Zum Erfolg von Hubert Poppe
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der Beruf soll Freude machen und eigentlich schon fast eine Berufung sein, dann bin ich auch erfolgreich. Es ist nicht ratsam, Erfolg erzwingen zu wollen. Sobald er zum einzigen Lebenszweck und -inhalt wird, hat man ein Problem. Es ist wichtig, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren. Wenn man authentisch ist und flexibel bleibt, kommt der Erfolg von selbst. Ich stelle beruflichen und privaten Erfolg unabhängig voneinander auf eine gleiche Stufe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Bis dato bin ich mit dem bisher Erreichten nicht unzufrieden und versuche, aus meinen Fehlern in der Vergangenheit für meine Zukunft zu lernen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Das läßt sich nicht so leicht definieren. Im Endeffekt waren es wahrscheinlich eine gewisse Anpassungsfähigkeit, Ehrgeiz und der Mut, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen. Es war auch vorteilhaft, über mehrere Standbeine zu verfügen, um sich ein Maß an Entscheidungsfreiheit zu bewahren. Ausschlaggebend ist aber die Freude am Beruf bzw. am Umgang mit Menschen und Verständnis für ihre Probleme. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich glaube, Imitation ist nur bis zu einem bestimmten Grad möglich, danach ist man nicht mehr authentisch. Als Arzt ist es wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Nein, das wäre nicht authentisch, sondern wieder nur Imitation. Ich bin kein Mensch, der gezielte Aktionen setzt, um auf der Karriereleiter weiter nach oben zu gelangen. Ich würde beispielsweise nicht zu klettern beginnen, nur weil mein Chef ein begeisterter Kletterer ist.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In meinem Beruf erfahre ich hauptsächlich Anerkennung durch die Patienten, wenn ich ihnen helfen konnte. Auch positives Feedback von den Vorgesetzten ist mir wichtig, speziell wenn mir besondere Aufgaben übertragen werden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne Mitarbeiter gibt es keinen Erfolg. Ich war 20 Jahre lang aktiver Handballer, und in diesem Mannschaftssport lernte ich, daß nur das Team gemeinsam gewinnt und verliert. Jeder Mitarbeiter muß seine Aufgaben kennen, ich als Oberarzt muß diese so gut und klar wie möglich definieren. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Es ist nicht leicht, da es in unserem Fach nicht allzu viele Bewerbungen gibt. Auch ein persönliches Gespräch ist nicht immer aussagekräftig, weil sich diverse Eigenheiten eines Mitarbeiters erst nach einiger Zeit herausstellen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mit viel Lob und Verständnis für die Problematik in unserem Beruf. Wenn es mir möglich ist, etwas zum Besseren zu verändern, mache ich das auch.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Privatleben ist natürlich durch meine Familie und meine Hobbys bestimmt. Meine berufliche Tätigkeit am Anton Proksch-Institut und meine Privatordinationen sind doch sehr zeitintensiv, daher versuche ich, in der wenigen Freizeit für meine Partnerin und die Kinder da zu sein. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Wir haben am API ein Weiterbildungsprogramm mit verschiedenen Schwerpunkten, das ich regelmäßig in Anspruch nehme. Dazu kommen noch fallweise Tagungen und Kongresse. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Menschlichkeit und viel Verständnis, auch wenn es manchmal schwerfällt, sind Voraussetzungen, um in der Psychiatrie erfolgreich arbeiten zu können. Es ist ein Beruf, in dem man an seine eigenen psychischen Grenzen geht, daher sollte man belastbar sein. Ein junger Mensch sollte sich auch im klaren sein, daß man in diesem Beruf nicht reich wird.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein wichtigstes Ziel ist, weiterhin als Mensch und Psychiater authentisch zu bleiben, aus meinen Fehlern zu lernen und weiter an mir zu arbeiten, um mich zu verbessern - und dann sollte sich der weitere Erfolg daraus ergeben.