Zum Erfolg von Anna Klement
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin stolz darauf, daß ich den kleinen Betrieb, den ich übernommen habe, durch dreimaligen Umbau ausgebaut und zu dem gemacht habe, was er heute ist. Mit meinem Gatten erbaute ich nebenbei auch unser Privathaus, außerdem habe ich zwei Kinder großgezogen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg war sicherlich, daß ich stets sehr lernfähig war und immer bestrebt war, mir weitere Kenntnisse anzueignen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich prüfe alle Herausforderungen auf ihre Verbesserungsmöglichkeiten und suche immer nach Lösungen, um Schwierigkeiten und Krisen zu beseitigen bzw. zu bewältigen.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich erachte es nicht als schwierig, als Frau in der Wirtschaft erfolgreich zu sein. Familie, Haushalt und Beruf lassen sich bei richtiger Einteilung gut bewältigen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich 1961 neben meiner Lehre ein Musikstudium in Wien begann, fühlte ich mich sehr erfolgreich. Das Studium brach ich nach acht Jahren aber wieder ab, die Liebe zur Musik ist mir jedoch immer geblieben.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich den Betrieb von meinem Vater übernahm, war dies die richtige Entscheidung. Ich mußte mich damals zwischen meinem Gesang und der Buchhandlung entscheiden. Als ich das Geschäft in die Wiener Straße 36 verlegte, war dies ebenfalls eine gute Entscheidung, da ich mir damit die teure Miete, die ich am Hauptplatz bezahlt hatte, ersparte.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Wesentlich geprägt wurde ich von meinem Vater, von dem ich das Geschäft und den Handel erlernte, aber auch von meiner Mutter, die ebenfalls immer im Geschäft anwesend war und mir viel beibrachte. Die wichtigste Stütze für mich ist natürlich mein Mann, denn eine Frau mit eigenem Geschäft braucht immer einen verständnis- und rücksichtsvollen Partner.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein Problem ist der allgemeine Geschäftsrückgang, da heute jedes Geschäft alles führen darf. Die Konkurrenz der großen Buchketten setzt meinem Geschäft natürlich sehr zu.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Kunden sehen mich sicher als sehr kompetente Fachkraft auf meinem beruflichen Gebiet. Im Bezug auf Papier- und Spielwaren sowie als Buchhändlerin schätzt man meine exzellente Beratung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter spielen bei meinem Erfolg eine sehr große Rolle. Ich lege Wert darauf, daß wir gut zusammenarbeiten und eine Einheit bilden. Meine Mitarbeiter arbeiten für mich und mein Geschäft, und je kompetenter sie werden, desto besser ist der Ruf der Firma. Das Geschäft umfaßt 130 Quadratmeter und ist sehr gut sortiert, daher brauche ich verläßliche und gute Mitarbeiter, die überall eingesetzt werden können. Wichtig ist auch das gute Betriebsklima.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere mit Lob und Anerkennung, Geschenken zu Weihnachten, gemeinsamen Abendessen und kleinen Aufmerksamkeiten.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Stärken unseres Unternehmens liegen als Fachgeschäft vor allem in unserer kompetenten Beratung. Mit meiner jahrzehntelangen Berufserfahrung fällt es mir auch nicht schwer, auf Sonderwünsche einzugehen. Ich bin in der Lage, alle gewünschten Bücher, auch aus dem Ausland, zu besorgen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Familie kommt nicht zu kurz, höchstens meine eigenen Wünsche. Deshalb freue ich mich schon auf die Pension, wenn ich mich wieder mehr meiner Musik widmen kann.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich versuche mich ständig weiterzubilden. Seit 1963 bin ich aktives Mitglied der Wirtschaftskammer Niederösterreich, bin im Ausschuß des Buch- und Papierhandelsgremiums und leite seit 1968 Lehrabschlußprüfungen als Vorsitzende. Seit 1968 war ich nebenberuflich Berufsschullehrerin und unterrichtete bis 1993 Papierwaren-Fachkunde und Handel mit Papierwaren an der Landes-Berufsschule in St. Pölten. Außerdem bin ich Laienrichterin am Landesgericht St. Pölten sowie am Wiener Oberlandesgericht.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Der nächsten Generation gebe ich den Rat, auf alle Fälle einen Beruf zu erlernen. Das ist für das weitere Leben wesentlich, auch wenn man später einmal etwas anderes macht.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, mein Geschäft bis zu meiner Pensionierung erfolgreich weiterzuführen. Ich hege die Hoffnung, daß meine Tochter Nicole, die ebenfalls gelernte Buchhändlerin ist, das Geschäft übernehmen wird.