Zum Erfolg von Karlheinz Seewald
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist das Erreichen eines persönlich gesteckten Zieles. In beruflicher Hinsicht bedeutet es objektiv betrachtet auch, Karriere zu machen und eine gewisse Position zu bekleiden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Großen und Ganzen durchaus.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Grundvoraussetzung für Erfolg ist Flexibilität. Die Juristerei ist ein breites Anwendungsgebiet, und Richter zu werden war für mich nicht von Anfang an ein klares Ziel, es entwickelte sich erst während des Gerichtsjahres. Damals sah ich, daß der Beruf mit seiner Unabhängigkeit, der Verantwortung und dem Entscheidungsspielraum meinen Vorstellungen nahekommt. Entscheidend sind auch Stehvermögen und Ausdauer. Man darf Rückschläge nicht persönlich nehmen. Da einerseits immer mehr Frauen in die Justiz kommen, andererseits aber die Planstellen begrenzt sind, gibt es viel Konkurrenz. Der Richterberuf verlangt nicht nur fundierte juristische Fachkenntnisse, sondern auch Menschenkenntnis und die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
1999 zum Vorsitzenden des Berufungssenates berufen zu werden, empfand ich als großen Erfolg, da man in dieser Position in einem Bereich der Rechtsprechung tätig ist, in dem Linien vorgegeben werden.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Für mich war es wichtig, viel zu sehen, um ein umfassendes Bild meines Berufes zu bekommen, tiefe Einblicke in die Materie zu erhalten und Zusammenhänge zu verstehen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ein Richter hat Vorgaben zu erfüllen, sollte sich aber im Rahmen seines Entscheidungsspielraumes Originalität erhalten. Das ist sogar erwünscht.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Vorbilder sind eher philosophischer Natur, Mentoren gibt es in diesem Beruf weniger. Man muß sich bewähren, Fachwissen beweisen und zeigen, daß man auch mit größeren Fällen fertig wird.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist ein Schwachpunkt des Berufes: man muß sich selbst Anerkennung geben und aus sich selbst schöpfen. Außer der Bestimmung für verantwortungsvollere Posten gibt es kaum Anerkennung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Als Ausbildungsrichter ist dies für mich ein wichtiges Kapitel. Je besser ausgebildet ein Mitarbeiter ist, desto lieber arbeite ich später mit ihm zusammen - sei es als Verteidiger oder Staatsanwalt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation schaffe ich, indem ich größtmöglichen Spielraum gewähre, um Persönlichkeiten heranzubilden. In einem engen Korsett kann man sich nicht entfalten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eine strikte Trennung ist in diesem Beruf, der auch eine psychische Belastung darstellt, notwendig. Da man es im Strafrecht stets mit der negativen Seite der Gesellschaft zu tun hat, wird man schnell ausgepowert. Wenn ich die Tür des Gerichts schließe, ist dieses Kapitel für mich abgeschlossen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Zu Beginn der Berufslaufbahn muß man sehr flexibel und bereit sein, auch Umwege zu gehen, um dorthin zu gelangen, wohin man möchte. Erfolg ist in einem selbst begründet, daher darf man sich nicht durch objektive Erfolge verleiten lassen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Ziele liegen in den Bereichen Ausbildung und Publikation, ich strebe keine Karriere am OLG oder OGH an.