Zum Erfolg von Dieter Fenz
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der Erfolg in der Hotellerie hängt sehr stark von den Mitarbeitern ab. Eine hohe Gäste- und Mitarbeiterzufriedenheit sowie entsprechend gute wirtschaftliche Ergebnisse machen den unternehmerischen Erfolg aus. Ich persönlich kann aber nur erfolgreich sein, wenn auch im privaten Bereich alles stimmt und harmonisch verläuft.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe für meinen Erfolg hart gearbeitet, meine Chancen erkannt und genutzt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, in meinem Job muss man ausgeglichen sein, ein klares Ziel vorgeben und den Weg geradlinig gehen. Man muss das sehen, was man sehen soll, und nicht darüber hinweg sehen. Ein gesunder Menschenverstand, eine gewisse Bauernschläue, Kommunikationsfähigkeit und ein hohes Maß an Organisationstalent sind ebenfalls wichtige Erfolgsfaktoren. Zu jedem Erfolg gehört auch eine Portion Glück.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich habe meine Lehre mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen und hatte schon damals das Ziel, eines Tages Generaldirektor eines großen Hotels zu werden. Immer wenn ich mich diesem Ziel ein Stück näherte, war das auch mit einem Erfolgsgefühl verbunden.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Privat war es die beste und wichtigste Entscheidung, meine Frau zu heiraten und eine Familie zu gründen. Beruflich gab es viele erfolgreiche Entscheidungen, wobei der Wechsel von Hilton zu Marriott sicherlich eine prägende Weichenstellung war. Dieser Entschluss war zwar ein Risiko, weil Marriott damals in Österreich noch relativ unbekannt war, ich habe ihn aber keine Sekunde bereut.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich glaube, dass die Mischung den Idealfall darstellt. Einerseits sind in der Hotellerie bereits Strukturen vorhanden und andererseits sollte man seine eigenen Stärken in den jeweiligen Job mit einbringen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Wolfgang Lang war für meinen Berufsweg prägend, weil er mich von Hilton abwarb und zur Marriott Company holte. Er wurde zu einem guten Freund und ist mittlerweile pensioniert, aber sein Sohn ist in unserem Haus mittlerweile Director Guest Relations.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Hotellerie ist stark von internationalen Ereignissen, von Politik und Wirtschaft abhängig. So haben sich die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und der Terrorismus in den letzten Jahren auf die Hotelbranche weltweit sehr negativ ausgewirkt. In solchen Situationen ist es schwierig, die Kostenstruktur eines Hotels mit fast 300 Mitarbeitern zu managen - Personalabbau ist für mich nur der letzte mögliche Ausweg.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wir sind nur so erfolgreich wie unsere Mitarbeiter. Ich mache meinen Job nur dann richtig, wenn das schwächste Glied in meiner Mannschaft seine Aufgaben ebenfalls gut meistert. Sind die Mitarbeiter zufrieden und „gut drauf“, werden sie das auch an die Gäste weitergeben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich schaue mir zunächst den Werdegang, Referenzen und Zeugnisse an. Im persönlichen Gespräch versuche ich herauszufinden, welche Einstellung der Bewerber dem Leben und seinem Beruf gegenüber hat. Nicht zuletzt sind dann Faktoren wie Sympathie oder Auftreten ausschlaggebend.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Neben diversen Veranstaltungen wie Weihnachtsfeiern oder Sommerfesten bietet Marriott diverse Programme und Benefits. So können Mitarbeiter beispielsweise kostenlos in anderen Marriott Hotels wohnen. Es gelingt uns auch immer wieder, gute Leute in einem unserer Häuser im Ausland, auch in den USA, unterzubringen. Außerdem wird Weiterbildung großgeschrieben, wir bieten intern derzeit 25 verschiedene Kurse an.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Geschichte des Unternehmens begann 1927, als Mr. Marriott eine Art Schnellimbiß mit zwölf Sitzplätzen gründete. Heute sind wir der größte und einer der erfolgreichsten Hotelkonzerne der Welt mit 5700 Hotels in 110 verschiedenen Ländern und auf allen Kontinenten vertreten. Die Zentrale ist in Washington DC beheimatet. Die Company ist nach wie vor in Familienbesitz und unsere Hotels zeichnen sich auch durch eine hohe Mitarbeitertreue aus.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Man kennt seine Mitbewerber, weil sich alle Generaldirektoren der 5-Sterne-Hotellerie sich einmal im Monat zum Erfahrungsaustausch treffen. Früher gab es nur wenige 5-Sterne Hotels in Wien und somit war das Thema Mitbewerber nicht wirklich ein Problem. Jetzt sieht es allerdings so aus, dass man eine Nische finden muss um sich dementsprechend am Markt zu positionieren um sich vom Mitbewerber abzuheben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da mich der Beruf zeitlich sehr beansprucht, versuche ich, eine Symbiose einzugehen und meine Frau nach Möglichkeit mit einzubinden.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Auch als Generaldirektor spielt Fortbildung noch eine wichtige Rolle, daher belege ich mindestens drei bis vier Seminare jährlich.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ohne Fleiß kein Preis! Wer zudem noch flexibel ist, wird seinen Weg machen. Die Zukunftsaussichten in unserer Branche sind besser denn je. In der 5-Sterne Hotellerie klagen wir alle über einen massiven Personalmangel. Wenn Weiterbildung, Flexibilität und persönlicher Einsatz keine Fremdwörter sind, stehen für die eigene Karriere Tür und Tor offen! Trotz politischer Unruhen in der Welt nimmt der Tourismus zu. Die Nächtigungszahlen in Wien steigen exorbitant. Leider ist es ein Faktum, dass die sogenannte Work-Life-Balance für den Nachwuchs einen höheren Stellenwert hat als noch vor einigen Jahren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich fühle mich derzeit in Wien sehr wohl und habe sicher nichts dagegen, noch einige Jahre das Vienna Marriott zu leiten. Aber das hängt nicht von mir alleine ab - welche neue Aufgabe die Konzernleitung für mich bereithält, wird die Zukunft zeigen.