Zum Erfolg von Peter Zawrel
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist ein sehr komplexes Thema. Ich vertrete die Ansicht, daß der Mensch in seinem Leben sehr vielen Veränderungen unterworfen ist und sich grundsätzlich entwickeln kann. Erfolg ist meiner Meinung nach situationsbedingt, weil sich auch die Vorstellungen eines Individuums beinahe zwingend verändern. Hätte ich in meiner Zeit beim Land Niederösterreich Erfolg damit gleichgesetzt, zum ersten Mal in meinem Leben gerecht entlohnt zu werden, spielt dieses Thema für mich heute keine Rolle mehr. Statussymbole interessieren mich überhaupt nicht. Erfolg bedeutet für mich, mit dem Erreichten zufrieden zu sein, wobei diese Zufriedenheit kein Zurücklehnen meint, sondern in Balance mit dem Streben stehen muß, noch etwas mehr zu erreichen. Die schönsten Glücksgefühle in meinem Leben hatte ich immer, wenn ich im Rahmen einer Ausstellung oder Veranstaltung sah, daß der Funke überspringt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Erfolg hat für mich sehr viel damit zu tun, immer wieder neue Herausforderungen zu suchen. Dies setzt wiederum Lernfähigkeit voraus. Ich bin ein Mensch, der sehr international denkt und handelt und möglichst weitreichende Erfahrung sammeln möchte: Ich kann von einem norwegischen Filmproduzenten, den ich gerade kennengelernt habe, vermutlich mehr lernen, als von einem österreichischen, den ich seit zehn Jahren kenne. Eine wesentliche Rolle spielt schließlich die Auswahl meiner Mitarbeiter, durch die ich immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert bin. Ich bin kulturell äußerst vielseitig interessiert und habe in allen Bereichen – von der Bildenden Kunst über zeitgenössische Musik bis hin zur Architektur – hunderte Beiträge verfaßt, Eröffnungsreden gehalten und Kataloge erstellt. Die Vermittlung dessen, was außerordentlich begabte Menschen machen, auch wenn es nicht immer von allen akzeptiert oder verstanden wird - also den Kulturschaffenden eine Chance zu geben - liegt mir persönlich am Herzen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Natürlich ist man, spontan gefragt, dazu geneigt, die Originalität der Imitation vorzuziehen, man muß allerdings bedenken, daß die Ideologie der Originalität große Gefahren in sich birgt, weil jede Entwicklung etwas Gewachsenes ist. Ich habe den Eindruck, daß im Moment der Zwang zur Originalität ausgerufen wird: Ich sehe viele Menschen, die in jungen Jahren unter höchstem Druck stehen, weil ihnen von den Medien vermittelt wird, daß sie Versager sind, wenn sie nicht bis zu ihrem 30. Lebensjahr ihre erste Million verdient und etwas ganz Originelles geschaffen haben, egal, ob es sich um ein Kunstwerk oder ein neues Fondsmodell handelt. In Wirklichkeit ist es sehr schwierig, originär zu sein, und ich habe daher höchste Bedenken, daß dieser Zwang zu Verflachung führen wird.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eine besondere Form der Anerkennung liegt für mich darin, daß manche Menschen sich bei mir dafür bedanken, daß sie einen neuen Zugang zur Kunst bekommen, neue Anregungen erhalten haben und etwas erlebten, das ihnen bis dato verschlossen geblieben war. Durch sie wird mir bewußt, daß das, was ich mache, Sinn hat.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich suche den Widerspruch und die Herausforderung und umgebe mich daher gern mit Mitarbeitern, die in ihrer Denkungsart nicht unbedingt mit mir konform gehen, weil ich nur so das Gefühl habe, mich weiterentwickeln zu können. Ich brauche keine „Ja-Sager“, die tun, was ich ihnen anschaffe; ich lege ganz im Gegenteil größten Wert auf den Diskurs.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich denke, daß es wichtig ist, seine eigenen Begabungen zu erforschen und sich auf diese zu konzentrieren.