Zum Erfolg von Peter Kompatscher
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich gleichzusetzen mit Zufriedenheit. Ist man als Arzt mit der eigenen Leistung zufrieden, hat dies auch Auswirkungen auf die Sozialkompetenz, das Umfeld und auf das Privatleben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Da ich nicht alle mir selbst gesteckten Ziele erreicht habe, stellt sich mir die Frage, ob diese unrealistisch oder meine Fähigkeiten unzureichend waren. Mit der höchsten Position, die ein Arzt in Vorarlberg erreichen kann, bin ich grundsätzlich zufrieden. Es gäbe sicher noch höhere Ziele, ich bin aber Realist genug, daß ich diese in meinem Alter nicht mehr erreichen werde. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Sturheit, Geschick, soziale Kompetenz, Organisationsfähigkeit und der Ehrgeiz, ein klares Ziel innerhalb eines gesetzten Zeitraumes zu erreichen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Nur wer körperlich aktiv ist und Sport betreibt, kann den Belastungen standhalten. Ein Arzt in einer Führungsposition muß belastbar sein und schnell arbeiten können, über Durchsetzungsvermögen verfügen und in der Lage sein, Prioritäten zu setzen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als Chirurg muß man auch in Streßsituationen schnell und richtig entscheiden. Bei einem Akutfall hat man keine Zeit, lange zu überlegen. Meine beste und auch erfolgreichste Entscheidung in meinem Leben war eine persönliche Entscheidung, nämlich jene, meine Frau zu heiraten. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich hatte Vorbilder, wie beispielsweise den ehemaligen Chefarzt der Universitätsklinik Innsbruck, Prim. Univ. Prof. Dr. Paul Wilflingseder. Wenn ich ihn zu imitieren versuchte, würde dies in der heutigen Zeit nicht funktionieren, da das persönliche Umfeld für jeden Menschen anders gelagert ist. Naturwissenschaftliche Inhalte sollen natürlich weitergegeben werden, doch mit menschlichen Verhaltensweisen wird dies nicht funktionieren. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Alle, die unter Herrn Prof. Dr. Wilflingseder gelernt haben, bekleideten später Führungspositionen, denn die Schule des Lehrers hat einen wesentlichen Einfluß auf die Karriere. Die Innsbrucker Schule, die wir sehr gut erhalten und weiterentwickelt haben, ist - nach internationalem Standard betrachtet - nach wie vor eine der besten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung von außen war mir nie wichtig. Wichtig war mir nur, daß ich selbst mit meiner Leistung zufrieden war. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Gegenwärtig entwickelt sich die Plastische Chirurgie auseinander - auf der einen Seite die viel schwierigere Aufbau- und Wiederherstellungschirurgie, auf der anderen die Privatpraxen mit der Ästhetischen Chirurgie. Ich fürchte hier einen drastischen Qualitätsverlust. Der Trend geht derzeit zwar erfreulicherweise wieder in die andere Richtung, da die Gesellschaft langsam erkennt, daß Schönheitschirurgen auch ausgebildet werden müssen, was nur in einem Krankenhaus durch entsprechend kompetente Lehrer geschehen kann.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Das hängt sehr stark davon ab, wem ich gegenüber sitze. Unabhängig davon weiß ich aus Rückmeldungen der letzten 25 Jahre, daß ich authentisch, verläßlich und ehrlich wirke.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Anfang der neunziger Jahre stellte man in einer Studie, in der Leistung durch Struktur-, Prozeß- und Erfolgsqualität beurteilt wurde, fest, daß der Mitarbeiter einen wesentlichen Erfolgsfaktor darstellt. Da humanes Kapital nicht unerschöpflich ist, ist das Wertvollste, worüber ein Arzt im Bereich der Prozeßqualität verfügt, seine Mitarbeiter, die entsprechend geführt und ausgebildet werden müssen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Wenn das Anforderungsprofil erfüllt ist, so werden ausführliche Gespräche geführt, in welchen vor allem eine Sozialanamnese vorgenommen wird. Sport und Hobbys zum Beispiel sind positive Signale. Bei praktischen Tests werden Verhaltensweisen, Aufnahmefähigkeit und technisches Geschick ersichtlich. In weiterer Folge wird nach entsprechender Evaluation und Vordienstzeiten ausgewählt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Als Abteilungsleiter kommuniziere ich mit meinen Mitarbeitern und vermittle ihnen die entsprechenden Inhalte. Gerade in der Chirurgie ist es unablässig, auch Lob auszusprechen. Ich biete meinen Mitarbeitern auch Möglichkeiten zur Persönlichkeitsbildung und fachlichen Weiterentwicklung und entsende sie zu Kongressen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Generell werde ich als streng beurteilt, obwohl ich dem nicht beipflichten kann. Die Entscheidungen, die ein Abteilungsleiter trifft, sind für einen Mitarbeiter oft nicht sofort durchschaubar. Mein Ziel ist die Aufrechterhaltung der Struktur; der Mitarbeiter allerdings sieht nur sich selbst als Person in dieser Struktur. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir vereinen alle Disziplinen unter einem Dach, die für eine qualitativ hochwertige Behandlung der Patienten notwendig sind. Eine weitere Stärke sind die kurzen administrativen Wege, die exzellente Kommunikation und die perfekt ausgebildeten Abteilungsleiter. Die Kombination aus persönlichem Know-how, Prozeßqualität und ausgezeichneten Mitarbeitern macht uns in ganz Österreich erfolgreich. Obwohl Vorarlberg ein sehr kleines Bundesland ist, gilt das LKH Feldkirch als Referenzspital.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Arbeitstage dauern oft 14 bis 16 Stunden. Daran mußte sich meine Frau gewöhnen, was sie auch getan hat, ansonsten wären wir nicht seit 25 Jahren verheiratet. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Drei Wochen Kongreßtätigkeit jährlich, die Lektüre von Fachliteratur und der angewandten klinischen Arbeit ergeben zusammenfassend ca. zehn Prozent meines Tagespensums. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mein Rat lautet, nicht nur um der Veränderung willen zu verändern, sondern um etwas zu verbessern.
Ihr Lebensmotto?
Das Bestmögliche mit den jeweils verfügbaren Mitteln schaffen.