Zum Erfolg von Eugen Steiner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn man seine Ideen realisieren kann und dafür sowohl materielle als auch persönliche Bestätigung erhält, ist man erfolgreich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ob man erfolgreich war, kann man in Wahrheit erst nach dem Tod sagen, aber ich habe mit einem wurmstichigen Schreibtisch in einer Untermietwohnung begonnen und es auf 150 Millionen Schilling Umsatz gebracht, wofür ich in den letzten zehn Jahren dreißig Millionen Steuern bezahlt habe. Vielleicht hätte ich mehr erreichen können, ich habe aber das Optimum herausgeholt und empfinde mich für meine Begriffe als erfolgreich. Ich stamme aus einer reichen österreichischen Familie, die eine Schuhfabrik und 14 Schuhgeschäfte besaß und durch den Krieg alles verloren hat. Vieles konnte ich durch meine Arbeit wieder zurückgewinnen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das wichtigste ist, eine realistische Phantasie zu entwickeln, sich etwas ausdenken zu können, das andere noch nicht gedacht haben, ohne in unrealisierbare Träumereien zu verfallen. Neben meiner guten Ausbildung kamen mir auch meine Sprachkenntnisse zugute. Das war z.B. auch der Grund, weshalb ich die Vertretung von Boussac erhielt, wie ich später erfuhr, war ich unter den zahlreichen Bewerbern der einzige, der neben Deutsch auch Englisch und Französisch beherrschte. Wichtig sind auch Ehrgeiz und die Überwindung von Minderwertigkeitskomplexen. Mein Großvater, ein bedeutender Schuhindustrieller und Inhaber mehrerer Patente, der es mit einer einfachen Volksschulausbildung zu großem Erfolg brachte, war eine Ikone innerhalb unserer Familie. Meine beiden Brüder und ich wollten allen beweisen, daß wir auch etwas können und haben es auch geschafft: einer meiner Brüder wurde Chemiker und Inhaber einiger Patente und der zweite machte in Canada eine Karriere vom Totengräber zum Industriellen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Nach zehn Jahren der Selbständigkeit hatte ich das Gefühl, etwas geschaffen zu haben, als über alle Maßen erfolgreich betrachte ich mich aber auch heute noch nicht. Obwohl ich oft kopiert wurde, bin ich nicht sehr publik.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es war nicht eine Einzelentscheidung, sondern viele Gelegenheiten, die ich ergriffen habe. Grundlage meines Erfolges ist meine Bereitschaft, immer etwas Neues zu beginnen, z.B. brachte ich bereits 1955 Webpelze aus den USA nach Österreich. Man muß stets zehn Dinge gleichzeitig forcieren, davon werden dann ein oder zwei ein Renner. Mein Geschäft habe ich im Laufe der Jahre mehrfach komplett umgekrempelt und viele Chancen genutzt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gab mehrere Personen, die mir Chancen boten, aus denen ich selbst etwas zu machen wußte, so brachte mich beispielsweise der Kompagnon meines Vaters mit dem Textilgeschäft in Kontakt. Direkte Vorbilder hatte ich aber nicht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ein gutes Team ist das Um und Auf. Ich habe meine Mitarbeiter als Lehrlinge ausgebildet und die Besten behalten. Seit vielen Jahren sind die Mitarbeiter am Gewinn des Unternehmens beteiligt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich lege Wert auf Loyalität und ausreichenden Ehrgeiz.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch persönliche Anerkennung, Lob aber auch Hinweise darauf, wie man etwas besser machen kann habe ich erreicht, daß meine Mitarbeiter für mich durchs Feuer gehen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Beruf und Privatleben kann ich weitgehend trennen und bei meinen Hobbys und im Urlaub (Segeln am Wörthersee und Ferienhaus in den Bergen) schaffe ich es gut, abzuschalten, auch wenn ich täglich in Kontakt mit meiner Firma bin.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Kurse brauche ich nicht zu besuchen, ich lese aber viel und wende ca. 20 Prozent der Zeit, vor allem abends, für Nachdenken und Ideensammeln auf. Insbesondere Markterscheinungen beobachte ich sehr genau. Ich habe den Vorteil die Nachkriegszeit in Österreich erlebt zu haben und kann meine Erkenntnisse teilweise auf die osteuropäischen Länder nach der Wende übertragen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Jeder sollte darüber nachdenken, mit welchen Neuigkeiten er die Menschen versorgen kann. Wäre ich jünger, würde ich nur reisen und Neuheiten nach Hause bringen. Ich bin ein Anhänger des internationalen Handels, nicht aber der Globalisierung, da jedes Land eigene, unterschiedliche Bedürfnisse hat, das Großkapital aber keine eigenen Ideen hat und nur Gewinnmaximierung in den Vordergrund stellt, ohne die regionalen Unterschiede zu berücksichtigen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Solange ich arbeiten kann und es sich rentiert, werde ich auch arbeiten um das, was ich geschaffen habe, für spätere Generationen zu erhalten.