Zum Erfolg von Tom Ofner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich persönlich ist dieser Begriff immer sehr stark an den Sport gekoppelt. Ich sehe es beispielsweise als Erfolg, wenn ich am Wochenende einen hohen Berg oder eine steile Wand bezwinge. Über meinen beruflichen Erfolg habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, aber ich denke, daß ich als erfolgreich wahrgenommen werde.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mit meinem Leben, sowohl beruflich als auch privat, sehr zufrieden. Ob ich erfolgreich bin, müssen andere beurteilen. Es gibt sicherlich sehr viele Menschen, die an den üblichen Kriterien gemessen als wesentlich erfolgreicher gelten, aber möglicherweise nicht so zufrieden sind wie ich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich wurde schon mit 23 Jahren Chef-Skilehrer und war für 45 Skilehrer, die durchwegs älter waren als ich, zuständig. Diese frühe Erfahrung in der Personalführung kommt mir in meiner heutigen Position sehr zugute. Wenn ich zum Beispiel innerhalb von zwei Jahren die Ziele eines Betriebes in Ägypten erreiche, ist das nicht allein mein Erfolg, sondern jeder der 450 Mitarbeiter hat seinen Teil dazu beigetragen. Geld war nie meine Triebfeder und Motivation; als ich mit 29 Jahren Manager wurde, habe ich erstmals in meinem Leben gefragt, wieviel ich verdienen werde. Bei mir stand immer die Freude an der Aufgabe im Vordergrund. Persönlich bin ich ein Mensch, der die Dinge gern präzise auf den Punkt bringt. Meetings, die über eine Stunde dauern, halte ich für verschwendete Zeit.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Mit Imitation wird man nur als Schauspieler auf der Bühne erfolgreich sein. Im wahren Leben zählt nur Originalität, mit dem Kopieren irgendwelcher Konzepte kommt man auf Dauer nicht weiter.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die wertvollste Anerkennung kommt für mich hierarchisch gesehen von unten nach oben. Ist ein Team, mit dem ich arbeite, zufrieden und loyal, bringt gute Leistungen und hat Spaß an der Arbeit, empfinde ich das als persönliche Anerkennung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne Mitarbeiter kann ich keinen Erfolg haben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Bei Neueinstellungen durchlaufen die Bewerber ein Castingverfahren, wie es heute bei jeder mittelständischen Firma üblich ist. Wir brauchen natürlich Leute, die offen auf Menschen und speziell Kinder zugehen können. Ich lege keinen Wert auf Zeugnisse und lese sie auch nicht. Werden gewisse Anforderungen für eine Position erfüllt, entscheide ich nach dem persönlichen Eindruck und nach Bauchgefühl. Ich verlasse mich auf meine Intuition, dann muß der Bewerber seine Fähigkeiten in einer dreimonatigen Probezeit unter Beweis stellen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Mitarbeiter größtenteils durch Vorbildwirkung. Ich komme aus einer Firma, die mit dem Prinzip des Vorlebens groß geworden ist, und diese Erfahrungen fließen heute bei Minopolis natürlich mit ein. Dazu gehört, daß ich überall mit anpacke - bei Hochbetrieb helfe ich sogar mit, in der Gastronomie das Geschirr abzuwaschen. Ich mache alles, was ich auch von den Mitarbeitern verlange. Trotzdem müssen sich die Mitarbeiter zu 80 Prozent selbst motivieren.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Minopolis, die Stadt der Kinder, ist der erste Themenpark in Europa, der sich ausschließlich der Kinderwelt widmet. Unsere kleinen Besucher können hier zwischen 120 Berufen wählen und diese in der Praxis leben. Dazu arbeiten wir in den verschiedenen Sparten mit namhaften Sponsoren zusammen - die Kinder können beispielsweise bei einem Hofer-Supermarkt, bei Libro oder bei der Tageszeitung Kurier „arbeiten“. Mit dem Eintritt erhalten die Kinder einen bestimmten Betrag in unserer eigenen Währung, mit der sie ein Konto bei unserer Bank eröffnen können. Dann können sie dieses Geld ausgeben, etwa indem sie den Führerschein machen oder ins Fitneß-Studio gehen. Minopolis ist also ein Erlebnispark, der das echte Leben und die Welt der Berufe widerspiegelt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Während der letzten 15 Jahre, als ich für Robinson im In- und Ausland tätig war, gab es keine Trennung zwischen diesen beiden Bereichen. Man lebt den Beruf von morgens bis Mitternacht gemeinsam in einem großen Team und mit den Gästen, sechs Tage pro Woche in der Clubanlage. Heute bei Minopolis ist die Situation natürlich anders - ich arbeite tagsüber und komme am Abend nach Hause in meine eigene Wohnung. Das ist noch sehr ungewohnt, aber auch sehr angenehm, weil ich erstmals wirklich abschalten kann.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich wurde und werde im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit immer wieder geschult und weitergebildet, sowohl intern als auch extern. Den Aufwand dafür würde ich mit rund 60 Stunden jährlich beziffern. Auch auf die regelmäßige Fortbildung der Mitarbeiter legen die Unternehmenseigentümer und ich großen Wert; dafür wurde eine eigene Minopolis Acadamy gegründet.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In der herkömmlichen beruflichen Erfolgsdefinition führt die Verbindung von hoher Quantität und hoher Qualität unweigerlich zum Erfolg. Leider steht bei jungen Leuten heute nicht mehr der Spaß am Beruf im Vordergrund, sondern der Verdienst. Trotzdem ist es der falsche Ansatz, das Hobby zum Beruf zu machen. Man sollte - gerade in der Dienstleistungsbranche - einen Beruf auch immer als Beruf sehen.