Zum Erfolg von Erich Becker
Was ist für Sie Erfolg? Grundsätzlich unterscheide ich zwei Arten von Erfolg: Es gibt den wirtschaftlichen und den privaten Erfolg. Unter wirtschaftlichem Erfolg verstehe ich das, was man Karrieremachen nennt, in meinem Fall an der Spitze von großen, organisierten Einheiten zu stehen, diese zu leiten und den längerfristigen Bestand zu sichern und auszubauen. Privater Erfolg ist dann gegeben, wenn man am Lebensende positiv resümieren kann, daß man nicht vergeblich gelebt hat, sondern durchaus im gewogenen Andenken anderer Bestand findet.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Es ist mir auf beiden Ebenen des Erfolges gelungen, all diese vorhin erwähnten Aspekte zu verwirklichen. Im Beruflichen fand bei mir ein kontinuierliches, langsames Wachsen, das ich als Basis für wirklichen und vor allem beständigen Erfolg halte, verbunden mit der entsprechenden persönlichen Reifung für große Aufgaben, statt. In extrem schnellen Karrieren findet man oft schon relativ früh ( vom Lebensalter her gesehen) ein typisches Burn Out-Syndrom, das sich in einer Sinnkrise äußert und eventuell zu völligen Umkehrungen der Wertreihung führt, sodaß gute Köpfe schließlich im Aussteigerdasein wiederzufinden sind. Meiner Meinung nach soll ein gewisser Konsens im beruflichen und privaten Erfolg herrschen, ein persönliches Glücksgefühl, frei von Konflikten zwischen Familie und Karriere. Mein beruflicher Erfolg wird natürlich im Kreise der Familie als wohltuend empfunden, spielt aber keine wesentliche Rolle, er betrifft sie nur sekundär, und bei eventuellen Mißerfolgen ist die Gewißheit vorhanden,daß ich von ihr getragen und aufgefangen werde.Was macht Ihren speziellen Erfolg aus? Die wesentlichsten Erfolgskriterien sind Verläßlichkeit, Unbestechlichkeit und Ehrlichkeit - und zwar mit anderen und vor allem mit sich selbst. Auf Dauer bewähren sich Tricks nicht, ein integrer Charakter gewährt letztlich Kontinuität, der geschliffenste Intellekt ist ohne den nichts wert; optimalerweise sollte hier eine wirkliche Ausgewogenheit auf beide Seiten hin herrschen.Inwiefern spielen Mitarbeiter eine Rolle beim Erfolg? Mitarbeiter haben eine ganz wesentliche Rolle beim Erfolg, weil Erfolg immer das Leistungsergebnis eines ganzen Teams darstellt. Von einsamen Genies halte ich nicht viel, weil Teamgeist eine Grundvoraussetzung für Erfolg ist. Im wirtschaftlichen Sektor spreche ich immer von Kapital und Humankapital, damit meine ich, daß Mitarbeiter sehr wohl dem monetären Kapital gleichzusetzen sind, da in ihnen je nach Motivation eine tragende Kapitalgröße zu sehen ist. Menschen sind durch Geld ungeheuer motivierbar, in unserer Gesellschaft durch finanzielle Incentives, weil Erfolg für die Allgemeinheit dann nachvollziehbar wird. Als zusätzliche Motivation meiner Mitarbeiter setze ich bewußt die Vorbildwirkung ein; wenn man sich selbst nichts schenkt und mit gutem Beispiel vorangeht, wird schließlich schlechtes Gewissen die gewünschten Leistungen in Gang bringen.Definition Niederlage? Die größte Niederlage formt sich aus der Untreue den eigenen Grundsätzen gegenüber, daß heißt, halbherzige Kompromisse einzugehen, die man absolut vermeiden wollte. Herkömmliche Niederlagen, die der berufliche Alltag eben beschert, trainieren Selbstkritik, Erfahrungssammlung - gleichzeitig vermitteln Niederlagen Verständnis für jene, denen man solche bereitet.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Aus meiner Familie, dem geordneten privaten Background (übrigens ein wesentlicher Bestandteil eines erfolgreichen Lebens) und dem hier herrschenden konsolidierten Verhältnis. Aber auch aus dem alleinigen Bewußtsein heraus, viele wirklich schwierige Situationen gemeistert zu haben, was eine Basis für gesundes Selbstvertrauen liefert.