Zum Erfolg von Herbert Krempl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit meinem Tun und Handeln Vertrauen zu den Tieren und deren Besitzern aufzubauen und so eine langfristige Betreuung der Tiere zu gewährleisten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Erfolgreich sehe ich mich im Sinne von Übermitteln von Werten wie beispielsweise mehr Rücksichtnahme auf Mitlebewesen. Das ist mir wichtig und ein großes Anliegen. Der finanzielle Erfolg spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Es ist sehr wichtig, von Anfang an eine Grundlinie zu haben, das heißt, man muß gefestigt sein und darf nicht anderen nach dem Mund reden, auch wenn es oft hart ist. Mein Anliegen war es immer, im Interesse des Patienten, also des Tieres zu handeln. Ich kann nur das vermitteln, wovon ich selbst überzeugt bin. Wesentlich ist eine sehr gute klinische Abklärung, dazu gehören Fachwissen, genaue Laboruntersuchungen und die Fähigkeit, medizinisches Gedankengut zu verknüpfen und Querverbindungen herzustellen. Es ist weiters meine Stärke, meine eigenen Fähigkeiten zu kennen und danach zu handeln. Dazu kommt, daß ich in den ersten Minuten das Wesen des Tieres und seines Besitzers erfassen muß. Für mich ist es auch wichtig, daß ich an meinem Arbeitsplatz eine gemütliche Atmosphäre schaffe, damit sich sowohl die Tierbesitzer als auch ich selbst wohl fühlen. Man muß über eine gewisse Zähigkeit, Ausdauer und Wehrhaftigkeit im Rahmen des Erlaubten verfügen. Im Vordergrund stehen sicher meine Liebe und mein intuitiv richtiger spiritueller Zugang zu den Tieren. Man muß die Sprache der „andersartigen Lebewesen“ verstehen, um sie kennenzulernen und mit ihnen Kontakt aufnehmen zu können. Wenn ich diese Schwingungen spüre, kann ich auch besser mit ihnen zusammenarbeiten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche, Problemen ohne Emotionen zu begegnen, sie zu analysieren und dann zu reagieren. Mit jeder Schwierigkeit, die man meistert, wird man stärker.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein erstes Praktikum absolvierte ich in der Kleintierpraxis von Dr. August Schoberlechner. Er imponierte mir durch seinen verständnisvollen Umgang mit den Tieren. Prägend war auch Prof. Haro Köhler, Vorstand der Pathologie an der Veterinärmedizinischen Universität. Von ihm lernte ich, daß es im Leben auch Grauzonen gibt und man diese ausnützen sollte. Prof. Karl Zettner, Vorstand der Chirurgie auf der Zahnstation, war ebenfalls eine wichtige Persönlichkeit für mich. Er zeigte eine große menschliche Note, weil er mich als Jungassistenten sehr unterstützte, was andere nicht getan haben.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre Anerkennung, wenn ich einem Tier helfen kann, und indem ich weiterempfohlen werde. Verbale Anerkennung tut gut, ist jedoch nicht wesentlich.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Der Umgang mit Emotionen, von seiten der Patienten bzw. des Tierbesitzers, ist relativ schwierig. Diesen Umgang müssen Universitätsabgänger erst lernen, und dies ist nicht einfach. Außerdem herrscht derzeit ein absolutes Überangebot an Tierärzten, und es ist äußerst schwer, eine Anstellung zu bekommen. Eines der größten Probleme ist aber dieser furchtbare Slogan „Geiz ist geil“, der sich in die Gehirne der Menschen eingeprägt hat. Das ist für unsere Gesellschaft nicht zielführend. Jeder ist sich selbst der Nächste, und die Rücksichtnahme gegenüber Mensch und Tier wird immer kleiner geschrieben. Die Leute wollen Leistung empfangen, aber nicht entsprechend entlohnen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Da ich auch einen alternativen Zugang anbieten wollte, absolvierte ich eine mehrjährige Ausbildung im Bereich der Akupunktur. Leider wird dies nicht in dem Maße angenommen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Hier kommt wieder das von mir angesprochene „Geiz ist geil“-Denken zum Tragen. Die Menschen verstehen nicht, daß dieses Fachwissen natürlich auch bezahlt werden muß, und verzichten lieber darauf.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Jeder muß versuchen, seine Ideen umzusetzen, wobei die Freiheit des einzelnen nur soweit gehen darf, als sie nicht die Freiheit des anderen beschneidet. Sich in keinerlei Abhängigkeiten zu begeben, halte ich für wichtig. Außerdem rate ich der jungen Generation, sich in allen Bereichen etwas zurückzunehmen und mehr auf die Umwelt zu achten. Wir Menschen sind nur ein Teil des Kreislaufes und sollten uns nicht zu wichtig nehmen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte halbwegs in Harmonie leben können.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen.