Zum Erfolg von Manfred Schuhmayer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, die erfolgreichste und umsatzstärkste Fachzeitung der Österreichischen Nachkriegsgeschichte gegründet zu haben. Erfolg ist in diesem Zusammenhang weiters in der Tatsache zu sehen, daß ich nie auch nur einen Schilling Kredit für den Aufbau meines Unternehmens benötigte, was an ein Wunder grenzt. Geld spielt bei meinem Erfolg keine Rolle; es lag mir nichts daran, pekuniäre Ziele zu verfolgen. Wesentlich war meine Leistung - wenn diese stimmt, stellt sich der finanzielle Erfolg von selbst ein. Erfolg bringt Geld; Geld macht Spaß, Spaß macht Freude und Freude bedingt den Erfolg.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Für meinen Erfolg waren mehrere Faktoren ausschlaggebend. Einer dieser Faktoren ist zielgerichteter Fleiß. Mindestens genauso wichtig ist die Liebe zum Beruf: Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen und arbeitete immer sehr viel. Glück oder Pech spielten in meiner Vita keine Rolle, wichtig war vor allem meine gute Hand in der Auswahl von Mitarbeitern. Ich besaß in meinem Leben nie einen Presseausweis, weil ich ihn nie gebraucht hätte und auch heute nicht brauche - man kennt und schätzt mich einfach. Mit Sicherheit spielt meine Familie eine große Rolle bei meinem Erfolg, weil ich nur dann einen freien Kopf für meinen Beruf habe, wenn ich gemeinsam mit meiner Frau geistige und körperliche Erholung finden kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Im Sinne meiner Definition sehe ich mich heute als erfolgreich, weil ich aus eigener Kraft sehr viel erreichte. In der aktuellen Situation sehe ich mich auch deshalb als erfolgreich, weil unser Verlag keine Krise zu spüren bekam, keinen Anzeigenrückgang zu beklagen hat und wir Personal einstellen, während andere Mitarbeiter entlassen. Diese Entwicklung führe ich auf das Können unseres Teams zurück. Fast alle sind Akademiker und sind in der Lage, theoretisches Wissen mit Praxis zu verbinden.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich denke, daß man es als Journalist in puncto Anerkennung relativ leicht hat: Wenn man einen guten Artikel geschrieben hat, der den Lesern gefällt, erfährt man die schönste und wichtigste Anerkennung. Als Journalist braucht man - wie ein Schauspieler - Beifall. Bleibt dieser aus, ist man einfach nicht gut genug.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Es gibt in unserer Branche viele Abenteurer und Nichtkönner, die sich vor allem im Bereich der Fachzeitschriften selbständig machen, weil sie viel Geld haben und dabei unseriös arbeiten. Der Journalismus, der von manchen Kollegen gepflegt wird, verdient den Namen kaum, das ökonomische Wissen ist gleich Null, von der Allgemeinbildung ganz zu schweigen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich beschäftige sehr viele, hervorragend ausgebildete Akademiker. Neben der Basis einer guten Ausbildung setze ich die Liebe zum Beruf voraus. Weiters lag mir immer viel daran, ein gutes Team aufzustellen, in dem die einzelnen wie im Fußball mit ihren Leistungen zum Sieg (oder Erfolg) der ganzen Mannschaft beitragen. In einem Team ist die Position des Mitarbeiters, der sich quasi formen läßt, also teamfähig ist, genauso wichtig wie der Vorgesetzte, der die Fähigkeit besitzt, das Team zu koordinieren. Unsere Mitarbeiter müssen topinformiert sein und österreichische wie auch internationale Qualitätsmedien lesen.Wieviel Zeit wenden Sie für Weiterbildung auf? Für meine 64 Jahre noch sehr viel: ich lese täglich mehrere hochwertige Zeitungsprodukte, da sie mir das aktuelle Wissen liefern und ich das Lesen von Qualitätszeitungen für ein wesentliches Fortbildungsinstrument halte, das leider viel zu wenig forciert wird. Vor drei Jahren habe ich in Computerkursen mein EDV-Wissen aktualisiert; darüber hinaus halte ich selbst immer wieder Vorträge und leite Diskussionsrunden, bei denen ich lerne. Auch Regal veranstaltet jährlich ein Symposium mit Spitzenleuten, an dem regelmäßig 400 Leute teilnehmen.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Das wichtigste ist die Ausbildung - und zwar im Sinne sowohl eines sehr hohen Fachwissens als auch einer breiten und umfassenden Allgemeinbildung! Ohne Ausbildung kann man heute (Stichwort: Globalisierung) gar nichts erreichen. Es ist eine österreichische Krankheit, immer mit dem Bestehenden zufrieden zu sein und alles gut zu finden; wenn man wie ich die Dinge erst einmal aus anderer Perspektive sieht, führt das oft zu einem bösen Erwachen. Ich sage heute jedem, daß es nur Fleiß und Ausbildung sein können, die zum Erfolg führen - mit Beamtenmentalität, die in Österreich leider sehr verbreitet ist, wird man nicht weit kommen.