Zum Erfolg von Andreas Bremhorst
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich sehe es beispielsweise als Erfolg, wenn wir uns im Rahmen eines Architektenwettbewerbes gegen ausgewählte internationale Büros durchsetzen können. Wird dieses Projekt dann wie von uns geplant in die Tat umgesetzt und in der Praxis auch nach unseren Vorstellungen genutzt, ist das für mich ein schöner Erfolg. Diese Befriedigung ist mir wichtiger als ein größtmöglicher finanzieller Gewinn.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Derzeit bauen wir vier Pflegeheime, ein Schulzentrum in Zell am See, betreuen noch einige kleinere Projekte und machen Entwürfe für die Raiffeisenbank in Sarajewo, Belgrad und Sofia. Das klingt zwar im Vergleich zu vielen anderen jungen Büros ganz toll, trotzdem muß man den Einsatz und Aufwand sehen, der dahintersteckt. Wir nahmen bisher an rund 100 Wettbewerben teil und haben bei jedem fünften Bewerb auch etwas gewonnen, allerdings muß ja auch der Arbeitsaufwand für alle anderen, bei denen wir leer ausgehen, „verdaut“ werden. Die Bilanz ist also noch ein wenig unausgewogen, sodaß es verfrüht wäre, mich als insgesamt erfolgreich zu bezeichnen. Wir sind aber auf einem guten Weg, da wir ja schon etliche Projekte zur Zufriedenheit aller Beteiligten abschließen konnten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wie erwähnt, sind wir im Bereich der Pflegeheime sehr gut im Geschäft. Mein Kollege Christoph Karl erkannte diese Lücke, weil sich speziell junge Architekten dafür normalerweise nicht interessieren. So ist es uns gelungen, mit neuen Ideen am Sektor der Pflegeheime Fuß zu fassen und die dort etablierte Phalanx älterer Architekten zu durchbrechen. Das war natürlich ein langwieriger Prozeß und wir zeichneten viele Wettbewerbe, ehe wir verstanden, wie ein Pflegeheim wirklich funktioniert und wie ein solches Projekt auch wirtschaftlich optimal gelöst werden kann. Ich persönlich hatte immer den Wunsch, selbständig zu arbeiten - und dieses Ziel verfolgte ich konsequent und mit großem Einsatz.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ursprünglich hätte mich ein noch stärker künstlerisch geprägter Beruf - etwa Malerei, Bildhauerei oder Bühnenbildner - sehr interessiert. Da stellten sich aber meine Eltern quer, die mich lieber in einem „seriösen“ Beruf sehen wollten. Das Architekturstudium war dann eine Art Kompromiß, aber aus heutiger Sicht dennoch eine erfolgreiche Entscheidung. Später im Berufsleben war es richtig, Wien als Mittelpunkt meiner geschäftlichen Tätigkeit zu wählen, da man es als junger Architekt und Neueinsteiger in einer kleineren Stadt am Land doch wesentlich schwerer hat.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In den ersten drei Jahren am Gymnasium hatte ich einen Lehrer, der mir immer wieder das Gefühl vermittelte, daß ich in einem künstlerischen und gestalterischen Beruf gut aufgehoben wäre. Er gab mir die Gewißheit und Überzeugung, daß ich dafür ein Talent habe.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn es mir gelingt, andere Leute, die vorher ganz anderer Meinung waren, von meinen Ideen Schritt für Schritt zu überzeugen, empfinde ich das als eine schöne Form der Anerkennung.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Architektur ist ein relativ schwieriger Beruf, und ich glaube, daß mich mein Freundes- und Bekanntenkreis doch als erfolgreich sieht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine Schlüsselrolle - ein Gebäude ist so gut oder schlecht wie das Team, das daran mitarbeitet. Mitarbeiter müssen unseren Entwurf von A bis Z verstehen und die Ideen, die dahinter stecken, regelrecht aufsaugen. Und dann müssen sie selbständige Detailentscheidungen treffen, die auch in die richtige Richtung gehen. Das Team trägt in der Ausführungsphase eine große Verantwortung.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die meisten Leute bewerben sich mit eigenen Projekten, die sie entweder während des Studiums oder im Rahmen von Wettbewerben gemacht haben. Anhand dieser Referenzarbeiten kann ich dann ganz gut beurteilen, ob jemand Talent hat. Bei gleichwertigen Bewerbungen entscheidet die Sympathie und ob jemand in das bestehende Team paßt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Das Team ist in der Regel selbst sehr motiviert bei der Sache, da muß ich nicht mehr sehr viel dazu beitragen. Unsere Mitarbeiter sind relativ jung und natürlich entsprechend begeistert, wenn sie ein Projekt in Eigenverantwortung bearbeiten dürfen. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Je größer die Verantwortung, desto größer auch die Motivation.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Diese beiden Bereiche im richtigen Ausmaß zu vereinbaren, ist eine mühsame Angelegenheit und funktioniert bei mir sicher noch nicht perfekt. Auch meine Lebenspartnerin ist als Architektin selbständig, und es bedarf schon guter Organisation, damit unsere Kinder nicht zu kurz kommen. Früher arbeitete ich auch am Wochenende, was ich aber mittlerweile so weit wie möglich vermeide. Unsere Söhne sind im Volksschulalter und wollen natürlich mit den Eltern zumindest am Wochenende etwas unternehmen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Die Tätigkeit als Architekt ist einem ständigen Wandel unterworfen, sodaß permanente Weiterbildung unerläßlich ist. Dazu gehört auch, sich nach der Teilnahme an einem Wettbewerb die Lösungsvorschläge der Kollegen im Detail anzusehen und zu analysieren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Jeder junge Architekt will gerne tolle Projekte entwickeln und umsetzen. Leider werden Bereiche wie Bautechnik und Management dabei häufig vernachlässigt und ich rate dringend, auch darauf großes Augenmerk zu legen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Wir wollen sicher nicht in alle Ewigkeit Pflegeheime und Schulen bauen, daher ist es ein großes Ziel, auch große Aufträge zu bekommen, die etwas mehr Publicity und Aufsehen erregen. Im privaten Bereich wäre es schön, noch etwas mehr Zeit für die Kinder zu haben, um mit ihnen zu reisen und ihnen neue Dinge zu zeigen.