Zum Erfolg von Ferry Ebert
Was verstehen Sie unter Erfolg? Erfolg hat viele Gesichter. Mit meinen 66 Jahren ist es schon ein Erfolg, wenn einem nichts wehtut. Gott sei Dank erfreue ich mich bester Gesundheit. Erfolg mag auch sein, wenn es einem nach der Summe aller Niederlagen gelingt immer noch Mensch zu sein. Ein toller Erfolg ist es für mich, daß ich in Zeiten wie diesen, wo 40.000 Unternehmen einen Nachfolger suchen, gleich zehn Franchisepartner gefunden habe, die mein Lebenswerk fortführen werden.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Auf vielen Sektoren war ich ein Pionier. Ich trat immer an, um meine Ideen zu verwirklichen.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Über mich erzählt man sich - typisch österreichisch - ganz Unterschiedliches.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Bei der Partnerwahl. Meine Frau ging mit mir durch dick und dünn.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Ich habe nie lange hinterfragt, ob's was wird oder nicht, sondern trat mit viel Risikobereitschaft an, um die an mich herangetragenen Möglichkeiten zu verwirklichen. Den einzigen Vorwurf, den ich mir über mein Unternehmerleben machen könnte ist, zu viel unternommen und zu wenig unterlassen zu haben. Mein ganzes Leben war Abenteuer pur. Darüber schreibe ich nun das Buch Mist ist der beste Dünger.
Was ist für den Erfolg hinderlich? Meinungen anderer zum eigenen Verhalten einzuholen; nicht lange fragen, sondern in die Tat umsetzen.
Welche Rolle spielt Ihr Umfeld? 1989 / 1990 war ich zwei Jahre mit dem Rucksack in Indien und Nepal und Ägypten unterwegs auf der Suche nach dem Sinn. Heute laufe ich nicht mehr dem Erfolg nach, es bewegt sich alles um mich herum. Was man sät wird man auch ernten. Was immer man bewußt oder unbewußt auf partnerschaftlicher, wirtschaftlicher oder gemeinschaftlicher Ebene an negativen und positiven Akzenten verursacht holt einen im Verlauf des Lebens unweigerlich ein: spätestens dann, wenn man unvorbereitet auf dem linken Fuß steht, bekommt man vom Schicksal die Rechnung (oder die Gutschrift) präsentiert.
Welche Rolle spielt die Familie? Sie steht für mich - als Zelle der Gemeinschaft schlechthin - an erster Stelle.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Weniger nach Qualifikation, sondern aufgrund Vertrauensseligkeit, die sich im Moment des Kennenlernens meist von ihrer besten Seite präsentieren. So kam ich zwangsläufig zur Erkenntnis, daß Vertrauen gut, Kontrolle aber besser ist.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation spielt insofern keine Rolle, als ich immer von mir selber ausging. Für mich erfordert leben sowieso die größte Selbstmotivation.
Was bedeuten für Sie Niederlagen? Enttäuschungen waren vor allem auf menschlicher Ebene gegeben, wenn ich Vertrauen hatte. Andererseits war Loyalität der Mitarbeiter wo man sie gar nicht erwartete ein angenehmer Gegenpol. Die Summe der Niederlagen formen dich zum Menschen, die Summe der Erfolge verformen dich. Je mehr ein Mensch besitzt, umso mehr ist er naturgemäß von seinem Besitz besessen und somit nie frei (Verlustängste).
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus meiner angeborenen positiven Lebenseinstellung, die mir in die Wiege gelegt wurde, einem nie versagenden Optimismus und einer Partnerin, der Vorwurf (in welcher Form auch immer) fremd ist.
Was sind
Ihre Ziele?
Mein Vermächtnis (auf ideeller Basis) an kommende Generationen (beginnend bei meinen Enkeln) weiterzugeben.
Bekommen Sie - ausreichend - Anerkennung? Ja. Als ich mich zum Millenniumswechsel aus dem Unternehmerleben zurückzog und Automaten zum Verkauf anbot trugen junge Menschen diese aus meinem Büro mit Bemerkungen wie für mich ist heute Weihnachten, ich trage ein Stück Ferry Ebert mit nach Hause. Ein Oberösterreichischer Apotheker bestellte telefonisch einen Pez-Automaten (ein Kult-Objekt, das um rund 50.000 Schilling gehandelt wird) mit dem Hinweis Sie haben mit ihren Automaten ein Stück österreichische Kulturgeschichte geschrieben. Daran merkte ich, daß ich wider erwarten etwas bewegt habe. Doch Anerkennung zeigt sich erst am Ende des Lebens und macht es deshalb so spannend.
Wie lautet
Ihr Lebensmotto?
Immer das Wort an die Menschen zu richten, egal wer immer es ist.
Haben Sie Vorbilder?
Menschen, denen die Freude am Sein ins Gesicht geschrieben ist. Eines meiner Erkenntnisse lautet: So wie ein Mensch sich regt, so wie er sich trägt, so trägt er seine Seele öffentlich zur Schau.
Haben Sie noch eine
Anmerkung zum Erfolg?
So, wie die Zeit nicht stehen bleibt, so hat auch der Erfolg viele, wandelnde Gesichter. Der Erfolg auf industrieller Ebene, wie er sich noch heute zeigt, gehört schon der Vergangenheit an und wird abgelöst durch den imaginären Erfolg auf der kommunikativen und medialen Ebene.
Wie lautet Ihr Ratschlag zum Erfolg? Zum ersten Geburtstag habe ich meinem Enkerl Mathias ein 220 Seiten starkes Buch gewidmet. Der Schluß endet mit dem Hinweis: Mein heute noch kleiner, dereinst einmal großer Freund, wenn du einmal diese Gedanken deines Großvaters verstehen wirst, gibt's mich vielleicht nicht mehr, darum rate ich dir, auf die diesem Buch zugrunde liegenden Ratschläge deines Großvaters nur dann zurückzugreifen, wenn dir danach ist, nicht weil mir einmal danach war. Als größten Erfolg sehe ich den Zeitabschnitt ab Beginn des Wassermann-Zeitalters (ab dem Jahr 2000), von dem sich Mystiker seit Menschheitsgedenken einen tausend Jahre währenden Frieden auf Erden erhoffen. Wenn dem so wäre, wäre das Wohl der größte Erfolg für die zukünftigen Generationen.