Zum Erfolg von Heinrich Geyer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, meine Erfahrung einbringen zu können um Ziele zu erreichen und dennoch gravierende Fehler zu vermeiden. Neben der fachlichen Kompetenz bedarf es einen hohen Maßes an Ausdauer, Geduld sowie Kommunikationsvermögen. Weiters sollte man als Führungskraft darauf achten, daß die Kluft zwischen Vorstand und Mitarbeiter nicht zu groß wird, das heißt, man sollte den Mitarbeiter als möglichst gleichrangigen Kooperationspartner betrachten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich es trotz so mancher Hürde geschafft habe, meine Ziele zu erreichen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausdauer und die Unbeirrbarkeit. Es gab Situationen, in denen ich mit einem Karriereknick gerechnet habe. Solche Probleme konnte ich aber immer im letzten Moment abwenden.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich machte mit dem kooperativen Stil die besten Erfahrungen. Man muß jedoch darauf achten, daß man nicht den Eindruck erweckt, ein Kumpel zu sein. Kumpelhaftes Verhalten ist nur unter gleichgestellten Personen möglich.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unser Unternehmen wurde 1978 als Konsortiumbank gegründet. Die Besitzverhältnisse sind zwischen der Nova Ljubljanska Banka d. d., der Nova Kredita Banka d. d., der Beogradska Bank und mit der Bank Austria Gruppe geregelt. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Abwicklung von Finanzgeschäften zwischen Österreich und den neuen Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Mitbewerber gibt es im Inland eigentlich nicht, weil wir am österreichischen Markt nicht tätig sind. Unser Geschäft betrifft zum Großteil Slowenien und Kroatien. In Zukunft wollen wir in allen Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien tätig werden. Besonders Serbien, ein Hoffnungsmarkt, zählt dazu. Dies ist erst dann möglich, wenn sich eine gewisse politische Stabilität in diesem Land einstellt; die Wirtschaft kann sich erst dann entwickeln, wenn sich die Regierung gefestigt hat.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gab Zeiten für mich, in denen die nervliche Belastung sehr groß war und die Familie mir Rückhalt bot, obwohl wenig Zeit für sie vorhanden war. Ich hielt aber immer durch. Meine Frau und ich sind in der Zwischenzeit 39 Jahre verheiratet und habe mir trotz aller beruflichen Wellenbewegungen immer die Wochenenden für die Familie frei gehalten. Abschalten war nicht immer möglich, besonders wenn ich Probleme mit mir herumtrug, von denen ich wußte, daß sie auch am Montag noch vorhanden sein würden. So manche Lösung kann man nicht selbst beeinflussen, weil sie erst von außen kommen kann. Ich habe jedoch gelernt, mit dieser Tatsache umzugehen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Wenn man die Absicht hat, eine Tätigkeit im Finanzwesen auszuüben, sollte man zumindest einen HAK-Abschluß nachweisen können, sonst hat man keine Chance, in diesem Metier unterzukommen. Es gibt ganz wenige Lehrlinge in dieser Branche, wenn der Wille und die Begeisterung sehr ausgeprägt sind, können auch sie es schaffen. Meiner Erfahrung nach wird man zur Zeit die obersten Managementebenen nur dann erreichen können, wenn man ein Studium abgeschlossen hat. Es gibt aber sehr viele Punkte, die man trotzdem beherzigen sollte, auch wenn sie mit dem Studium nicht unmittelbar zu tun haben. Besonders Hochschulabgänger sollten ein demütiges Verhalten an den Tag legen, nicht die Ansicht vertreten, daß man mit einem Hochschulabschluß alles kann und der Beste ist. Solche Fälle habe ich mehrfach miterlebt und junge Mitarbeiter sind daran bereits gescheitert. Aber auch den Vorgesetzten würde ich ins Stammbuch schreiben, daß man einen neu eingetretenen Mitarbeiter keine zu raschen Karriereentwicklungen in Aussicht stellen soll. Die Praxis zeigte, daß es eine Katastrophe ist, wenn jüngere Mitarbeiter der Meinung sind, daß sie bereits nach drei Monaten einen Karrieresprung machen können. Ich bin Realist und halte mich auch nicht zurück, wenn es um Probleme geht, denn die gibt es immer. Probleme sollten eigentlich Herausforderungen darstellen, denn Herausforderungen bewältigt man leichter.