Zum Erfolg von Friedrich Amann
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, und ich bin stolz auf das, was ich in meinem Leben erreicht habe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Vor allem die soziale Kompetenz, die mir vom Elternhaus mitgegeben wurde, aber auch der Umstand, aus einer einfachen Arbeiterfamilie stammend, schon sehr früh in jungen Jahren eine Familie ernähren zu müssen. Was anfangs bitter notwendig war, nämlich zwei Fulltime-Jobs gleichzeitig auszuüben, ist heute Normalität geworden. Für mich gab es aber immer nur den Blick nach vorne. Die Tatsache, Verantwortung zu übernehmen, hatte sicherlich auch einen großen Einfluß, da ich so dazu gezwungen wurde, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich die Zukunft sicher gestalten kann. Es ist mir wichtig, stets beste Qualität abzuliefern. Dabei stelle ich an mich selbst die höchsten Anforderungen. Auch meine allerersten Chefs, die Herren Baur und Ludescher, trugen in hohem Maße zu meiner Persönlichkeitsbildung bei. Nicht zuletzt waren es aber auch mein Ehrgeiz und mein Fleiß, die mich dahin brachten, wo ich heute stehe.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich weiß nie, was mich täglich erwartet, bin aber stets bereit, mich jeder Herausforderung zu stellen. Größtenteils treffe ich Bauchentscheidungen. Ich sehe auch kein Problem darin, eine falsche Entscheidung zu korrigieren. Das ist Teil eines ständigen Lernprozesses.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Die bloße Imitation sehe ich als den falschen Weg. Es hat fatale Folgen, seine Kunden für dumm zu verkaufen. Diese durchschauen Plagiate schnell. Im Abschauen und Weiterentwickeln liegt meiner Meinung nach die Wahrheit. Die Lösung muß stets mit einer Innovation oder einer Verbesserung verbunden sein.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich bezeichne Herrn Georg Ludescher als meinen unternehmerischen Ziehvater. Mit ihm erlebte ich, wie ein Unternehmen in kürzester Zeit expandierte. Sein Wirken in der Wirtschaftspolitik hat anscheinend auf mich abgefärbt. 1983 wurde ich Vizepräsident der Vorarlberger Wirtschaftskammer. Heute bin ich als Mitglied des Präsidiums tätig, seit 18 Jahren im Vorarlberger Landtag und seit 2004 Klubobmann der Freiheitlichen Partei Vorarlberg.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Es macht mich stolz, daß Lehrlinge von mir Universitätsabsolventen wurden. Auch meine Mitarbeiter vermitteln mir immer wieder das Gefühl, in einem einzigartigen Unternehmen tätig zu sein.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Automatisierung und Globalisierung stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Vor der Globalisierung wurde automatisiert, bis erkannt wurde, daß die Arbeitskräfte im Osten immer noch billiger sind als jeder Roboter. Daraus entstand das Problem der Wegrationalisierung der Arbeitsplätze. Bis heute haben wir es nicht verstanden, daß auch die einfache Handarbeit unbedingt erhalten werden muß, denn ohne das handwerkliche Geschick können Innovationen in der Automatisierungstechnik nicht vollbracht werden. Diesen Zwiespalt erachte ich als ungelöst. Nicht jeder kann eine akademische Ausbildung absolvieren. Der Lehrling hat noch nicht jenen Stellenwert erreicht, den er unbedingt erlangen muß. Wir sollten aufhören, Lehrlinge von oben herab zu behandeln, und sie statt dessen als Fachstudenten betrachten, die in der Ausbildung gleichgestellt werden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Hauptrolle. Ich betrachte mich als jene Person, welche lediglich die Infrastruktur und zu einem gewissen Maß den Marktanteil zur Verfügung stellt. Ich treffe meine Entscheidungen, indem ich zuerst an meine Mitarbeiter denke und erst dann an mich.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Bei der Lehrlingsauswahl zum Beispiel anhand eines Wissenstests und eines zweitägigen Praktikums. Ich verlasse mich dabei gerne – neben dem Testergebnis – auch auf die Meinung meiner Mitarbeiter und auf mein Bauchgefühl.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mit Transparenz. Die Mitarbeiter sind in alle Entscheidungen involviert und stets über die finanzielle Situation informiert. Sie kalkulieren die Projekte selbst und erleben so auch direkt deren Erfolg. Weiters pflegen wir ein sehr persönliches Verhältnis. Mit dieser Vorgehensweise war ich bisher sehr erfolgreich, da wir so gut wie keine Fluktuation haben.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Flexibilität, Know-how und Erfahrung für den größtmöglichen Kundennutzen, sowie die rasche Auftragsbearbeitung, die es uns erlaubt, unsere Liefertermine einzuhalten. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir sind uns bisher bei keinem einzigen Kunden in die Quere gekommen. In der Höchstphase der Globalisierung wurde auch unsere Branche von einem regelrechten Preisdumping nicht verschont, welches sich aber im Laufe des letzten Jahres wieder verflüchtigte. Da wir Maschinen für die Konsumgüterfabrikation erstellen, spielen die Qualität, der Service und auch die Geschwindigkeit eine wesentliche Rolle. Kein Betrieb akzeptiert einen ständigen Ausfall seiner Maschinen und möchte auch auf einen raschen Service nicht verzichten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Leider nicht immer erfolgreich. Meine erste Ehe scheiterte daran, daß ich Berufliches nicht von Privatem trennte. Nach 25 Ehejahren bemerkten wir, daß die Spannung fehlte, und beschlossen, uns zu trennen. Diese Entscheidung hatte aber auch ihr Gutes. Meine Ex-Frau ist zur Hälfte am Unternehmen beteiligt und nach wie vor leitend im Betrieb tätig. In meiner jetzigen zweiten Ehe achte ich mehr auf die Trennung von Firma und Privatleben, da ich denselben Fehler kein zweites Mal begehen möchte.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Arbeit darf im Leben nicht die höchste Priorität erlangen, sollte aber dennoch im Mittelpunkt der erstrebten Ziele stehen. Meine Generation arbeitete, um zu leben, die Leute von heute leben vermehrt, um - wenn notwendig - zu arbeiten.