Zum Erfolg von Wolfgang Bertl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet immer auch Verantwortung gegenüber Kunden, Mitarbeitern und der Umwelt. Mir war es immer ein großes Anliegen, etwas gemeinsam mit den Menschen unserer Gegend, die nicht gerade überbordend reich ist, umzusetzen und Arbeitsplätze zu schaffen. Die menschliche Komponente spielt für meinen Erfolgsbegriff eine große Rolle. Erfolg bedeutet, Menschen eine Chance geben zu können. Finanzielle Faktoren waren für mich nie vorrangig.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich schon als erfolgreich. Mein Beruf macht mir Spaß, und ich habe es auch ohne Studium zum Geschäftsführer eines florierenden und erfolgreichen Unternehmens geschafft. In meiner Familie gibt es zahlreiche Akademiker und erfolgreiche Personen, zu denen ich mich ebenso zähle. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg waren Ehrlichkeit, Geradlinigkeit, meine soziale Ader und auch Leistungsbereitschaft. Meine Antriebsfeder war jedoch der Wunsch, nie mehr arm zu sein. Einen gewissen Ehrgeiz entwickelte ich bereits in meiner Kindheit, die von ärmlichen Verhältnissen gekennzeichnet war. Auch einer meiner Brüder war von einem ähnlichen Ehrgeiz getrieben: Er bildete sich mittels Abendkursen weiter und leitet seit mittlerweile acht Jahren eine Niederlassung der Andritz AG in Singapur. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Außer Karl Polzhofer, dessen Willensstärke und Freundschaft ich sehr schätze, prägte mich niemand. Persönlich lehne ich Vorbilder ab. Es gibt genügend Beispiele für intelligente und erfolgreiche Personen, die allerdings menschlich nicht in Ordnung sind. In seiner Einstellung imponiert mir Toni Innauer, den ich auch persönlich kenne und sehr schätze. Insbesondere seine Entscheidung im Umgang mit seinem Sohn Mario vor der Schi-WM zeugte von Größe.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Zahl der Anerkennungen geht langsam zurück. Heuer feiere ich meinen 50. Geburtstag und begebe mich nun immer mehr in den Hintergrund, um den Juniorchef ins Rampenlicht zu rücken. Für mich bedeutet meine eigene Zufriedenheit mit meiner Leistung das höchste Gefühl der Anerkennung. Zu wissen, was ich geleistet habe, und dies in der Gewißheit, niemandem geschadet zu haben, reicht mir völlig aus. Stolz ist in der Wirtschaft unangebracht, da man meines Erachtens nur auf besondere Leistungen, etwa die Rettung von Menschenleben, stolz sein darf.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Für mich sind alle Mitarbeiter gleich wichtig, da jeder seine Aufgaben erfüllen muß, damit das Werk funktioniert. Egal ob die Putzfrau, der Holzschlichter, die Sekretärin oder ein guter Verkäufer - sie alle tragen ihren Anteil zum Erfolg des Unternehmens bei.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir haben uns einen guten Namen erarbeitet und können auf eine 80-jährige Erfahrung am Markt und eine kontinuierliche Umsatzsteigerung zurückblicken. In den letzten Jahren konnte der Umsatz um 40 Prozent gesteigert werden, der Ertrag wurde verdoppelt. Ein Grund dafür ist sicherlich, daß ich andere Wege gehe als noch Herr Polzhofer, was auch neue Möglichkeiten mit einbezieht. Neben unserer Flexibilität zeichnet uns auch unsere Angebotspalette aus - so bieten wir zehn Holzarten an.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Andere Unternehmen zu verdrängen ist heute nicht mehr möglich. Unser Ziel ist es deshalb zum einen, kleinere Unternehmen zu übernehmen und sie in unseres zu integrieren, und zum anderen, Arbeitsabläufe zu optimieren und vorhandene Synergien zu nutzen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich habe einmal gelesen, daß man Mitarbeiter einstellen soll, die klüger sind als man selbst, diese aber nie von oben herab behandeln, sondern kollegial mit ihnen umgehen soll. Sie verfügen über Stärken, die man selbst nicht besitzt, und wiederum auch Schwächen, vor denen man selbst ebenfalls nicht gefeit ist. Beides gilt es zu berücksichtigen, um gemeinsam erfolgreich zu sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ein Ziel ist es, den Betrieb zu vergrößern und auch noch in verschiedenen Bereichen zu optimieren. In persönlicher Hinsicht möchte ich meine Beziehungen und Möglichkeiten in soziale Projekte investieren. Ich ziehe meinen Hut vor Menschen, die sich für andere engagieren.
Ihr Lebensmotto?
Umgib dich mit klugen Leuten.