Zur Karriere von Wolfgang Schilk
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach der Matura am humanistischen Gymnasium studierte ich Rechtswissenschaften. Ich war gezwungen, mir mein Studium selbst zu finanzieren, was mir mit der Musik möglich war und mir auch einen entspannten und vergnüglichen Ausgleich zum Studieren bot. 1992 schloß ich mein Studium als Magister der Rechtswissenschaften ab. Während meiner Abschlußarbeiten entwickelte sich mein Interesse an wirtschaftlichen Fächern, und der zu Beginn gefaßte Entschluß, Anwalt zu werden, wurde kurzerhand durch das Angebot abgelöst, am Trainee-Programm der damaligen Creditanstalt-Bankverein AG teilzunehmen. Dieses ermöglichte mir eine sehr intensive Fachausbildung im Bankwesen und bestimmte ab diesem Zeitpunkt meine weitere berufliche Entwicklung. Bei meiner ersten Aufgabe, 1994 im Sanierungsmanagement für Großkunden in der Creditanstalt, war mein juristischer Hintergrund von wesentlicher Bedeutung, und ich erhielt schon Ende 1995 das Angebot, die Leitung einer Kreditabteilung in Wien zu übernehmen. Drei Jahre nach Abschluß meines Studiums bekleidete ich also schon eine leitende Funktion mit Gesamtverantwortung, sowohl für das mir unterstellte Personal als auch für ein beträchtliches Kreditvolumen. In dieser Position wickelte ich große Geschäfte, etwa mit den Firmen Wienerberger und Kapsch, ab und hatte die Möglichkeit, bei der Abhandlung so großer Finanzierungen viel Wissenswertes dazuzulernen und mich ständig weiterzuentwickeln. In diese Zeit fiel auch der Beginn der Integrationen und Fusionen innerhalb der Bank selbst. Ich habe dann laufend Kreditabteilungen zusammengelegt und daraus größere Einheiten gebildet, bis schließlich die Fusion BA-CA beschlossen wurde und es meine Aufgabe war, aus den verschiedenen Bereichen eine homogene, funktionsfähige und erfolgreiche Einheit zu formen. Diese Zeit empfinde ich als einen sehr wichtigen Punkt in meiner Laufbahn. Bevor ich dann, wie es mein Wunsch war, operative Verantwortung übernehmen konnte, wurde ich nach St. Pölten versetzt, um auch die dortige Kreditabteilung zu leiten und das dort bestehende Team zu einen und zu optimieren, was sehr rasch gelang. In weiterer Folge wollte es der Zufall, daß man mir überraschenderweise schon nach ungefähr einem Jahr in St. Pölten das Angebot machte, die Nachfolge des nach Tschechien wechselnden Landesdirektors zu übernehmen - ein Angebot, das ich gerne annahm. Im Jahre 2004 wurde ich zum „Landesdirektor der Region Niederösterreich West Firmenkunden“ ernannt, was mit der personellen und ertragsmäßigen Verantwortung für das Firmenkundengeschäft der Region verbunden war. Bald darauf gab es einen Vorstandsbeschluß, der eine Zusammenlegung der Landesdirektionen der Firmen- und Privatkunden unter der Führung eines Regionaldirektors vorsah, was aber auch eine beträchtliche Reduktion der Mitarbeiterzahl mit sich brachte. Ich wurde für diese Position ausgewählt und war somit auch für den Entwicklungsprozeß zu einer schlanken und konsequent vertriebsorientierten Einheit verantwortlich. Dies war eine Zeit der höchsten Anforderungen auch an mich selbst, da ich viele der Veränderungsmaßnahmen und Gespräche selbst durchführte. Im Mai 2007 wurde ich zum Bereichsleiter für das österreichische Finanzierungsgeschäft der Retaildivision, „Head of Department Retail Credit“ bestellt, was bedeutet, daß ich derzeit die Geschäftsverantwortung in Höhe von rund 24 Milliarden Euro und die Personalverantwortung für rund 30 Mitarbeiter trage und mich auf der direkten Ebene unter dem Vorstand befinde - am first level report -, also nur diesem zu berichten habe. Im Rahmen meiner bisherigen beruflichen Laufbahn habe ich bewußt einerseits den Wechsel von zentralen Funktionen und Vertriebstätigkeiten und andererseits den Wechsel zwischen Risikomanagement- und Verkaufstätigkeiten gesucht. Sehr erfreulich ist für mich, daß ich auch aufgrund der organisatorischen Veränderungen der letzten Jahre diese Tätigkeiten sowohl im Corporate-Geschäft als auch im Retailgeschäft über die gesamte Produktpalette ausüben durfte. Gerade der Wechsel zwischen den Verantwortungsgebieten ermöglicht aus meiner Sicht ein tiefgreifendes Verständnis für die Zusammenhänge und die Chance zur kreativen Weiterentwicklung. Divisionalisierung ist aufgrund der Komplexität und der dynamischen Entwicklungen im Bankengeschäft notwendig, um exakt nach den jeweiligen Kundenbedürfnissen und auf höchstem Niveau agieren zu können. Andererseits ermöglicht der Blick über die Divisionsgrenzen hinweg neue Perspektiven und innovative Ideen. Daß die Vernetzung und der intensive Austausch nunmehr länderübergreifend erfolgen, empfinde ich als große Chance in der UniCredit Gruppe.