Zum Erfolg von Nikolaus Medigovic
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich trenne dabei den persönlichen Erfolg der sich in Zufriedenheit ausdrückt vom betriebswirtschaftlichen, der in Zahlen gemessen wird. Wenn beides zusammen stimmt, kann man sich als glücklich bezeichnen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Mit Ausnahme der Sorbas-Periode schon. Mein Fehler war der teure Standort im Opernringhof, der ständig zehn Prozent unter dem Breakeven arbeitete. Bei 300.000 Schilling Monatsmiete konnte ich es mir nicht leisten, diesen Standort als Werbung zu behalten und das brach mir das Genick. Ich habe nicht bedacht, daß der Ring wie eine Staatsgrenze ist, und konnte die Gäste nicht über diese Trennlinie bewegen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Seit jeher engagiere ich mich wöchentlich 90 Stunden mit persönlichem Einsatz für mein Geschäft und bringe neben Grundintelligenz auch Sympathie und Charme mit. Ich habe dieses Gewerbe nicht gelernt, sondern handle nach dem Prinzip jeden Gast so zu behandeln, wie auch ich selbst gerne in einem Lokal behandelt werden möchte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Da für mich der geschäftliche Erfolg nicht so sehr im Vordergrund steht, habe ich mich mit dieser Frage nicht beschäftigt. Mir ist der private Erfolg wichtiger und als Mensch fühle ich mich auch erfolgreicher.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Mit Ausnahme der Standortfrage im Opernringhof habe ich eigentlich immer richtig entschieden. Ich habe nicht angestrebt Gastronom zu werden, sondern bin nur aus Familientradition ein Feinschmecker. In diese Branche, die mir bis heute Spaß macht, kam ich nur durch Zufall über einen Freund.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Für mich zählt nur Originalität, Alltägliches will ich nicht bieten. Daher bin ich auch das einzige Lokal das ohne Speisekarte auskommt: ich frage meine Gäste was sie gerne essen, wieviel sie möchten oder was sie nicht wollen. Danach stelle ich für jeden ein völlig individuelles Menü mit bis zu elf Gängen zusammen. Dieses Konzept funktioniert nur durch persönliche Beratung und nur in einem kleinen Lokal, in dem man auch die hohe Qualität bieten kann. Das ist für ein größeres Lokal nicht zu kopieren.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erhalte ich von den zufriedenen Gästen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne sie wäre es nicht möglich ein Lokal dieser Art zu führen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich verlasse mich auf mein Gefühl, ob sich jemand bewährt, stellt sich erst später heraus.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Das Lokal ist wie ein Familienbetrieb, in dem sich jeder wohl fühlen muß, geführt. Ich spreche Lob aus und wenn jemand Fehler macht, wird er von mir nicht bloßgestellt. Fehler zu machen ist menschlich.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Gastronomie als Abendgeschäft läßt sich nur mit einer verständnisvollen Frau vereinbaren. An Wochenenden und Feiertagen ist das Lokal ebenso geschlossen, wie zu den Weihnachts- und drei Wochen Sommerferien im August.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Beruflich bilde ich mich täglich weiter: ich besuche andere Restaurants, beobachte den Mitbewerb, sammle Ideen und gehe zu Weinverkostungen. Von Seminaren halte ich für diese Branche nichts. Das Erfolgsgeheimnis ist Herzlichkeit, Freundlichkeit und Geduld – das kann man nicht lernen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man muß seinen Beruf ernst nehmen und darf besonders in der Aufbauphase bei einem Dienstleitungsbetriebes nicht auf die Zeit achten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ein gutgehendes Lokal zu führen ohne zu expandieren und gesund und glücklich zu sein, um meinen bisherigen Weg weiter gehen zu können. Ein wesentlicher Punkt ist die Gesundheit, ohne die man alles andere vergessen kann. Die kann man auch psychisch beeinflussen, und damit, wie man mit seinem Körper umgeht. Sich Zeit nehmen um zu essen, ohne dabei Streß aufkommen zu lassen. Ich verzichte lieber auf eine Mahlzeit, statt nebenher zu essen. Man muß auch im Hirn wissen, weshalb man es macht und nicht unterbewußt nebenbei.
Ihr Lebensmotto?
Ich lebe für heute, Geld in Umlauf zu bringen hilft allen, und leben und leben lassen.