Zum Erfolg von Josef Umathum
Was ist für Sie Erfolg?
Ein erfülltes Leben, Freude an der Tätigkeit und etwas weiterzubringen. Erfolg heißt, nicht der Beste zu sein, große Autos zu fahren und viel Geld zu haben. Erfolg kann man auch im Kleinhandwerk haben, wenn man damit glücklich ist. Zu dieser Definition kam ich, weil ich in einem Umfeld aufwuchs, in dem Geld ebenso knapp war, wie auch die Zeit, die meine Eltern für uns Kinder hatten. Sie begannen bei Null und konnten sich keine fremden Arbeitskräfte leisten - es muße gespart werden.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, wobei ich persönlichen und wirtschaftlichen Erfolg trennen will, auch wenn beides zusammenhängt. Als ich 1985 in den Betrieb einstieg, mußte ich alles allein machen. Damals mußte ich auch viel improvisieren und mußte oft bis Mitternacht arbeiten - einen Stapler oder gute Pumpen konnte ich mir damals nicht leisten. Das waren wertvolle Erfahrungen, aus diesem Dickicht herauszukommen - es aus eigener Kraft zu schaffen - ist schon Erfolg, ebenso wie als Produzent von Nichts ein Produkt in die Flasche zu bringen und sich einen guten Namen zu erarbeiten.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung in den Betrieb einzusteigen, sich einen Plan zu machen und sich in den Entscheidungen nicht dreinreden zu lassen. Hier habe ich dann die Entscheidung getroffen, die Ackerwirtschaft aufzugeben, nur noch Wein zu produzieren und diese Anbauflächen zu vergrößern. In einem Familienbetrieb ist die Gefahr groß, daß in Entscheidungen dreingeredet wird. Hier ist es wichtig, die Fäden selbst in der Hand zu behalten. Der nächste Schritt war, Mitarbeiter zu nehmen und ihnen Entscheidungskompetenzen zu geben.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Ja, weil mein Umfeld auch an meinem Erfolg teilhat.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Trotz schlechter Wetterbedingungen 1987, 1989 und 1991 haben wir es geschafft, sehr gute Qualität auf den Markt zu bringen. In guten Jahren muß man sehr ungeschickt sein, um schlechten Wein zu produzieren. In den schwierigen Jahren muß man sich mehr bemühen und von Anfang an auf Qualität beharren - das liegt vor allem an der Betreuung und Bearbeitung der Reben. Besonders in schlechten Jahren konnten wir uns beim Konsumenten Vertrauen schaffen.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Wir verfolgen konsequent eine Lagenphilosophie - jeder Boden hat eine gewisse Typizität, ebenso wie die Reben die darauf stehen. Diesen Typ herauszuarbeiten gelingt uns in guten Jahren besonders gut, und man schafft das nur, wenn man von Anfang an alles so perfekt wie möglich macht. Für den Weiterbau als Gärtnereiwirtschaft gehört Gefühl, um zu wissen, was die Rebe braucht. Das Weinherstellen selbst ist eine handwerkliche Tätigkeit, aber auch dazu braucht man Gespür. Man muß entscheiden, welche Trauben verwendet werden, damit legt man die Güte des Weines schon im Vorhinein fest. Wenn man gute Trauben hat, ist es leicht, guten Wein zu produzieren - entscheidend ist der Weingarten.Was macht Ihren Erfolg gegenüber internationaler Konkurrenz aus? Dazu gehört etwas Glück, 1995 konnten wir z.B. in England bei einer Verkostung mit unseren Rotweinen alle Franzosen schlagen, das bedeutet für uns besonders den Durchbruch am amerikanischen Markt. Ein Drittel unserer Produktion geht in den Export, vor allem in die USA, nach Belgien, Holland, Deutschland und die Schweiz. In der Weinwirtschaft kann man entweder in Masse produzieren - das ist in Österreich aufgrund von Frost- und Trockenperioden, sowie wegen der hohen Lohnkosten schwer - in Chile z.B. ist der Ertrag bei 10% der Lohnkosten rund vier Mal höher. Daher hat man in Österreich nur mit Qualität eine Chance. Wir haben ganz charakteristische Weine - sowohl etwas vom Norden als auch südlichen Charakter - , die man forcieren muß um einen typisch österreichischen Wein auf den Markt zu bringen. Die Transportkosten spielen keine Rolle mehr.Welche Rolle spielt die Familie? Eine wichtige Rolle. Sie ist der Ort, an dem man Rückhalt und Stütze findet und sich zurückziehen kann.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Sie müssen die Arbeit gern tun und Biß haben, sie müssen Verantwortungsgefühl und das Gefühl haben, daß unser Wein auch ihr Wein ist. Nicht entscheidend ist, ob sie vom Weinbau Ahnung haben. Wenn sie davon nichts wissen, ist mir das manchmal sogar lieber, dann kann ich sie einschulen. Natürlich spielt dabei auch Sympathie eine Rolle, und man kann mitunter Fähigkeiten oder Unfähigkeit nicht richtig bewerten. Das erste Kriterium in meinem Wertungsschema ist daher die soziale Intelligenz, wie ich Mitarbeiter in Gruppen intergrieren kann.
Kennen Sie Niederlagen?
Erfolg kann man nur haben, wenn man auch Niederlagen erlebt hat. Das eine bedingt das andere.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Im Keller experimentieren wir viel, dabei gelingt nicht alles. Dann grüble ich über die Fehler, suche sie, um sie beim nächsten Mal zu vermeiden. Niederlagen machen mich nachdenklich und frustrieren mich, ich zerbreche aber nicht daran.
Woher schöpfen Sie Ihre Kraft?
Kraft schöpfe ich auch aus der Familie und aus Spaziergängen im Weingarten. Auch zufriedene Kunden sind eine wichtige Kraftquelle, deshalb verkaufe ich auch einen Teil des Weines direkt - auch wenn das anstrengend ist, so bekomme ich viel Feedback. Diese Anerkennung ist mir wichtig.
Ihre Ziele?
Weine nur aus Toplagen zu produzieren - wir haben noch einen kleinen Teil mittelmässiger Lagen - eine gute Lage bringt immer einen guten Wein und gibt damit auch Sicherheit. Um international reüssieren zu können würden wir 30 bis 50 ha an Toplangen benötigen. Um jeden Peis und mit Gewalt ist eine Expansion aber für mich nicht nötig. Selbst hausieren will ich mit meinem Wein nicht gehen müssen, wir könnten aber derzeit rund 20 bis 30 Prozent mehr produzieren, ohne das geringste Absatzproblem zu haben.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Der wichtigste Erfolg war die Burgunder Style - Trophy in London, das hat uns gefreut und gezeigt, daß wir am richtigen Weg sind.
Ihr Lebensmotto?
So natürlich wie möglich zu bleiben.
Ein Ratschlag zum Erfolg?
Wenn man etwas gern macht, werden alle Schwierigkeiten klein und dann sollte man es durchziehen, dann schafft man es auch.