Banken zählen beispielsweise nicht zu meinen Klienten. Es ist mir aber ohnedies immer ein persönliches Anliegen gewesen, Frauen in Scheidungsangelegenheiten effizient zu helfen, und ich denke, daß ich in vielen kleinen Fällen doch erfolgreich war und auch noch bin.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich habe mir darüber bisher keine besonderen Gedanken gemacht. Ich erinnere mich an den Fall einer Kindesentführung, der zugunsten meiner Klientin entschieden wurde, was mich in eine außergewöhnliche Jubelstimmung versetzte - die ich trotzdem zwei Tage später durch die Hektik des Alltags fast schon wieder vergessen hatte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Im Jahr 2004 erhielt ich den Wiener Frauenpreis, der mir sehr viel bedeutet, und die Tatsache, daß ich gebeten wurde, den Scheidungsratgeber für Frauen zu schreiben, werte ich auch als große Anerkennung. Zuweilen kommt es auch vor, daß ein ehemaliger Prozeßgegner mir Klienten schickt. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Es geht den Rechtsanwälten ein bißchen so, wie es den Greißlern erging. Die großen Supermarktketten breiten sich aus, so daß kein Platz mehr für sie bleibt. Eine ähnliche Entwicklung gibt es auch bei den Anwälten, die oft immer größere Kanzleien entwickeln, so daß die kleinen vielleicht in einiger Zeit verschwinden werden, auch wenn man es jetzt noch nicht so merkt. Dies hat durchaus auch schwerwiegende Auswirkungen für Klienten, deren Schwellenangst bei einer großen Kanzlei sicher nicht kleiner wird. Welche sind die Stärken Ihrer Kanzlei? Ich nehme mir sehr viel Zeit für jeden einzelnen Klienten. Ich schaue nicht darauf, was ein Fall finanziell bringen kann, sondern nehme mir die Anliegen meiner Mandanten ganz persönlich zu Herzen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich würde sagen, daß der Beruf des Anwalts ein sehr schöner ist und man dabei auch kleinere und größere Erfolgserlebnisse haben kann.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte diese Kanzlei noch ein paar Jahre führen und einigen Menschen durch meine Aktivität helfen und hoffe, anschließend in meiner Pension Zeit für ein paar schöne Reisen zu finden.
Ihr Lebensmotto?
Um so erfolgreich zu sein wie ein Mann, muß eine Frau doppelt so viel leisten. Gott sei Dank ist das nicht allzu schwer.