Zum Erfolg von Claudia Mayer-Rieckh
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit Menschen zu arbeiten bzw. mich mit Menschen zu umgeben, denen ich etwas geben kann, und die gleichzeitig auch mir etwas geben können. Das ist für mich mein persönlicher Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nicht immer. Man scheitert hin und wieder, aber ich habe ein gutes Netzwerk, an dem ich mich wieder aufrichten kann - zum Beispiel mein berufliches Umfeld, meine Familie, aber auch das schöne Land, in dem wir leben, und in das ich nach meinen vielen Reisen immer wieder gerne zurückkehre.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich habe immer gewußt, daß ich mir den Patientenstock erhalten möchte, mit dem ich gerne arbeite; Menschen, die mit mir ein Stück des Weges gemeinsam gehen. Ich habe ein Lebenskonzept in meinem Kopf, welches sich in vielen Dingen manifestiert, wie zum Beispiel in der Besinnung auf meine Stärken, in der Fortbildung, in der Wahl meiner Mitarbeiterinnen, aber auch einfach in der Wahl des Ortes der Ordination in einem schönen alten Innenstadthaus. Dieses Konzept durch ständige Reevaluierung aufrechtzuerhalten ist meiner Meinung nach ein wesentlicher Aspekt meines Erfolges.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich begegne Herausforderungen grundsätzlich mit Gelassenheit und Humor. Die wenigsten Dinge sind es wert, diese Haltung aufzugeben.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Da mein Beruf inzwischen schon fast ein Frauenberuf ist, wobei in der Ausbildung heute schon mehr Frauen als Männer stehen, habe ich in dieser Beziehung nie Probleme erlebt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ein einschneidendes Erlebnis für mich war, als mich mein Vater, von Beruf selbst Zahnarzt, als kleines Kind von fünf oder sechs Jahren in die Ordination mitnahm und mir dort manchmal erlaubte, die Patienten aufzurufen. Das war für mich der erste Erfolg, der auch mein Selbstbewußtsein sehr stark prägte.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Eine für meine Laufbahn äußerst wichtige Persönlichkeit war Prof. Franz Moser, ein sehr charismatischer Mann, der erst als Späteinsteiger an die Klinik kam. Er vermittelte mir einerseits die Begeisterung für den Beruf und andererseits einen hohen Qualitätsanspruch. Ich neige sogar dazu zu sagen, daß er mir heute noch oft hilft, wenn ich bei schwierigen Entscheidungen an die Begeisterung denke, mit der er uns damals den Beruf zu vermitteln versuchte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die höchste Anerkennung für mich ist, wenn meine Patienten spüren, daß eine Leistung, die sie natürlich finanziell honorieren müssen, auch adäquat erbracht wurde. Dazu gehört für mich auch wesentlich, mir Zeit für jeden einzelnen Patienten zu nehmen; die Kommunikation mit dem Patienten ist für mich ein ganz wichtiger Faktor meines Berufes.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Es herrscht im medizinischen Bereich allgemein eine zu geringe Kostentransparenz. Die Pflichtversicherungen erhalten lediglich die Beißfähigkeit. Die Gesunderhaltung der Zähne ist reine Privatangelegenheit des Bürgers.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich gelte in meinem Umfeld als eine Frau mit viel Energie, die ihre Freundschaften pflegt und für jeden da ist, wenn er sie braucht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiterinnen sind die Säulen meiner Praxis und somit genau so wichtig wie ich selbst.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich investiere sehr viel in Fortbildungen, die sich meine Mitarbeiterinnen zum Teil auch selbst aussuchen können.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich glaube, daß meine Mitarbeiterinnen meine bereits angesprochene Gelassenheit sehr schätzen. Ich versuche auch, für das bestmögliche soziale Umfeld am Arbeitsplatz zu sorgen, was sie dann auch sehr gut gegen Streßsituationen wappnet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In den ersten 15 Jahren meiner Praxis sah ich mich mit drei Kindern doch einer großen logistischen Herausforderung gegenüber. Inzwischen stellt sich die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben nicht mehr als Problem für mich dar, nicht zuletzt, weil mein Ehemann sehr viel Verständnis für meinen Beruf und den damit verbundenen Zeitaufwand aufbringt.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich besuche zwei bis drei Kongresse im Jahr und zusätzlich fünf bis sechs Kleinseminare jährlich, bei denen es meist um ganz spezielle Probleme geht, wie zum Beispiel die Verbesserung der Kommunikation mit dem Patienten. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man sollte einen Beruf wählen, für den man sich begeistern kann, und sollte in diesem Bereich möglichst keine Kompromisse eingehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meine Gelassenheit und Begeisterungsfähigkeit so lange wie möglich aufrechterhalten können.
Ihr Lebensmotto?
Ich bin ein freier Mensch.